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Der PNN-Newsletter - heute von Jana Haase.

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Potsdam HEUTE, Freitag, 30. Oktober 2020: BER vor Eröffnung, Potsdam vor Lockdown, neuer Streit um Kleingärten

Die wichtigsten Termine, die interessantesten Themen und News. Alles, worüber Potsdam am Freitag spricht, im PNN-Newsletter "Potsdam HEUTE".

Guten Morgen,  

kennen Sie Melli Beese? Ich gebe zu, ich habe den Namen gestern zum ersten Mal gelesen. Amelie Hedwig Beese, geboren 1886 in Dresden-Laubegast, war Flugpionierin, Unternehmerin und die erste deutsche Frau, die den Privatpilotenschein ablegte. Ihre Geschichte hat es - glaubt man Wikipedia - in sich. "Fliegen ist notwendig. Leben nicht", diese Notiz hinterließ sie, als sie sich im Dezember 1925 im Alter von nur 49 Jahren das Leben nahm. 1906, als 20-Jährige, war Beese von Dresden nach Stockholm gegangen, wo sie Bildhauerei studierte - was in Dresden oder Berlin damals für eine Frau nicht möglich gewesen wäre. In Schweden entdeckte sie nicht nur ihre Leidenschaft fürs Hochseesegeln, sondern auch ihr Interesse für die Fliegerei. Nach der Rückkehr nach Deutschland 1910 besuchte sie in Dresden Vorlesungen in Schiffbau und Flugmechanik und erstritt sich eine Fliegerausbildung in Berlin-Johannisthal. Erst nach mehreren Anläufen fand sie einen Lehrer, der sie dann doch wieder fallen ließ, weil "Frauen im Flugzeug eben Unglück bringen". Bei der nächsten Schule wurde sie von ihren männlichen Kollegen mit lebensgefährlichen Aktionen sabotiert. An ihrem 25. Geburtstag, am 13. September 1911, schaffte Melli Beese aber die Pilotenprüfung. Ein Jahr später gründete sie in Johannisthal die Flugschule Melli Beese, an der sie sich auch mit der Konstruktion eines Flugbootes beschäftigte. 1913 heiratete sie ihren Geschäftspartner Charles Boutard und nahm die französische Staatsbürgerschaft an. Ihr Flugboot konnte sie nicht mehr wie geplant im Sommer 1914 in Warnemünde vorführen, weil der Erste Weltkrieg ausbrach und Beese und ihr Mann als "feindliche Ausländer" inhaftiert und in Wittstock/Dosse interniert wurden. Beide erkrankten an Tuberkulose, Melli wurde morphiumsüchtig. Nach dem Krieg stand das Paar vor dem finanziellen Ruin. Der Plan einer gemeinsamen Weltumrundung scheiterte am Geld. Die Ehe wurde geschieden. 1925 stürzte Melli Beese beim Versuch, ihren Pilotenschein zu erneuern, ab. Sie überlebte den Absturz zwar unverletzt, aber im Dezember desselben Jahres erschoss sie sich.
 

Wieso erzähle ich Ihnen das alles? Weil jetzt, nach etlichen - vor allem für den Steuerzahler tragischen - Volten, tatsächlich der Tag bevorsteht, an dem der Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld eröffnet wird. Benannt ist er bekanntlich nach dem früheren SPD-Bundeskanzler und Regierenden Bürgermeister Berlins, Willy Brandt. Aber seine Adresse lautet: Melli-Beese-Ring 1. Heute Nachmittag wird dort die "Willy-Brandt-Wand" enthüllt, morgen 13.30 Uhr wird der Flughafen dann - mit einer Verspätung von fast einem Jahrzehnt - in Betrieb genommen. Ein Anlass zum Feiern wäre das auch ohne Corona nicht wirklich gewesen. Nicht nur, dass der BER "einer der kleinsten, aber teuersten Metropolen-Airports der Welt" ist, wie mein Kollege und BER-Experte Thorsten Metzner in seinem Kommentar schreibt: Der jahrelange Ärger um den "Fluchhafen" ist auch mit der Eröffnung nicht ausgestanden, weil die öffentliche Hand weitere Millionenbeträge aus Steuergeldern wird überweisen müssen, um eine Pleite abzuwenden. Gruselt es Sie jetzt? Das passt ja zu Halloween.

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