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Der PNN-Newsletter - heute von PNN-Chefredakteurin Sabine Schicketanz.

© Sebastian Gabsch / Tagesspiegel

Potsdam HEUTE, Freitag, 19. November 2021: Quarantäne-Stopp für Kinder, Woidkes Impf-Order, Corona-Chaos in Mittelmark

Die wichtigsten Termine, die interessantesten Themen und News. Alles, worüber Potsdam am Freitag spricht, im PNN-Newsletter "Potsdam HEUTE".

Guten Morgen,

was Brandenburg jetzt braucht, ist klar: Einen schnellen Stopp der explodierenden Zahl der Corona-Infektionen. Seit Tagen jagt ein Negativrekord den nächsten, die Mark ist mittlerweile nach Sachsen, Bayern und Thüringen das am viertstärksten betroffene Bundesland. Die landesweite Inzidenz gestern: 465,9. Gezählt wurden 2726 Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Im Süden Brandenburgs hat mit Elbe-Elster der erste Landkreis die 1000er-Inzidenz überschritten. Von dort kommen nun dringende Hilferufe. „Ich fordere seitens des Landkreises, seitens unserer Krankenhäuser hier im Süden des Landes Brandenburg eine schnellstmögliche operative Übernahme der Verteilung der Krankenhausbetten beziehungsweise der Corona-Fälle im Land Brandenburg", sagte gestern Elbe-Elster-Landrat Christian Heinrich-Jaschinski (CDU, Quelle: dpa). Denn bei so vielen Infizierten werden die Krankenhausbetten in dramatischem Tempo knapp. 

Wie sehr die Lage bereits außer Kontrolle geraten ist, macht auch ein Erlass des Gesundheitsministeriums unter Ministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) deutlich: Die kommunalen Gesundheitsämter sollen ab sofort, auch wenn landesweit bereits 165 Bundeswehrsoldat:innen in den Ämtern helfen, große Teile der Nachverfolgung von Kontakten von Infizierten einstellen. Zitat:  "Eine intensive und umfangreiche Nachverfolgung aller Kontaktpersonen ist in dieser Lage nicht mehr möglich." Die Behörden müssten sich jetzt darauf konzentrieren, Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen und medizinischen Einrichtungen zu ermitteln, um die verletzlichsten Menschen dort zu schützen. Corona-Fälle in KitasSchulenHorten und Betrieben müssten "nachgeordnet" bearbeitet werden, so das Ministerium

Was das unter anderem heißt, hat Dr. Anna Müller, Amtsärztin in Rathenow im Havelland, bereits am Dienstag in einem Schreiben an die Eltern vor Ort formuliert. Zitat: "Durch die Höhe der Fallzahlen und den rasanten Anstieg lassen sich Infektionsketten nicht mehr erkennen und unterbrechen. Containment (Eindämmung, d. Red.) ist nicht mehr möglich. Es fortzuführen wäre sinnlose Ressourcenverschwendung." Und weiter: "Da Kinder und Jugendliche fast nie schwerwiegende, sondern überwiegend milde bis mittelschwere Verläufe zeigen, ist es vertretbar, das Containment auch an Schule und Kita aufzugeben." Ziel sei es, "den Alltag nicht über Gebühren zu belasten, Personal aus Pflegeeinrichtungen durch Quarantänemaßnahmen nicht noch weiter zu verringern und möglichst wenige Kinder in Quarantäne zu nehmen". 

Konkret bedeutet das den Angaben nach: Befindet sich ein infiziertes Kind in einer Schulklasse oder Kitagruppe, wird nur dieses Kind in Quarantäne geschickt sowie seine Familie als Kontaktpersonen - Zitat aus dem Erlass: "Weitere Absonderungen von Kontaktkindern erfolgen in der Regel nicht mehr." Außer in Ausnahmen sollen alle anderen Kinder weiter zur Schule oder in die Kita gehen, mit Auflagen: "Selbstmonitoring, Maskenpflicht für 10 Tage, Testung täglich für 10 Tage und strikte Kohortierung, auch beim Essen und im Hort. Nach Auskunft der MSGIV (Gesundheitsministerium, d. Red.) kann der Sportunterricht fortgesetzt werden." 

Und für die Eltern hat die Amtsärztin noch einen Rat parat: "Meiden sie außerhalb von Schule und Kita große Menschansammlungen, (...) gehen Sie mit Ihren Kindern lieber einmal in den Wald als auf den Jahrmarkt." Eltern nicht nur im Havelland, die ihre Kinder und Familien vor Corona schützen wollen, empfinden das als blanken Hohn.

Was die Regierungschefinnen und -chefs der Länder gemeinsam mit dem Bund gestern beschlossen haben, um eine Corona-Katastrophe zu verhindern, die vierte Welle zu brechen - Stichwort Schwellenwerte für 2Gplus und Lockdowns samt Schulschließungen, Booster-Offensive und Impfpflicht für Ärztinnen und Ärzte und Pflegepersonal - lesen Sie hier kompakt.  Und falls Sie noch nicht mitbekommen haben, was der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) Lothar Wieler zur Notlage gesagt hat: Hier geht es zur Zusammenfassung, hier zu seiner Rede im Wortlaut (T+). 

In Brandenburg geht unterdessen das Trauerspiel um eine viel zu große Impflücke, geradezu verzweifelte Attacken der Linke-Opposition auf die Kenia-Regierung, doch endlich schneller mehr zu tun gegen Corona, und schleppende Booster-Impfungen weiter. Falls es jemand verdrängt hat: Bei vollständig Geimpften liegt Brandenburg mit einer Quote von 61,5 Prozent auf dem vorletzten Platz aller Bundesländer und bei den Auffrischungsimpfungen mit einer Impfquote von vier Prozent ist die Mark bundesweites Schlusslicht

Jetzt hat Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) seine Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) unter Druck gesetzt: Sie soll mindestens 100 Impfstellen im Land schaffen, schnellstmöglich. Dafür schicken alle Ressorts und die Staatskanzlei kurzfristig jeweils zwei Mitarbeitende in den Impf-Krisenstab, also 18 Mitarbeitende. Was genau hinter dem Ultimatum steckt, lesen Sie hier in der Recherche meines Kollegen Thorsten Metzner. Heute lädt Woidke zum Impfgipfel, die von Bund und Ländern vereinbarten Corona-Maßnahmen hält er für sehr gut und lässt schärfere Maßnahmen im Land offen. „Am Ende geht es hier um Menschenleben und da können wir weitere Maßnahmen momentan noch nicht ausschließen“, sagte Woidke der dpa.

Auch im heutigen Newsletter

  • Vierter Tag im Fall Oberlin: Ehemann der Angeklagten sagt aus
  • Corona-Chaos in Potsdam-Mittelmark
  • Potsdam bleibt solvent: Haushaltsentwurfs für das Jahr 2022 vorgestellt
  • Tipps für Unternehmungen
  • ...und jede Menge mehr

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