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Am Ruder. Yachthafen-Chefin Maria Ruge auf ihrem eigenen Boot.

© Andreas Klaer

Potsdam: Internationale Anlegestelle

Der Yachthafen Potsdam hat seit 2014 neue Betreiber. Inzwischen zieht er Gäste aus aller Welt an. Das Resultat vieler Eigenleisungen – und einer Starthilfe.

Potsdam-West - Dicht an dicht stehen in der großen Halle die schicken Motorboote nebeneinander und warten darauf, endlich wieder über die brandenburgischen Gewässer geschippert zu werden. Mitten zwischen den Booten auf dem Gelände des Yachthafens Potsdam präsentierte die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Berlin-Brandenburg (MBG) am Dienstag die Zahlen ihres letzten Geschäftsjahres. Die MBG hilft mit Beteiligungen kleinen und mittleren Unternehmen, um deren Eigenkapital zu unterstützen. Dadurch sind die Unternehmen in der Lage, Kredite gewährt zu bekommen und weitere Finanzierungen zu planen.

Auch den beiden Geschäftsführern des Yachthafens, Maria Ruge und Leendert Messchendorp, hatte die MBG 2014 mit 140 000 Euro unter die Arme gegriffen. Dadurch konnten die beiden über weitere Kredite den Yachthafen vom ehemaligen Besitzer Armin Burchardi abkaufen, der das Areal nach der Wende 1989 aufgebaut hatte. Am 1. Januar 2014 nahmen sie die Schlüssel entgegen.

Die beiden Geschäftsführer sind nicht neu in der Branche. Ruge ist gelernte Hotelfachfrau und studierte Tourismusmanagement. Ursprünglich kommt die 36-Jährige aus der Uckermark, ist aber, so sagt sie, schon über 20 Mal umgezogen, hat in Nordrhein-Westfalen, auf Usedom, in Holland und Berlin gearbeitet. Seit ihrer Jugend interessiert sie sich für alles rund um den Wassersport, mit 19 Jahren machte sie den Bootsführerschein. „Mit den Jahren ist mein Hobby immer mehr zum Beruf geworden“, erklärt Ruge. Sie arbeitete bei Werften, Charterfirmen und Bootsmessen.

Ihr Lebensgefährte, der gebürtige Holländer Messchendorp, ist gelernter Schiffsingenieur und arbeitet seit über 30 Jahren in der Branche. Von ihm sei auch damals die Idee gekommen, den Hafen zu übernehmen, sagt Ruge. „Wir haben über zwei Jahre versucht, das hier möglich zu machen“, sagt Ruge. Nach dem Kauf fielen umfangreiche Renovierungsarbeiten in Eigenleistung an. 400 Tonnen Stahl, Müll und „anderen Kram“, durchgerostete Schiffsteile etwa, hätten sie entsorgen müssen, so Messchendorp.

Zwei Jahre lang prüften Messchendorp und Ruge die Besitzverhältnisse einiger Schiffsleichen, die sich auf dem Areal befanden. Die Halle, in der die Boote ihren Winterschlaf halten, wurde im letzten Jahr neugebaut. Einige Wege haben die beiden gepflastert, die Rezeption umgebaut, eine Schranke am Eingang eingesetzt, einige Fassaden an den Gebäuden erneuert und sich neue Geräte und Anlagen besorgt. So wie das neue Arbeitsboot „Rambo“, mit dem gesunkene oder feststeckende Boote befreit werden können. Oder einen neuen Hafenkran, der Boote bis zu etwa 25 Tonnen anheben kann.

Neben dem 12 000 Quadratmeter großen Areal an der Kastanienallee besitzen Messchendorp und Ruge auch die beiden Häfen in der Neustädter Havelbucht und an der Oberen Planitz. Die insgesamt 400 Liegeplätze sind ständig belegt. Derzeit liegen Ruge 150 weitere Anfragen vor. Langfristig wollen die beiden daher ausbauen. Zusätzlich zu den Liegeplätzen besitzen sie das Restaurant „Kombüse 22“ am Hafen, und bieten Gästezimmer sowie Dienstleistungen rund ums Boot an – Reparaturen, Wartungen oder Kranungen. Der Yachthafen hat sich rumgesprochen. Die Urlauber, die während der Saison einen der 50 Gästeplätze nutzen, kommen aus Italien, den Niederlanden, Australien, England, den USA, der Schweiz, oder Frankreich. „Manchmal habe ich vier Nationalitäten in meinem Büro“, so Ruge. 

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Hintergrund

Die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Berlin-Brandenburg (MBG) ist eine privatwirtschaftlich organisierte Selbsthilfeeinrichtung der gewerblichen Wirtschaft. Im Jahr 2017 investierte die MBG nach eigenen Angaben neu in 39 Unternehmen. Das Volumen lag bei 9,6 Millionen Euro. Insgesamt beteiligt sich die MBG mit 47,4 Millionen Euro an 206 Unternehmen in der Region. Die Angebote richten sich ankleine und mittlere Unternehmen mit Sitz oder Investitionsvorhaben in Berlin und Brandenburg, einem Jahresumsatz von bis zu 50 Millionen Euro und weniger als 250 Beschäftigten. Vor allem die Industrie-, Einzelhandel- und Dienstleistungsbranche sind vertreten. Die MBG beteiligt sich mit Eigenkapital mit einer Laufzeit von fünf bis zehn Jahren. Die Beträge liegen zwischen 10 000 Euro und einer Million Euro

Sarah Stoffers

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