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Der PNN-Newsletter  - heute von Peer Straube.

© Andreas Klaer

Potsdam HEUTE, Montag, 14. September 2020: Mörderisches Licht, Reichsbürgerin im Amt und eine Neurodermitis-Salbe aus Potsdam

Lesen Sie jetzt den neuen PNN-Newsletter "Potsdam HEUTE" mit allen wichtigen Nachrichten, Infos und Terminen für Montag.

Von Peer Straube

Guten Morgen,

waren Sie schon auf der Einheits-Expo? Anfangs wegen doch recht krude wirkender Show-Ideen (Ich sage nur: Herzversagen im Stadtkanal) eher belächelt, scheint sich die Innenstadt-Ersatz-Ausstellung zur wegen Corona ausgefallenen großen Einheitsfete ja zum echten Publikumsrenner zu mausern. Natürlich wird das schöne Wetter dazu ein Übriges beigetragen haben, und die Menschen lechzen ja nach ein bisschen Abwechslung nach Monaten des Eingebunkertseins. Um ehrlich zu sein, ich selbst habe es noch nicht geschafft, mir die bunte Vielfalt der Präsentationen der 16 Bundesländer etwas genauer anzuschauen. Zumindest eines davon bringt mir mein privilegiert gelegener Arbeitsplatz in der Wilhelm-Galerie mit herrlichem Ausblick auf den Platz der Einheit täglich etwas näher - wenn auch auf teils verstörende Weise. Am Bremen-Pavillon nämlich ist schon akustisch allerlei los, wie Ihnen meine Kollegin Jana Haase ja hier bereits berichtet hatte. Weil Bremen bekanntlich die Stadtmusikanten-Stadt ist, gibt es jeden Tag kleine Konzerte, deren Qualität immensen Schwankungen unterworfen ist: Von zauberhafter Flöten- und Oboenmusik über Ariengesänge fragwürdiger Güte bis hin zu sonntäglichem Geschrei, Gestöhne und Geschrammel. Schwer, wenn man Letzterem ausgesetzt ist, einen einigermaßen vernünftigen Newsletter zu schreiben. Sollten Ihnen Fehler auffallen, seien Sie daher nicht zu streng mit mir.

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Worüber spricht Potsdam heute?

Scheinwerfer in der Potsdamer Innenstadt bei der Einheits-Expo gefährden Zugvögel und Insekten.
Scheinwerfer in der Potsdamer Innenstadt bei der Einheits-Expo gefährden Zugvögel und Insekten.

© Christopher Kyba/GFZ

Gefährliches Licht 
Wir bleiben gleich beim Thema Einheits-Expo: Ein buchstäblicher Hingucker sind sie ja, die "Moving Lights". Wenn die beweglichen Scheinwerfer, wie jetzt probeweise in Potsdam, ihre Lichtkegel kilometerweit in den Himmel schicken, ist das beeindruckend. Für den Laien. Für Lichtverschmutzungs-Experten wie den Kanadier Christopher Kyba vom Geoforschungszentrum Potsdam sind sie aber eine Katastrophe, weil sie das Leben von Zugvögeln und zahllosen Insekten gefährden. Deswegen ist auch ein Bundesgesetz auf dem Weg, das den Einsatz der Scheinwerfer generell verbieten soll. Warum Brandenburgs Landesregierung das Licht trotzdem wieder anschalten will, was die Stadt dazu sagt und warum Kyba die Scheinwerfer noch aus anderen Gründen für nicht einheitsfeiertauglich hält, hat Carsten Holm hier umfänglich für Sie recherchiert.

Was muss ich für heute wissen?

Die Synagogengemeinde feierte die Einweihung ihrer neuen Torarolle und den Umzug in die Kiezstraße 10.
Die Synagogengemeinde feierte die Einweihung ihrer neuen Torarolle und den Umzug in die Kiezstraße 10.

© Andreas Klaer

Das Corona-Update
Nach den ersten Infektionsfällen an Potsdamer Schulen war es wieder relativ still geworden an dieser Corona-Front. Nun ist allerdings das Virus bei einer Schülerin der Grundschule "Max Dortu“ bestätigt worden, 32 Schüler und Lehrer sollen am Dienstag getestet werden, am Mittwoch sollen die Ergebnisse vorliegen. Landesweit wurden am Wochenende insgesamt elf neue Corona-Infektionen gemeldet, davon zwei in Potsdam, wie das Gesundheitsministerium mitteilte. Die Zahl der aktiv Erkrankten liegt den Angaben zufolge in ganz Brandenburg bei 157. Insgesamt haben sich seit dem Beginn der Pandemie 4031 Märker mit dem Coronavirus angesteckt. Über die aktuellen Entwicklungen in der Coronakrise in Potsdam und Brandenburg informieren wir Sie in unserem Newsblog.

Synagogengemeinde feiert und bleibt hart
Sie ist und bleibt ein Zankapfel zwischen den jüdischen Gemeinden der Stadt - die seit Jahren am Standort Schloßstraße geplante Synagoge in Potsdam. Bei einer Zeremonie der Synagogengemeinde um Ud Joffe, die am Sonntag ihre neue Torarolle weihte und den Umzug in ein neues Büro in der Kiezstraße feierte, wurde einmal mehr klar, dass eine Lösung des Streits um das Aussehen des Gotteshauses ferner liegt denn je. Unterstützung erhielt die Synagogengemeinde für ihre Position unter anderem vom niederländischen Oberrabbiner, wie Sie hier lesen können.

Gegen den Juckreiz
Geschätzt vier Millionen Deutsche kennen das: Die Haut juckt, es bildet sich Ausschlag, der mal besser, mal schlechter wird, aber nie mehr ganz verschwindet. Sie leiden an Neurodermitis, einer chronischen Hauterkrankung. Auch der Potsdamer David Baumgarten ist betroffen und hat jahrelang vergeblich versucht, sich Linderung zu verschaffen. Nun hat der 32-Jährige die Sache selbst in die Hand genommen. Mit seinem Potsdam-Berliner Start-up-Unternehmen "Reflora Skin" bringt er am heutigen Welt-Neurodermitis-Tag eine eigene Pflegecreme auf den Markt. Wie der junge Mann, der eigentlich keine medizinische Vorbildung hatte, das geschafft hat und was die Salbe leisten kann, lesen Sie hier.

Kohleausstieg verschärft Wassermangel
Wer hätte das gedacht? Der Kohleausstieg in der Lausitz hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Umwelt. Denn die Kohleförderung im Süden Brandenburgs stabilisiert den Wasserhaushalt in großen Teilen der Mark ebenso wie in Berlin. Diese überraschende Erkenntnis geht aus einer Antwort der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Danny Freymark hervor. Hier geht's zu den beunruhigenden Einzelheiten.

Was soll ich heute lesen?

Reichsbürger basteln sich gern eigene Dokumente, weil sie die Bundesrepublik nicht anerkennen.
Reichsbürger basteln sich gern eigene Dokumente, weil sie die Bundesrepublik nicht anerkennen.

© Patrick Seeger/dpa

Reichsbürgerin wird Stadtplanerin 
Es ist kaum drei Monate her, dass Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) seinen Verfassungstreue-Check für Angestellte im öffentlichen Dienst angekündigt hat. Die Mark würde damit bundesweit Vorreiter im Kampf gegen zunehmenden Rechtsextremismus auch in Verwaltungen. Dass sich Stübgen beeilen sollte, zeigt exemplarisch nun ein Fall aus dem havelländischen Brieselang. Dort gelang es einer Reichsbürgerin, sich als Stadtplanerin anstellen zu lassen - ein heikler Posten, der ihr viel Einflussnahme ermöglicht. Wie sich das zugetragen hat, wie Brieselangs Bürgermeister damit umgeht und wie sich die Kenia-Koalition verhält, lesen Sie hier.

Welche Termine sind heute wichtig?

Dunkle Wolken über dem BER.
Dunkle Wolken über dem BER.

© Britta Pedersen/dpa

  • Beermann und der Städtekranz: Es sind die Kommunen der zweiten Reihe um Berlin herum: Frankfurt (Oder), Cottbus, Brandenburg/Havel, Neuruppin, Jüterbog, Luckenwalde und Eberswalde - sie bilden die Arbeitsgemeinschaft Städtekranz Berlin-Brandenburg. Heute um 9.30 Uhr nimmt Brandenburgs Bauminister Guido Beermann (CDU) an der 50. Mitgliederversammlung der AG in Brandenburg teil und diskutiert mit Vertretern über Entwicklung, Chancen und Aufgaben der Städte.
  • Beratung zum Wohnungstausch: Lange wurde um sie gerungen, die Wohnungstauschbörse oder Koordinierungsstelle Wohnungstausch, wie sie offiziell heißt. Heute um 13 Uhr soll das neue Angebot im Kampf gegen die Wohnungsknappheit in der Yorckstraße 24 von Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD) nun endlich eröffnet werden.
  • Leistungsschau im Stern-Center: Brandenburgs Tischlernachwuchs präsentiert ab heute im Stern-Center die besten 18 Gesellenstücke - vom eleganten Tisch bis zum nützlichen Sideboard. Thomas Radermacher, Präsident des Bundesverbandes Tischler Schreiner Deutschland, und Hauptgeschäftsführer Martin Paukner eröffnen die bereits traditionelle Ausstellung mit dem Titel "Die gute Form" um 13 Uhr. Am Samstag wird Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) um 16 Uhr die Preisträger küren.
  • BER im Fokus: Noch nicht mal gestartet ist er und wäre schon pleite, der neue Flughafen BER. Weil wegen Corona viele Flugzeuge am Boden bleiben, muss die öffentliche Hand einmal mehr kräftig dazuschießen. Mit der dramatischen Finanzlage der Betreibergesellschaft FBB beschäftigt sich heute um 15.30 Uhr der BER-Sonderausschuss des Brandenburger Landtags. 
  • Kalbitz bei Pegida: Sein politischer Stern innerhalb der AfD sinkt zusehends - wandert Rechtsaußen Andreas Kalbitz nun nach Sachsen aus? Jedenfalls ist er für heute um 18.30 Uhr bei einer Demonstration der ausländerfeindlichen Pegida-Bewegung als Redner angekündigt. Falls er nicht vom Lärm der um 17.15 Uhr beginnenden Gegendemonstration übertönt wird.

Was könnte ich heute unternehmen?

Der Schriftsteller Lutz Seiler liest in der Waschhaus Arena.
Der Schriftsteller Lutz Seiler liest in der Waschhaus Arena.

© Ottmar Winter

Filmgeschichte: "Die Mörder sind unter uns“
Im zerstörten Nachkriegsberlin treffen eine KZ-Überlebende (Hildegard Knef) und ein Kriegsheimkehrer (Ernst Wilhelm Borchert) aufeinander. Der traumatisierte Arzt trinkt, um zu vergessen, aber als er einem Kriegskameraden begegnet, der für ein Massaker verantwortlich ist, kann er nur noch an Vergeltung denken. "Die Mörder sind unter uns“ (Regie: Wolfgang Staudte) ist der erste deutsche Nachkriegsspielfilm, der 1946 in Babelsberg und in den Trümmern Berlins gedreht wurde - und auch heute noch unbedingt empfehlenswert!
18 Uhr im Thalia-Kino, Rudolf-Breitscheid-Straße 50. Der Eintritt ist frei, hier geht's zur Online-Reservierung. Karten können auch telefonisch oder direkt an der Kasse bestellt werden, müssen aber spätestens eine Stunde vor Beginn abgeholt werden.

Lutz Seiler liest: "Stern 111“
Nach dem Mauerfall verlassen Inge und Walter ihr altes Leben. Über Durchgangsheime und Notaufnahmelager folgen sie einem lange gehegten Traum, von dem selbst ihr Sohn Carl nichts wusste. Carl wiederum geht nach Berlin, lebt auf der Straße, in Kneipen und besetzten Häusern. Der in Wilhelmshorst lebende Autor Lutz Seiler führt mit seinem neuen Roman "Stern 111“ das Thema von "Kruso", für den er 2014 den Deutschen Buchpreis bekam, weiter. Eine Fortsetzung in zwei großen Erzählbögen, als Roadtrip durch die neue Welt und als Berlin-Roman. Die Lesung mit Gespräch ist eine Kooperation von Waschhaus, dem Brandenburgischen Literaturbüro und dem Literaturladen Wist.
20 Uhr in der Waschhaus Arena, Schiffbauergasse, Karten kosten 12 Euro, ermäßigt 10 Euro, im Falle einer Online-Reservierung plus Vorverkaufsgebühr.

Was kann ich heute Gutes tun?

"Kathi & Käthe" alias Katharina Kaiser und Katja Skurcz (v.l.) rufen in ihrem Babelsberger Unverpacktladen zum Spenden für Moria auf.
"Kathi & Käthe" alias Katharina Kaiser und Katja Skurcz (v.l.) rufen in ihrem Babelsberger Unverpacktladen zum Spenden für Moria auf.

© Andreas Klaer

Spenden für Moria
Die erschütternden Bilder aus dem brennenden Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos haben eine Welle der Solidarität ausgelöst, auch in Potsdam. Kurzentschlossene Helfer sollten sich heute im "Kathi & Käthe"-Fairverpacktladen in der Garnstraße 20 einfinden. Die Inhaberinnen Katja Skurcz und Katharina Kaiser rufen alle Potsdamer zum Spenden von dringend benötigten Dingen auf, vor allem Zelte, Isomatten, Schlafsäcke, Decken, PVC-Planen, Hand-Desinfektionsmittel, Binden, Tampons, Unterwäsche, Socken, Schuhe, Sportschuhe und Powerbanks. Abgegeben werden können die Sachen bis 17 Uhr direkt im Geschäft, sollten die Inhaberinnen nicht da sein, bitte vor die Tür stellen. Für eventuelle Rückfragen geht's hier zur Telefonnummer. Der Verein "Human Plus" bringt die Hilfsgüter dann zu den Betroffenen nach Moria.

Wetter und Verkehr

Wetter
Der Sommer bäumt sich noch einmal auf - und wie. Je nachdem, welchen Dienst man befragt, sagen die Meteorologen für heute Temperaturen von bis zu 30 Grad voraus, dazu gibt es Sonne satt. Morgen kann es sogar noch einen Tick heißer werden. Da es vielleicht die letzte Gelegenheit für einen schönen Tag am Wasser ist, hier nochmal die Übersicht über die besten Badestellen Potsdams. Nachtschwärmer sollten aber zumindest eine Jacke einpacken, denn mit 11 Grad wird es schon empfindlich kalt

Person des Tages

Gesine Grande soll neue Präsidentin der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg werden.
Gesine Grande soll neue Präsidentin der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg werden.

© Hendrick Schmidt/dpa

Gesine Grande
Mit der Leitung von Hochschulen hat sie bereits Erfahrung - fünf Jahre lang, von 2014 bis 2019, war Gesine Grande Rektorin der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur in Leipzig. In ähnlicher Funktion wechselt die gebürtige Sächsin nun nach Brandenburg. Heute um 10.30 Uhr wird sie von Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) in Berlin offiziell zur neuen Präsidentin der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg ernannt. Grande sei eine "exzellente und erfahrene Kennerin des Hochschulbetriebs", hatte Schüle bereits nach der Wahl der 56-Jährigen im Juli fleißig Vorschusslorbeeren verteilt. Die Psychologin freut sich auf den Job: "Die Chancen sind riesig, wenn wir eine Vision und eine nachhaltige Strategie für die Zukunft der BTU haben." Teil dieser Strategie - die an der Uni Potsdam nicht so gut ankam -  ist bekanntlich der Aufbau einer Universitätsmedizin in Cottbus. Und deswegen dürfte Grande mit im Auto sitzen und mit Schüle gemeinsam zum nächsten Termin düsen: Denn nach der Ernennung informiert die Ministerin gemeinsam mit dem ehemaligen Vorstandschef der Charité, Karl Max Einhäupl, über die Expertenkommission, die das Konzept für die Universitätsmedizin an der BTU erarbeiten soll.

Ich hoffe, Sie starten jetzt gut informiert in den Tag und in die neue Woche, machen Sie es gut! Morgen begrüßt Sie hier Marion Kaufmann.

Ihr Peer Straube.

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