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Der Entwurf für das Denkmal. 

© Meininger/ Frédéric Urban

Potsdam Heute, Samstag, 6. Juni 2020: Ein Denkmal entsteht, Einschränkungen fallen und ein Klimaforscher feiert Geburtstag

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Guten Morgen,

wir beginnen den Tag mit ein paar Lockerungsübungen. Das kann angesichts angespannter Reaktionen zu Potsdamer Dauerstressthemen wie GarnisonkircheSynagogenbau oder Poller in der Innenstadt nicht schaden. Aber dazu später. Erst einmal das Erfreuliche: Heute fallen weitere Einschränkungen in der Coronakrise weg. Ab Samstag dürfen wieder Kulturveranstaltungen stattfinden. Unter Auflagen zwar, aber besser als zu Hause dauernd in die Röhre zu gucken ist das allemal. Theater, Konzerte, Kino - das geht jetzt wieder! Aber bitte nicht gleich bei Thalia und UCI vorturnen, die Potsdamer Kinos wärmen sich noch auf. Nun eine Übung für Eltern: Atmen Sie ganz tief durch und lassen Sie die Gesichtsmuskeln locker. Sie müssen nicht mehr gute Miene zum schiefen Spiel ihres Nachwuchses machen. Vorbei mit schrägen Hausmusiktönen! Die Musikschulen dürfen auch wieder für Gruppenunterricht öffnen. Da stimmen wir doch eine Ode an die Freude an und widmen uns erst einmal den Ausflugstipps.

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Was könnte ich heute unternehmen?

Empfehlungen heute von Steffi Pyanoe

Erinnerungen an 1989 
Am 4. November soll das Demokratiedenkmal auf dem Luisenplatz eingeweiht werden. Die Entstehung des Kunstwerks im Atelier von Mikos Meininger können die Potsdamer begleiten und sich daran sogar beteiligen. Wer bei der großen Demo am 4. November 1989 dabei war, kann seinen Schuhabdruck für das Denkmal hinterlassen. Das Denkmal besteht aus großflächigen Stahlplatten auf dem Boden, auf denen die damaligen Forderungen und Losungen zu lesen sein werden. Zusätzlich werden Schuhabdrücke in die Oberfläche geätzt. Sie sollen das Gefühl einer dicht gedrängten Menschenmasse vermitteln.

Im Kunsthaus Sans Titre werden ab Samstag außerdem Fotos der Umbruchszeit 1989/1990 der Potsdamer Fotografen Bernd Blumrich, Klaus D. Fahlbusch, Joachim Liebe und Michael Lüder ausgestellt. Besucher können für die Weiterentwicklung der Ausstellung und der Webseite ihre persönliche Geschichte zur Friedlichen Revolution aufschreiben, eigene Fotos, Filme oder andere Dokumente mitbringen.
Kunsthaus Sans Titre, Französische Straße 18, Vernissage Samstag von 14 bis 19 Uhr. Ausstellung und Werkstatt bis 12.7. Mittwoch bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

Rosige Aussichten
Zu den „Offenen Gärten“ der Urania laden Samstag und Sonntag private Gartenbesitzer in ihre schönen Refugien. Besucher dürfen besichtigen, schwelgen und Fachfragen stellen. Einige Gärtner bieten Pflanzen zum Verkauf. Zurzeit blühen Duftrosen, Lavendel, Clematis, Gräser und Stauden. Programmhefte mit Besucherplakette, die für sämtliche Gärten gilt, bekommt man im Buchladen Internationales Buch und bei der Urania Potsdam, Gutenbergstraße 71/72, aber auch vor Ort in den Gärten. 28 Gärten sind es in Potsdam, Berlin und im Umland, darunter der Rosengarten von Familie Malzanini in der Potsdamer Katharinenholzstraße 25  und Charis Schwinings Bauerngarten in der Kartzower Dorfstraße 4.
Adressen und genaue Öffnungszeiten findet man auf www.urania-potsdam.de oder www.open-garden.de. Besucher müssen ihre Kontaktdaten angeben und Mundschutz tragen.

28 Gärten sind es in Potsdam, Berlin und im Umland haben heute geöffnet.
28 Gärten sind es in Potsdam, Berlin und im Umland haben heute geöffnet.

© Thilo Rückeis

Russische Ansichten
Der 1978 im Zuge der Perestroika in der Sowjetunion gedrehte Film „…und morgen war Krieg“ (Regie: Juri Wiktorowitsch Kara)  wurde in der DDR prompt verboten. 1940, am Vorabend des Eintritts Russlands in den Zweiten Weltkrieg, erlebt eine Schulklasse, wie Menschen zwischen politischer Doktrin, Meinungsfreiheit und künstlerischer Freiheit zerrieben werden. Im Garten des Museums Alexandrowka wird der Film in der Reihe „Russenkino“ auf der Open-Air-Leinwand gezeigt.
Am Samstag um 21 Uhr, der Eintritt kostet 5 Euro.

Süppchen am See
Spätestens Sonntag ist schon wieder Biergartenwetter, und wer dennoch etwas fröstelt, bekommt in der Meierei im Neuen Garten auch heiße Suppen, oder zum Sattwerden Gulasch, Landente, Schnitzel und Eisbein. Mit Blick auf den Jungfernsee. Anreise möglich per Bus 603, sportlich als Spaziergang durch die Gartenlandschaft - schwer vorstellbar, dass das mal Grenzgebiet war - oder exklusiv per Wassertaxi. Tipp: Da der Betrieb unter Auflagen stattfindet, ist das Platzangebot derzeit beschränkt. Daher anrufen und reservieren!

Welche Termine sind heute wichtig?

  • Kammerchor auf dem Südwestkirchhof:  Am Samstag zeichnet der weit über Deutschland hinaus bekannte RIAS Kammerchor ein Konzert in der norwegischen Holzkirche auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf auf. Mit der Aufführung des „Totentanz“ würdigen die Vokalisten und Instrumentalisten den Kirchenmusiker und Komponisten Hugo Distler, der auf dem Südwestkirchhof 1942 seine letzte Ruhe fand. Wegen der Corona-Pandemie können keine Zuhörer kommen, jedoch zeichnet der Deutschlandfunk das Konzert auf. Der Sendetermin wird zeitnah bekanntgegeben. Informationen zum Süwestkirchhof gibt es auf dessen Homepage.    
  • Alles über Bestattungen: Die Potsdamer Friedhöfe bieten an diesem Wochenende ein Informationsangebot der besonderen Art: Vorgestellt  werden verschiedene Bestattungsmöglichkeiten im Garten der Erinnerung, den die Friedhofsverwaltung der Landeshauptstadt Potsdam gemeinsam mit den Brandenburger Friedhofsgärtnern gestaltet hat. Vertreter der Friedhofsverwaltung und  Friedhofsgärtner beantworten Fragen und geben Tipps zur Grabgestaltung und - pflege. Die Veranstaltungen finden statt am heutigen Samstag von 10 bis 13 Uhr auf dem Neuen Friedhof Potsdam und am Sonntag ebenfalls von 10 bis 13 Uhr auf dem Friedhof Goethestraße in Babelsberg. Abstands- und Hygieneregeln sind zu beachten.
  • Fachgespräch zum digitalen Lernen:  Die Corona-Pandemie stellt Schule und Lernen auf den Kopf. Dabei haben Digitale Medien in den vergangenen Wochen eine immer größere Rolle gespielt. Das Brandenburger Bildungsministerium veranstaltet am Samstag in Potsdam ab 10 Uhr das 1.Fachgespräch „Lernen mit Digitalen Medien“. Dazu treffen sich Vertreter des Ministeriums, von Verbänden und Gewerkschaften, der staatlichen Schulämter, sowie Schulleiter und Wissenschaftler, um eine Bilanz der vergangenen Wochen zu ziehen und Empfehlungen für das nächste Schuljahr zu erarbeiten. Sämtliche Redebeiträge werden auf der Ministeriumsseite per Livestream übertragen
  • Friedensglocke aus Brück: Am Samstag wird im mittelmärkischen Brück eine Friedensglocke aus Kriegs- und Waffenschrott gegossen. Die rund 70 Kilogramm schwere Glocke soll dann in fünf Jahren zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges mit einem Pferdetreck aus Brandenburg über die Türkei und Syrien nach Jerusalem transportiert werden. Initiator ist der evangelische Pfarrer Helmut Kautz, der schon 2018 mit einem mehrmonatigen Pferdetreck nach Weliki Nowgorod in Russland unterwegs war, um dort eine Friedensglocke zu übergeben. 

Was soll ich heute lesen?

Brandenburg und die Krim-Frage 


Brandenburgs Europaminister Katrin Lange (SPD) hat mit ihren kritischen Äußerungen zu den Sanktionen gegen Russland wegen des Krim-Konflikts eine heftige Debatte ausgelöst. Der Osteuropahistoriker Jan Behrends, selbst SPD-Mitglied und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam, widerspricht Lange. Die wirtschaftlichen Sanktionen seien ein wichtiges politisches Signal, das Europa den kontinuierlichen Bruch des Völkerrechts durch Russland in der Ukraine nicht hinnehme. Christoph M. Kluge hat mit ihm gesprochen. Das Interview lesen Sie hier. 

Worüber spricht Potsdam heute?

Der Turmbau zu Potsdam
Mal wieder bewegt Potsdam das Dauerstreitthema Wiederaufbau der Garnisonkirche. Der Turm in der Breiten Straße wächst sichtbar in die Höhe. Hoch hinaus will auch die Stiftung zum Wiederaufbau, die am Freitag ihr Nutzungskonzept vorstellte: Der wiedererrichtete Turm der ehemaligen Militärkirche soll eine Touristenattraktion werden und jährlich 80.000 Besucher auf die Aussichtsplattform in 57 Metern Höhe locken. Im  Sockelbau soll in einer Ausstellung die Geschichte der preußischen Garnisonkirche gezeigt werden. Das Konzept für die Schau steht aber noch nicht - was die Kritiker auf den Plan ruft. „Die Stiftung Garnisonkirche sieht ihren Turm in erster Linie als touristische Attraktion“, monierte die Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche am Freitag auf ihrer Facebookseite. Das Versprechen einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kirche bleibe ein Lippenbekenntnis. Meine Kollegen Katharina Wiechers und Sebastian Gabsch waren beim Baustellenrundgang dabei . Was bislang geplant ist, lesen und sehen Sie hier. 

Was muss ich für heute wissen?

Das Corona-Update
Die Zahl der Corona-Infizierten in Brandenburg ist innerhalb eines Tages um sechs gestiegen. Insgesamt gab es seit Beginn der Erfassung nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Freitag  3296 bestätigte Covid-19-Fälle. Etwa 3040 Menschen gelten inzwischen als genesen. 


In Potsdam wurden am Freitag keine Neuinfektion gemeldet, es liegen keine Coronapatienten auf den Intensivstationen der Kliniken. Derzeit befinden sich noch 89 Potsdamer in häuslicher Quarantäne. Die Zahl der verstorbenen Potsdamerinnen und Potsdamer wurde von 53 auf 51 nach unten korrigiert, da in zwei Fällen andere Diagnosen als Todesursachen angegeben wurden. Im Zuge der Lockerung nimmt nun auch die Oberlinklinik Patienten für geplante Operationen wieder auf, teilte sie am Freitag mit. 

Gute Nachrichten auch aus Potsdam-Mittelmark: Die Senioreneinrichtung „Blütentraum“ in Werder (Havel) ist nach einem Corona-Ausbruch im April nun coronafrei. Das vermeldete der Landkreis am Freitag. Die Zahl der Coronafälle in Potsdam-Mittelmark stagniert seit Donnerstag bei 555 Infizierten. Die Zahl der Genesenen ist dafür sprunghaft von 302 auf 468 angestiegen. Der hohe Werte ergibt sich jedoch nur aus einer neuen Berechnungsmethodik, die der Landkreis jetzt verwendet. Seit Donnerstag gab es keinen neuen Todesfall.

Über die aktuellen Entwicklungen in der Coronakrise in Potsdam und Brandenburg informieren wir Sie in unserem Newsblog.

Keine Kitabeiträge bis Ende Juni
Nur eingeschränkte Kinderbetreuung aber volle Kitabeiträge? Dass das in der ohnehin seit Jahren angespannten Debatte um Elternbeiträge kaum vertretbar ist, hat auch das Land verstanden und eine Regelung für die Coronakrise vorgelegt. Eltern, deren Kind maximal sechs Stunden täglich betreut wird, sollen ab 1. Juli nur 12,50 Euro monatlich zahlen, wie Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) erklärte. Die Träger, denen dadurch Einnahmen fehlen, bekommen Unterstützung vom Land. Ob die Regelung noch einmal angepasst wird, falls die Kitas wie von der SPD gefordert ab 15. Juni wieder komplett öffnen, ist unklar. Die Details zur jetzigen Gebührenregelung können Sie hier nachlesen.

Wenn Plexiglas zum Hindernis wird
Für Gesunde ist die Einhaltung der Coronaregeln schon eine Herausforderung. Für Menschen mit Handicap ist es mitunter schwer, überhaupt Informationen zu bekommen. Bei Kabinettspressekonferenzen werden nun Gebärdendolmetscher wie die Potsdamerin Nadine Lehmann eingesetzt. Aber auch blinde und sehbehinderte Menschen brauchen in Zeiten von Corona mehr Hilfe. Bis Juni dieses Jahres seien 418 Betroffene in den beiden Beratungsstellen des Verbandes in Cottbus und Brandenburg/Havel beraten worden, heißt es vom Blinden- und Sehbehindertenverband Brandenburg. „Die Menschen haben Angst, sie fühlen sich allein gelassen“, sagte der Geschäftsstellenleiter des Verbandes und Leiter der Beratungsstellen, Joachim Haar, anlässlich des Sehbehindertentages am 6. Juni. Für mich zeigt sich in der Coronakrise: Beim Thema Inklusion hat Brandenburg noch viel nachzuholen

Bau der Synagoge auf der Kippe
Im Frühjahr sah es nach dem lange ersehnten Durchbruch aus, doch nun steht der geplante Bau der Synagoge in Potsdam erneut auf der Kippe. Die Jüdische Gemeinde Stadt Potsdam (JGSP) hat die Vereinbarung zum Synagogenbauprojekt mit der Synagogengemeinde und dem Land Brandenburg aufgekündigt. Damit ist die Gemeinde nicht mehr am Projekt beteiligt - bis auf Weiteres. Grund sei, dass der Vorsitzende der Synagogengemeinde, Ud Joffe, seine Zustimmung zu dem Entwurf des Architekten Jost Haberland wieder zurückgezogen habe und ein gänzlich anderes Vorhaben realisieren wolle. Was genau vorgefallen ist und ob es doch noch eine Rettung für das Projekt geben könnte, lesen Sie hier

Wetter & Verkehr

Wetter

Uns erwartet am Samstag ein Mix aus Sonne und dichten Wolken. Im Tagesverlauf gibt es einige Schauer und vereinzelt Gewitter bei Temperaturen um 19 Grad. Am Sonntag bleibt es trocken bei 20 Grad. 

Verkehr

Auf Potsdams Straßen sind am Wochenende keine nennenswerten Behinderungen zu erwarten. Aktuelle Verkehrsinfos finden Sie hier.
Einschränkungen gibt es auf der S7 zwischen Potsdam und Ahrensfelde - aber nur für Fahrgäste, die bis zur Endhaltestelle wollen. Seit Freitagabend bis Montagnacht um 1.30 Uhr fährt die S-Bahn nicht zwischen Springpfuhl und Ahrensfelde. Ein Ersatzverkehr mit Bussen ist eingerichtet. 

Person des Tages

Jan C. Behrends
Jan C. Behrends

© promo

Hans Joachim Schellnhuber
„Klima-Past“ wurde er genannt oder auch „Merkels Klimaflüsterer“. Hans Joachim Schellnhuber ist einer der renommiertesten Klimaforscher der Welt und warnt seit Jahrzehnten vor den Folgen des menschengemachten Klimawandels. Am Sonntag wird er 70 Jahre alt. Bis September 2018 war er Direktor des 1992 von ihm gegründeten Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), das unter seiner Leitung zu einem der weltweit angesehensten Institute im Bereich der Klimaforschung wurde. Für die Politik war und ist er ein wichtiger Berater. Er hätte sich sogar vorstellen können, selbst Teil des Brandenburger Kabinetts zu werden, wie er mir in einem Interview vor der Landtagswahl 2019 sagte. „Besonders junge Menschen berufen sich verstärkt auf Sie“, schreibt Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) nun in seiner Glückwunschkarte. Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) sagte am Freitag, sie sei dankbar, dass Schellnhuber auch nach seinem Ausscheiden aus dem PIK weiterhin aktiv ist „und denjenigen eine Stimme gibt, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind.“
Dem schließen wir uns an und sagen: Herzlichen Glückwunsch zum 70., Hans Joachim Schellnhuber!

Genießen Sie das Wochenende, bleiben Sie locker. Sollten Sie etwas aufregen in Potsdam, schreiben Sie uns an potsdamheute@pnn.de. Am Montag startet dann meine Kollegin Sabine Schicketanz mit Ihnen in den Tag. 

Ihre Marion Kaufmann PNN-Vizechefredakteurin

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