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© Sebastian Gabsch

Potsdam HEUTE, Samstag, 11. Juli 2020: Karstadt und die "Todeszone", Potsdams Stau-Problem - und Wochenend-Tipps

Lesen Sie jetzt den neuen PNN-Newsletter "Potsdam HEUTE" mit allen wichtigen Terminen und Informationen für das Wochenende.

Guten Morgen,

erst der Mega-Stau, jetzt noch eine Bombe: Da müsse man eigentlich Geld dafür bekommen, dass man in Potsdam wohnt, kommentierte am Freitag PNN-Leser Matthias Weise. Ich fürchte zwar der Tag, an dem die Stadt Kompensationszahlungen für Verkehrschaos und Bombensprengungen ausreicht, wird nie kommen - doch ganz schön gebeutelt ist Potsdam derzeit schon. Schließlich liegt der jüngste Bombenfund erst zwei Wochen zurück. Sie erinnern sich? Da gab es diesen Potsdamer Wumms und die spektakuläre Fontäne. Jetzt liegt der Blindgänger in der Teltower Vorstadt, vermutlich im Aradosee, und soll am Mittwoch unschädlich gemacht werden. Die Stadtverwaltung verrät bislang nichts Genaues, Pilgertouren zur Bombe sollen verhindert werden. Verlässliche Angaben zu Sperrkreis und Fundort folgen am Montag. Wir halten Sie hier auf dem Laufenden. Doch ehe Sie sich über Stau und Blindgänger ärgern, möchte ich Ihnen eine exklusive Recherche von PNN-Autor Christoph Kluge empfehlen. Wenn Sie seinen Text über die kriminellen Manager, die Potsdams Karstadt vom ersten Tag an geschröpft hatten, gelesen haben - ja, dann ärgern Sie sich wirklich.

Was könnte ich am Wochenende unternehmen?

Russenkino
Unter extremem Zeitdruck und mit großem technischen als auch personellen Aufwand, unter anderem mit 2000 Schauspielern und Statisten, wurde Alexander Sokurows Film „Russian Ark – Eine einzigartige Zeitreise durch die Eremitage“ an nur zwei Tagen in der St. Petersburger Eremitage, dem früheren Winterpalast des Zaren, gedreht. In dem Film aus dem Jahr 2002 wandert der Erzähler durch den Palast und trifft auf zahlreiche wirkliche und erfundene Gestalten aus den vergangenen drei Jahrhunderten der russischen Geschichte. Jetzt wird er in der besten Potsdamer russischen Kulisse gezeigt: beim „Russenkino“ in der Kolonie Alexandrowka.
Am Samstag ab 21 Uhr im Garten des Museum Alexandrowka, der Eintritt kostet 5 Euro. 


Italo-Pop
Nevio Passaros Hit „Amore Per Sempre“ ging 2007 richtig ins Ohr, sofern man was für italienischen Schmacht-Pop übrig hat. Jetzt ist der Sänger, geboren in Franken aber mit viel italienischem Amore im Gemüt, beim Kultursommer auf der Bismarckhöhe zu Gast. In der Übersetzung des italienischen Songs heißt es zwar, „Ich bin nur ein Sänger, für manche mag ich arrogant sein, aber ich werde mich nicht verkaufen, nein, niemals!!!“, aber Eintritt müssen Sie für diesen Sommerabend mit italienischem Flair trotzdem zahlen, gehört sich ja auch so. Und für Passaro ist es der erste Nach-Lockdown-Auftritt.
Am Samstag um 19 Uhr auf der Bismarckhöhe Werder, Hoher Weg 150, 14542 Werder (Havel). Picknickdecke bitte mitbringen, Karten gibt es hier ab 26,90 Euro.

Erinnern an Holger Biege
Am Sonntag ist in Werder der Radio-Journalist Wolfgang Martin (Ex-Musikchef Antenne Brandenburg) zu Gast und stellt sein aktuelles Buch „Sagte mal ein Dichter“ über Holger Biege vor. Der in der DDR populäre Musiker und Komponist ging, um der Bevormundung durch die DDR zu entkommen, 1983 in den Westen. Dennoch blieb er innerlich zerrissen – immer wieder erfolgreich, vor allem als Zulieferer für andere Bands und Musiker, aber nie ganz bei sich angekommen. 2018 verstarb Biege. Mit dabei auf der Bismarckhöhe: Der Sänger, Keyboarder und Komponist Manuel Schmid von Stern Combo Meißen. Bieges Lied „Sagte mal ein Dichter“ hier noch mal zum Nachhören.
Am Sonntag ab 17 Uhr auf der Bismarckhöhe, Karten ab 26,90 Euro gibt es hier. 

Was wächst denn da?
Claas Fischer kennt sie alle, jedenfalls die Bäume und Gehölze, die in unserer Region heimisch sind. Wenn auch Sie zum Baumexperten werden wollen, können Sie mit dem ausgebildeten Naturführer, Natur- und Landschaftspfleger und Buchautor am Sonntag die Bäume im Schlosspark Marquardt zu identifizieren lernen. Treffpunkt für die Führung ist am Haupteingang des Parks, südlich der Kirche.
Am Sonntag um 10 Uhr in Marquardt, 7,50 Euro kostet die Teilnahme.

Schönes zum Mitnehmen
Von Marquardt bis nach Kartzow ist es dann nur noch ein Katzensprung. Hier findet rund um das Schloss die Messe Lebensart für Garten, Wohnen und Lifestyle statt. An den Verkaufsständen wird Schönes und Nützliches für das passende Ambiente in Haus, Hof und Garten angeboten, vom Blumentopf bis zur Hollywoodschaukel. Pflanzen und gute Beratung gibt’s natürlich auch, ebenso Speisen und Getränke für einen entspannten Rundgang durch den Schlosspark.
Schloss Kartzow, Im Winkel 4, 14476 Kartzow. Samstag von 9 bis 19 Uhr, Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Karten ab 10 Euro hier zu buchen oder vor Ort zu kaufen.

Empfehlungen für Ihr Wochenende heute von Steffi Pyanoe.

Nevio Passaro.
Nevio Passaro.

© promo

Welche Termine sind heute wichtig?

In Brandenburg ist tatsächlich der Sommer eingekehrt, auch wenn die Temperaturen sich gerade nicht ganz danach anfühlen. Doch die Politik macht ein wenig Pause, Brandenburgs Regierungschef und der Potsdamer Oberbürgermeister sind im Urlaub (getrennt!). Wichtige Termine zu verpassen, fällt da schon schwer. Eigentlich auch mal ganz schön. Hier ist doch noch einer:

Opernkunst: Im Kreuzhof des Klosters Neuzelle beginnt heute das Opernfestival „Oper Oder Spree“ mit der Premiere der Opernrevue „Die Schule der Liebenden Oder So machen's alle“, einer Produktion des Kleist Forums in Kooperation mit der Oper Oder Spree. Das Festival allerdings musste wegen der Corona-Pandemie arg reduziert werden, viele Veranstaltungen wurden abgesagt. Umso wichtiger, jene zu besuchen, die stattfinden. Alle Infos finden Sie hier.

Kloster Neuzelle.
Kloster Neuzelle.

© Ulf Lippitz

Was soll ich heute lesen?

Renaissance samt Konsumkritik 
Vor knapp einem Monat gab es die ersten Konzerte in Potsdam nach der Corona-Stille - und nun endlich die erste Theaterpremiere nach dem Lockdown: Das Poetenpack spielte im Heckentheater am Neuen Palais, unter freiem Himmel, „Der Ritter von der flammenden Mörserkeule“. Eine Komödie, zum Glück, geschrieben 1613 von dem elisabethanischen Autorenduo Francis Beaumont und John Fletcher. Wie fühlt sich Theater mit Corona-Sicherheitsabstand und vor halbleeren Reihen an? PNN-Kulturredakteurin Lena Schneider war dabei - hier ist ihre herrliche, sehnsuchtsvolle Rezension.

"Der Ritter von der flammenden Mörserkeule", Theater Poetenpack.
"Der Ritter von der flammenden Mörserkeule", Theater Poetenpack.

© Ewe Rafeldt/dpa

Worüber spricht Potsdam heute?

Abstandslose Verweigerer
Dicht an dicht standen die Menschen Freitagvormittag vor dem Bau des Potsdamer Verwaltungsgerichts am Nauener Tor. Kein Abstand, keine Mund-Nasen-Masken. Laut Polizei waren es rund 200 Personen, die sich dort versammelt hatten. Sie wollten Heiko Schrang unterstützen - einen Verschwörungstheoretiker, der sich der Zahlung des Rundfunkbeitrags verweigert und gegen den deshalb ein Verfahren läuft. Außerdem gehört Schrang zu den Corona-Leugnern. Er verbreitet, Covid-19 sei „ein trojanisches Pferd”, Teil eines großen Plans, Menschen zu unterdrücken. PNN-Autor Carsten Holm war bei der Zusammenkunft vor Ort. Hier lesen Sie seinen Bericht.

Was muss ich für heute wissen?

Das Corona-Update
In Brandenburg haben sich weniger Menschen mit dem Coronavirus infiziert als bislang angegeben. Grund ist ein Erfassungsfehler im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Dort wurden jetzt 33 falsch klassifizierte Fälle aus den Monaten April und Mai rückwirkend neu bewertet und korrigiert. Somit zählt Brandenburg insgesamt 3475 Menschen, die sich mit dem Erreger Sars-CoV-2 infiziert haben; acht von ihnen werden derzeit im Krankenhaus behandelt. Die meisten Infizierten sind wieder genesen. 173 Menschen starben landesweit mit oder an Corona. In Potsdam gab es am Freitag eine Neuinfektion, in Potsdam-Mittelmark keine. Brandenburgs Landespolitik hat sich am Freitag erneut dafür ausgesprochen, dass die Kommunen und ihre Gesundheitsämter im Falle von Corona-Ausbrüchen zuständig bleiben sollen. Lockdowns ganzer Landkreise wegen eines lokalen Ausbruchs solle es nicht geben. Potsdam legt in der Coronakrise einen weiteren Notfallsfond für Kultur und Sport auf. Die Soforthilfe wird bis Ende August ausgezahlt, es gibt maximal 10.000 Euro. Das Geld muss nicht zurückgezahlt werden. Bis Ende August können Anträge eingereicht werden. Über die aktuellen Entwicklungen in der Coronakrise in Potsdam und Brandenburg informieren wir Sie in unserem Newsblog.

Heiko Schrag am Nauener Tor in Potsdam.
Heiko Schrag am Nauener Tor in Potsdam.

© Andreas Klaer

Neue Stauprognosen
Der Mega-Stau vom Donnerstag wiederholte sich am Freitag nicht - und heute am frühen Abend soll die Baustelle in der Breiten Straße, die Ursache allen Übels war, auch schon wieder weg sein. Allerdings heißt das nicht, dass von nun an wieder gutes Durchkommen ist. Einen Überblick über die Lage von PNN-Autor Christoph Kluge finden Sie hier. An dieser Stelle vielen Dank für Ihre konstruktiven Stau-Meldungen zum gestrigen Newsletter. Eine Mehrheit von Ihnen ist eindeutig der Meinung, Potsdams Rathaus müsse seine Verkehrsplanung besser aufstellen. Und selbst wenn mir persönlich die Aufregung um diesen einen Megastau zu groß war - natürlich bleiben wir für Sie an dem Thema dran

Späte Vollbremsung
Diese Nummer war den Damen und Herren der Flughafengesellschaft (FBB) und ihres Aufsichtsrats dann wohl doch zu heiß: Der 230.000-Euro-Mann, der neuer Technikchef der FBB werden sollte, wird überraschend nicht an Board geholt.  „Aufgrund des Sparprogramms im Bereich von Investitionen und Personal stehen alle Neueinstellungen auf dem Prüfstand“, hieß es nach der Aufsichtsratssitzung am Freitag. „Deshalb wird auch die vakante Leitung von Bau und Technik nicht neu besetzt.“ Einen kleinen Eklat produzierte die FBB bei der virtuellen Pressekonferenz nach der Sitzung. Medienvertreter konnten ihre Fragen nur per Chatfunktion stellen - aber statt sie zu beantworten, wurden zwölf Fragen kurzerhand gelöscht. Darunter einige zur geplatzten Personalie. Tja, aus Sicht mancher sind diese Corona-Regeln offenbar ganz komfortabel ... Alle Details auch zu diesem Fall lesen Sie hier.

Schneller nach Potsdam
Es geht voran bei der Bahn - zumindest auf der Strecke zwischen Beelitz und Potsdam. Ab Ende 2022 sollen die Regionalbahnen der Linie 33 dort über eine neue Brücke fahren können, die das Gleis der Bahnlinie Berlin-Dessau überquert. Damit sind die Fahrgäste dann zehn Minuten schneller am Ziel. Auch die Route wird sich ändern - denn derzeit fährt die RB 33 von Jüterbog über Beelitz Stadt und Michendorf nach Berlin Wannsee. Die Freude über die schnelle Strecke, meint PNN-Redakteur Enrico Bellin, könnte jedoch nur kurz währen. Warum, das lesen Sie hier.

Wetter & Verkehr

Wetter
Und immer wieder geht die Sonne auf ... allerdings wechselt sie sich heute mit Wolken ab. Vereinzelt sind bei maximal 20 Grad Schauer zu erwarten. Der Wind weht schwach bis mäßig.

Verkehr
Hier nun zur Sicherheit noch einmal die viel erwähnte Breite Straße: Noch bis heute am frühen Abend soll auf dem Abschnitt zwischen Zeppelinstraße und Schopenhauerstraße Richtung Lange Brücke gearbeitet werden - dann ist diese Potsdamer Hauptverkehrsader wieder frei. Neues Ungemach ist bis Montag früh nicht zu erwarten. Auch der Potsdamer Verkehrsbetrieb meldet keine zusätzlichen Störungen. Es bleibt jedoch weiterhin beim Schienenersatzverkehr zwischen Hauptbahnhof und Platz der Einheit jeweils ab 21 Uhr, weil die Tramtrasse saniert werden muss.

Bauarbeiten auf der Breiten Straße.
Bauarbeiten auf der Breiten Straße.

© Andreas Klaer

Person des Tages

Ulrich Gessner

Die Lebensgeschichte dieses Potsdamers ist bewegend und berührend. Und sie macht wahnsinnig viel Mut. Ulrich Gessner ist Fotograf, seine Motive sind der Tanz und die Frau. Er liebt die Anmut der tanzenden Körper, ihre Kraft und Energie. Sie strömen aus seinen Bildern. Doch eines Morgens, nun gut vier Jahre her, ist nichts mehr wie zuvor. Gessner, erst Mitte 40, erleidet drei Schlaganfälle. Er überlebt. Er kämpft sich zurück ins Leben, noch immer. Und in seinen Beruf. Nun ist er seit gestern offiziell Mitglied des "International Dance Counsil", einer unter dem Dach der Unesco gegründeten Welttanzorganisation. "Welch Ehre" schreibt Gessner - und welch Freude, dass seine Fotografien anerkannt werden als Beitrag zur Förderung des Tanzes. Er hat nicht aufgegeben. Jetzt hat er es wieder einen Schritt weiter geschafft.

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Ihre Sabine Schicketanz PNN-Chefredakteurin

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