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Potsdam HEUTE, Montag, 8. Juni 2020: Teuflische Stones, Zeit zum Farbe bekennen und endlich wieder in die Sterne gucken

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Guten Morgen,

wussten Sie, dass Mick Jagger mal Ärger im DDR-Bezirk Potsdam hatte? Nämlich genau heute vor 38 Jahren. Die "Rolling Stones" waren im Buskonvoi auf dem Weg zum Konzert in West-Berlin, da sei auf der Autobahn "eine glimmende Zigarettenkippe" aus einem der Busse geworfen worden, wie die Stasi notierte. Geht es nach "Bild", war es Jagger persönlich, der die Kippe herausgeworfen hatte. „Vopo knöpfte Mick Jagger 200 DM ab" titelte das Blatt damals: Jagger sei "stocksauer auf die Vopos am Grenzkontrollpunkt Dreilinden". Erst nach 200 DM Strafzahlung hätten die Busse weiterfahren können. Dass Jaggers Zigarettenkippe nicht in Vergessenheit geriet, ist Journalist Thomas Purschke zu verdanken, der für das Musikmagazin "Good Times" über Stasi-Repressalien gegen Stones-Fans geschrieben hat.

Einer von ihnen war der Potsdamer Bürgerrechtler Manfred Kruczek. Er erinnert sich an den Musikunterricht an der Potsdamer Helmholtzschule: "Der Stones-Titel ,Sympathy For The Devil' wurde uns auf einer 45-minütigen Tonbandaufnahme mit Propagandatexten gegen die Westmusik als besonders abschreckendes Beispiel vorgespielt. Gebracht hat es nichts." Teuflische Stones? Dass die Welt einmal so war, darf nicht vergessen werden.

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Worüber spricht Potsdam heute?

Saskia Hüneke hinterlässt ihre Schuhabdrücke. 
Saskia Hüneke hinterlässt ihre Schuhabdrücke. 

© Sebastian Gabsch

Denkmal für Demokraten

Potsdams Demokratie-Denkmal nimmt endlich Formen an - im buchstäblichen Sinne. In einer berührenden, kleinen Zeremonie haben am Samstag Menschen, die einst am 4. November 1989 auf dem heutigen Luisenplatz für Demokratie und Freiheit und gegen die DDR-Führung demonstrierten, für das Denkmal ihre Schuhabdrücke in Gips hinterlassen. Darunter waren Saskia Hüneke, Stephan Flade, Bernd Blumrich und Olaf Gutowski. Viele andere, die auch demonstrierten, sollen noch mitmachen. Künstler Mikos Meininger wird die Abdrücke der Demonstranten auf dem Boden-Denkmal am Luisenplatz verewigen. Damit ihre Spuren nicht vergehen.

Was muss ich für heute wissen?

Das Baufeld für die neue Synagoge in Potsdam.
Das Baufeld für die neue Synagoge in Potsdam.

© Soeren Stache/dpa

Das Corona-Update

Brandenburg konnte am Sonntag zum zweiten Mal nach vergangenem Dienstag einen Nuller-Tag verbuchen - einen Tag ohne Neuinfektionen. Das könnte aber auch daran liegen, dass Landkreise und kreisfreie Städte wie Potsdam am Samstag und Sonntag nicht mehr ans Land melden. Also besser abwarten. Zahlen gab es am Samstag immerhin aus Potsdam-Mittelmark. Und gute Nachrichten: In der Beelitzer Intensivpflegeeinrichtung „Comcura“ sind alle Infizierten genesen, sie gilt jetzt als coronafrei. Gleiches war am Freitag für das Pflegeheim "Blütentraum" in Werder (Havel) vermeldet worden. 

Über die aktuellen Entwicklungen in der Coronakrise in Potsdam und Brandenburg informieren wir Sie in unserem Newsblog.

Konflikt + Konflikt

Beide leiden seit Jahren an inneren Konflikten und Machtkämpfen. Jetzt treffen ausgerechnet Potsdams CDU und der geplante Synagogenneubau in der Landeshauptstadt aufeinander: Beim Synagogenbau gibt es erneut Zwist statt Einigkeit, das Projekt ist blockiert. Und in der Potsdamer CDU gibt es Zoff wegen einer harschen Presseerklärung der Fraktion zum Thema Synagogenkonflikt, die diesen auf eine parteipolitische Ebene zieht. Zitat: "Der Grundfehler in dem gesamten, überlangen Prozess besteht in dem Dilemma (...) 2. dass es seit Beginn an einen zu starken SPD-Einfluss im Prozessverlauf gibt." Was jetzt noch hilft? Vernunft, wie mein Kollege Christoph M. Kluge in seinem Kommentar meint. Der Gedanke an den 9. November 1938 in Potsdam. Und ganz sicher das, was Ex-CDU-Fraktionschef Matthias Finken seinen Parteifreunden empfiehlt: Einfach mal die Klappe halten.

Fall Münster: Tatverdächtiger in Finowfurt

Ein 42-jähriger Familienvater aus Finowfurt (Landkreis Barnim) zählt zu den Tatverdächtigen im Kindesmissbrauchsfall von Münster. Das Haus und die Kleingartenanlage des Verdächtigen wurden durchsucht, der Brandenburger sitzt in U-Haft. Die Ermittler in Münster gehen davon aus, dass es noch weitere Opfer gibt. 

Es bricht mein Herz bei jedem Gedanken an die Kinder. Doch Trauer, Abscheu, Wut und Entsetzen allein helfen nicht. Meine Tagesspiegel-Kollegin Caroline Fetscher schreibt in ihrem Kommentar, was seit Jahr und Tag dringend nötig ist. 

"Sponti" in der Brandenburger

Auch in Potsdam wurde am Wochenende protestiert. Es gab Samstagabend eine "Sponti", einen spontanen Protest in der Brandenburger Straße, deren Bilder bei Twitter aufflackerten. Gut 50 bis 60 Menschen laufen dort schnellen Schrittes durch die Einkaufsstraße. Gemeint war das nach Angaben von Teilnehmern als Reaktion auf - O-Ton - "rassistisch motivierte Polizeigewalt" bei den #blacklivesmatter-Demos in Berlin und Hamburg. Aber wo bleibt Potsdams richtiger Einsatz gegen Rassismus? Zeit, dass Potsdam wieder Farbe bekennt

Vom Spielen und Bangen

Potsdams Kulturbetrieb kommt auf Touren: Bald gibt es wieder Kultur live, in echt, zum Mitfühlen. Das hilft allerdings zunächst vor allem dem Publikum, denn kostendeckend sind die meisten Veranstaltungen wegen der Restriktionen nicht. Zahlreiche Institutionen und Einrichtungen bangen um ihre Existenz. Potsdams Kultur - das sind derzeit viele Existenzen in der Schwebe.

Was soll ich heute lesen?

Suse Ahlgrimm-Globisch.
Suse Ahlgrimm-Globisch.

© Hubert Globisch / Potsdamer Kunstverein e.V.

Die Wegbereiterin

Verborgenes sichtbar machen. Das wollte Suse Ahlgrimm-Globisch zuletzt mit ihren eigenen Bildern. Zuvor öffnete die Potsdamerin 33 Jahre lang ihren Schülerinnen und Schülern die Augen - für die Kunst. Sie unterrichtete von 1945 bis 1977, ab 1957 am heutigen Helmholtz-Gymnasium, prägte dort zahlreiche spätere Potsdamer Kunstschaffende. Heute wäre Suse Ahlgrimm 100 Jahre alt geworden - und die Stadt benennt eine Straße nach ihr. Meine Kollegin Steffi Pyanoe hat aktuell darüber geschrieben, sehr lesenswert ebenso der Nachruf auf Ahlgrimm des ehemaligen PNN-Kulturchefs Klaus Büstrin aus dem Jahr 2012.

Welche Termine sind heute wichtig?

Der Potsdamer Nuthepark.
Der Potsdamer Nuthepark.

© Ottmar Winter

Neuer Park: Heute um 11.30 Uhr wird der Nuthepark am Hauptbahnhof, zu Fuße des noch immer eher monströs wirkenden ILB-Neubaus, offiziell eröffnet. Die Stadt nennt das Ganze eine "großzügige Parkanlage mit Spielplatz". Aber: Testen Sie am besten selbst. Jeder Platz unter freiem Himmel ist ja derzeit doppelt gut.

Neuer Service: Ab heute bieten die Zweigbibliotheken Am Stern und in der Waldstadt einen Bestell- und Abholservice an. Bestellwünsche werden ab sofort
entgegengenommen - in der Waldstadt hier per Mail oder telefonisch, Am Stern hier per Mail oder telefonisch. Die Hauptbibliothek ist seit dem 25. Mai wieder geöffnet.

Neuer Protest: Studierende sehen sich in Not, auch vielen von ihnen macht die Corona-Pandemie existenziell zu schaffen. Heute um 11 Uhr fordern die Brandenburgische Studierendenvertretung Brandstuve und die GEW Studis Brandenburg mit einer symbolischen Aktion vor dem Wissenschaftsministerium von Ministerin Manja Schüle (SPD) "unverzügliche Hilfen vom Land".

Neues, altes Angebot: Ab heute hat der Treffpunkt Freizeit in Potsdam wieder fast alle Kurse der Vor-Coronazeit im Angebot. Neu dabei: Für Grundschulkinder gibt es für die Tage, an denen sie bis zu den Ferien nicht zur Schule gehen, eine Vormittagsbetreuung im Kids Club. Auch ein Corona-gerechtes Sommerferienangebot will der Treffpunkt anbieten. Anmeldungen hier und Infos hier.

Nachtrag zum Samstag: Dank eines "Potsdam Heute"-Lesers können wir nunmehr bekannt geben, dass Deutschlandfunk Kultur das am Samstag in der Kapelle des Stahnsdorfer Südwestkirchhofs aufgezeichnete Konzert des Rias Kammerchors am 16. Juni um 20.03 Uhr senden wird. Merken + einschalten.

Was könnte ich heute unternehmen?

Der Sternenhimmel im Urania-Planetarium.
Der Sternenhimmel im Urania-Planetarium.

© Ottmar Winter

Endlich wieder in die Sterne gucken

Ab heute ist das Urania Planetarium wieder geöffnet. Heute um 10 Uhr gibt’s „das Kleine 1 x 1 der Sterne“ für Kinder ab 5 Jahre (das klingt doch schon fast wie Schule): Drei Kinder werden aufgrund einer Computerpanne auf ein Raumschiff gebeamt und ab geht’s durch das Sonnensystem. Am Nachmittag heißt es ebenfalls „Anschnallen bitte“: Dann findet ab 14 Uhr ein live moderierter Flug zu den Planeten statt, für Kinder ab 6. Und für Erwachsene ebenso.

Gutenbergstraße 71/72, Karten kosten 5,50 Euro, ermäßigt 4 Euro. Bitte vorbestellen.

Als das Feuer kam

Die Kinderbuchautorin Gerda Rottschalk und der Potsdamer Illustrator Gerhard Preuss erzählten in ihrer in der DDR herausgegebenen Kinderbuchreihe vom aufregenden Leben der frühen Urmenschen, der Wildpferdjäger und von fernen Kulturen, den Ägyptern oder Indianern. „Das Feuertier“ heißt das Buch, in dem es um die wichtige Entdeckung der Menschen geht, das Feuer zu nutzen. Daraus wird heute in der Galerie von Anne Preuss für Kinder zwischen 8 und 11 Jahren vorgelesen.

Ab 17 Uhr, der kinderfreundliche Eintritt beträgt 2 Euro. Galerie Preuss, Am Alten Mörtelwerk 10 in Potsdam-Eiche. Bitte telefonisch anmelden.

Curry zum Mittag

... und mittags ins Café Mossy: In dem kleinen gemütlichen Café-Bistro gibt es eine wöchentlich wechselnde Lunch-Karte und nachmittags selbstgebackene Kuchen. Diese Woche bietet unter anderem Mexicali Curry, Frühlingssuppe, Omelett und Schnitzel. Am besten sitzt man draußen und schaut dem Treiben in Potsdams kinderreichstem Kiez zu. 

Geschwister-Scholl-Straße 15 Ecke Carl-von-Ossietzky-Straße, geöffnet 10 bis 16 Uhr.

Empfehlungen heute von Steffi Pyanoe.

Was kann ich heute Gutes tun?

Köttel geben

Ihre "Acoustic Guitar Trash Balladen" sind (nicht nur) in Potsdam Kult. Jetzt will die Band Hasenscheisse ein neues Album produzieren. Doch weil wegen Corona nahezu alle Auftritte abgesagt sind, fehlt das Geld. Höchst charmant bitten die Balladenschreiber um Matthias „Matze“ Mengert und Christian "Chrischi" Näthe daher ihre Fans um eine Handvoll Köttel. 10.000 Euro sollen zusammenkommen, damit es für die nächste Platte reicht. Die Belohnungen für die Spender sind übrigens vielfältig: Für 30 Euro gibt's eine Grillschürze, für 2250 Euro ein Wohnzimmerkonzert mit der ganzen Band. Einen Vorgeschmack gibt es hier, die Köttel werden hier angenommen.

Wetter & Verkehr

Wetter

Der Montag bringt einen Mix aus Sonnenschein und einigen Wolkenfeldern, dabei ist es weitgehend trocken. Schwacher Wind weht aus Nordwest. Die Temperatur steigt auf 22 Grad.

Verkehr

Zur Sache geht es ab heute am Leipziger Dreieck, das bekanntlich umgebaut und deshalb jetzt ein Jahr lang zur Staufalle wird: In der Friedrich-Engels-Straße steht ab heute nur noch eine Fahrspur je Richtung zur Verfügung, auch in der Heinrich-Mann-Allee ist stadteinwärts nur noch eine Fahrspur frei. Und eine der Linksabbiegespuren in der Leipziger Straße ist auch gesperrt. Die Verkehrsplaner der Stadt prophezeien: Starke Staugefahr für den Verkehr stadteinwärts.

Die Arbeiten am Leipziger Dreieck wirken sich auf den Tram-Verkehr der Linien 92, 93, 96 und 99 aus - ab heute bis voraussichtlich Mai 2021. Weil die Trams von Platz der Einheit kommend am Hauptbahnhof nicht mehr wenden können, verändern sich die Fahrpläne vor allem im Spätverkehr und am Wochenende. Genaue Informationen finden Sie hier für die 92, die 93 und die 99. Den Überblick zu den Verkehrseinschränkungen beim ViP finden Sie hier

Gebaut wird ab heute bis zum 14. Juni auch in der Dortustraße zwischen Yorckstraße und Breite Straße. Deshalb ist die Dortustraße in diesem Bereich halbseitig gesperrt und nur noch Einbahnstraße Richtung Yorckstraße. Richtung Breite Straße wird der Verkehr über Charlotten- und Schopenhauerstraße umgeleitet.

Ab heute bis morgen Abend wird die Haltestelle der Buslinie 603 Richtung Höhenstraße vom Platz der Einheit/West zur Ersatzhaltestelle am Platz der Einheit/Ost verlegt. Grund ist der Aufbau eines Krans an der Charlottenstraße / Wilhelmgalerie. 

Person des Tages

Die Band Hasenscheisse bittet um Köttel, um Gutes zu tun.
Die Band Hasenscheisse bittet um Köttel, um Gutes zu tun.

© Promo

Kaja Puto, Malgorzata Zerwe, Heike Bittner, Veronica Frenzel, Agata Szymanska-Medina, Agata Horbacz und Katharina Zabrzynski

Es geht um die Schriftstellerin und polnische Immigrantin Magdalena Parys, um Abtreibungen in Polen und um Obdachlose in Berlin, um das Leben im Dreiländereck und an der deutsch-polnischen Grenze in Brandenburg: Über diese Themen haben die sieben Frauen im vergangenen Jahr berichtet - in außergewöhnlicher journalistischer Qualität. Dafür sind sie jetzt mit dem Deutsch-Polnischen Journalistenpreis ausgezeichnet worden. 181 Einsendungen gab es bei der 23. Auflage des Wettbewerbs, den das Land Brandenburg ausgerichtet hat, die sieben besten in Print, Rundfunk, TV, Multimedia und "Journalismus in der Grenzregion" wurden ausgewählt. Alle Beiträge können Sie hier lesen, sehen und hören - unbedingt empfehlenswerte Grenzüberschreitung!

Jetzt wünsche ich Ihnen einen teuflisch guten Tag - morgen begrüßt Sie hier Marion Kaufmann

Sabine Schicketanz

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