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PNN-Newsletter - heute von Sabine Schicketanz.

© Sebastian Gabsch PNN

Potsdam HEUTE, Freitag, 10. Juli 2020: Mega-Stau in Potsdam, Zeitplan für den Stadtkanal und "Selbstanbieter" bei der AfD

Lesen Sie jetzt den neuen PNN-Newsletter "Potsdam HEUTE" mit allen wichtigen Terminen und Informationen für den Freitag.

Guten Morgen,

da ist einmal kurz ein Stückchen der Breiten Straße gesperrt, schon bricht in Potsdam die Welt zusammen - und das Gejammer ist sogar größer als der Mega-Giga-Riesen-Aufreger-Stau. Klar, es gibt universumweit keine andere Stadt, die so ein schlechtes Verkehrskonzept hat und so dämliche Planer, wo Autofahrer derart zum Narren gehalten und in den Wahnsinn getrieben werden wie hier in Potsdam ... finden Sie das auch? Sie merken schon, ich nicht. Drei Tage Breite-Straße-Sperrung, weil neu asphaltiert wird, und das in den Ferien, da muss man einfach durch. Oder besser: Da fährt man mal einfach nicht durch. Eins allerdings geht definitv besser. Auf der Tramtrasse in der Zeppelinstraße sollten tatsächlich nur Trams und Busse fahren - und nicht Autos. 

Worüber spricht Potsdam heute? 

Stadtkanal kommt, Staudenhof geht 

Parkplätze auf der einen, teils leere Ladenlokale auf der anderen Seite: Genüsslich flanieren lässt es sich in der Straße Am Kanal derzeit nicht wirklich. Dabei hat die Innenstadt-Lage Potenzial. Der Gehweg ist schön breit, die Bäume spenden Schatten, große Schaufenster wirken einladend - und bald könnte man auf Wasser statt auf Blech blicken. So zumindest der Plan von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), der die Wiederherstellung des Stadtkanals als Bürgerprojekt vorantreiben will. Damit will Schubert an der Straße Am Kanal beginnen. 

Im Frühjahr soll die Bürgerbeteiligung starten. In den Fokus hat Schubert, der am Donnerstagabend wegen Corona seinen sonst öffentlichen Bürger-Stadtspaziergang in eine Livesendung von Hauptstadt-TV verlegt hatte, außerdem das Quartier an der Burgstraße und den Staudenhof genommen. Spoiler: Für den Erhalt des DDR-Blocks sieht auch dieser OB kaum eine Chance - Sanierung ist wesentlich teurer als Neubau. Daher dürften „nostalgische Gefühle“ hier keine Rolle spielen. Alles über die neuen Projekte für Potsdams Mitte erfahren Sie hier von PNN-Redakteur Peer Straube.

Was muss ich für heute wissen?

Das Corona-Update

Zwei neue Corona-Infektionen meldete das Land am Donnerstag - eine davon in Potsdam. Hier sind noch zwölf Personen in Quarantäne. In Potsdam-Mittelmark gab es keine Neuinfektionen. Dort werden zwei Covid-19-Erkrankte im Krankenhaus behandelt, aktiv erkrankt sind drei Personen im Landkreis. Gute Corona-Nachrichten gibt es aus der Wirtschaft: Laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK), an der 550 Unternehmen teilnahmen, hat sich die Stimmung aufgehellt. Mehr als ein Drittel der Befragten schätzt die Lage mittlerweile als gut ein. Über die aktuellen Entwicklungen in der Coronakrise in Potsdam und Brandenburg informieren wir Sie in unserem Newsblog.

"Selbstanbieter" aus der AfD

Seit Brandenburgs AfD vom Verfassungsschutz beobachtet wird, gibt es bei den Verfassungsschutzämtern der Länder und des Bundes eine bemerkenswerte Entwicklung: Immer mehr Parteimitglieder melden sich dort und wollen als "Selbstanbieter" den Nachrichtendiensten Informationen über Rechtsextremisten in der AfD zutragen. Mögliches Kalkül: Die eigene Partei retten - und vielleicht auch sich selbst. Tatsächlich haben sich mehrfach Gemeindevertreter und Stadtverordnete aus den AfD-Fraktionen verabschiedet, Fraktionen in Kreistagen haben sich gespalten (Quelle: Bild). Die exklusive Recherche von Kollege Alexander Fröhlich lesen Sie hier.

Mehr als 80 Hinweise  

Viele Frauen gehen derzeit nicht mehr allein joggen - schon gar nicht im südwestlichen Berlin oder den angrenzenden Brandenburger Gemeinden wie Kleinmachnow. Noch immer ist der Mann, der mutmaßlich zwischen dem 12. und dem 30. Juni sieben Frauen angegriffen und fünf von ihnen vergewaltigt haben soll, auf freiem Fuß. Dass der Serientäter gefährlich ist, daran haben die Behörden kaum Zweifel. Ermutigend: Bei den Ermittlern sind bereits mehr als 80 Hinweise eingegangen, nachdem Bilder einer Videokamera veröffentlicht worden sind. Alles Wichtige zu dem Fall lesen Sie hier zusammengefasst.

Kinder müssen draußen bleiben

Kinderverbote in Thermen, Hotels und Clubs sorgen immer wieder für heftige Debatten. In einem brandenburgischen Fall ist jetzt eine Entscheidung getroffen: Das Hotel Esplanade Resort und Spa in Bad Saarow darf sich als "Erwachsenenhotel" ausrichten und Kinder und Jugendliche generell als Gäste ablehnen. Die Betroffenen würden wegen ihres Alters zwar benachteiligt, entschied am Donnerstag der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe. Für die unterschiedliche Behandlung gebe es aber einen sachlichen Grund, damit sei sie gerechtfertigt. Ein krasses Urteil: Wenn mich jemand stört, darf ich also einfach die Schotten dicht machen, wenn es dazu dient, Geld zu verdienen? Genau das ist die Einstellung zu Kindern und Familien, die mich als Mutter enttäuscht. Und was meinen Sie?

Foto aus dem Jahr 1966: Blick vom Schauspielhaus auf den zugeschütteten Stadtkanal in der Heinrich-Rau-Allee, heute Straße Am Kanal in Potsdam, im Hintergrund die Nikolaikirche und die Ruine der Garnisonkirche.
Foto aus dem Jahr 1966: Blick vom Schauspielhaus auf den zugeschütteten Stadtkanal in der Heinrich-Rau-Allee, heute Straße Am Kanal in Potsdam, im Hintergrund die Nikolaikirche und die Ruine der Garnisonkirche.

© Potsdam Museum

Die Küken-Retter

Es muss ja auch schöne Nachrichten geben, denken Sie? Da haben Sie Recht. Hier wäre so eine: In einem Hinterhof der Potsdamer Gutenbergstraße herrschte am Donnerstag Aufregung. Der frischgeschlüpfte Nachwuchs einer Stockente war aus etwa drei Metern Höhe hinuntergefallen. Die Mutter interessierte sich nicht mehr für die flauschigen Küken - die Anwohner umso mehr. Wie Carola Lindner und Marcus Gude die kleinen Entchen retteten, hat PNN-Autor Carsten Holm aufschrieben. Und zu sehen gibt es die Küken natürlich auch.

Was soll ich heute lesen?

Alltag im Militärstädtchen 

Im Sommer 1945 errichteten die russischen Besatzer in Potsdam zwischen Pfingstberg und Neuem Garten ihr Militärstädtchen mit KGB-Gefängnis und Spionagezentrale. 16 Hektar, mehrere Straßenzüge mit etwa 100 Gebäuden, prächtige Villen oder Bürgerhäuser, deren Bewohner vertrieben wurden, verschwanden hinter Bretterzaun und Schlagbäumen, bis zum Abzug der Sowjets 1994. Wie lebte es sich unter diesen Umständen? Was erlebten die Menschen, die geblieben waren, bleiben durften? Darüber erzählt die neue Sonderausstellung im Belvedere. PNN-Autorin Steffi Pyanoe hat die Schau besucht.

Kinderfreie Zone: Hotel Esplanade in Bad Saarow.
Kinderfreie Zone: Hotel Esplanade in Bad Saarow.

© Patrick Pleul / dpa

Welche Termine sind heute wichtig?

Studieren in Coronazeiten: Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) besucht heute ab 10.15 Uhr die Universität Potsdam, um sich vor Ort über die Herausforderungen des digitalen Sommersemesters wie etwa die Online-Prüfungen zu informieren.

Neue Richterin: Heute um 11 Uhr ernennt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Rechtsprofessorin Ines Härtel zur neuen Richterin am Bundesverfassungsgericht. Die 48-jährige Härtel war bisher Juraprofessorin an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Mit ihr ist erstmals eine Juristin mit ostdeutscher Herkunft Richterin am Bundesverfassungsgericht. 

Carola Lindner und Marcus Gude mit den geretteten Küken. 
Carola Lindner und Marcus Gude mit den geretteten Küken. 

© Carsten Holm

Aufsichtsrat tagt: In Schönefeld kommt der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft zusammen. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup will dem Gremium ein aktuelles Bild über die Lage in der Coronakrise vermitteln, außerdem stehen wie berichtet wichtige Personalien auf der Tagesordnung. Der Zeitplan für die BER-Eröffnung am 31. Oktober soll aber weiterhin stehen. Inzwischen haben Komparsen-Tests begonnen, bei denen rund 9000 Freiwillige die Abläufe testen sollen. 

Schutz vor Wölfen: Wie können Schafe, Rinder und andere Nutztiere vor dem Wolf geschützt werden? Das zeigt das Wolfsinformationszentrum in der Schorfheide (Barnim). Heute um 14 Uhr eröffnet Landwirtschaftsminister Axel Vogel (Bündnis 90/Grüne) dort das Herdenschutzgehege. Darin werden alle empfohlenen und geförderten Präventionsmaßnahmen präsentiert. Derzeit gibt es im Land 49 vom Wolf besetzte Territorien. Im Vorjahr wurden bei 165 Vorfällen 409 Nutztiere geschädigt.

Was könnte ich heute unternehmen?

Empfehlungen heute von Steffi Pyanoe

Träume leben
Hannelore Elsner und Elmar Wepper brillierten 2008 in dem vielfach ausgezeichneten Film „Kirschblüten – Hanami“ von Doris Dörrie. Rudi hat Krebs. Nach dem überraschenden Tod seiner Frau reist er nach Japan, um ihren heimlichen Traum für sie zu verwirklichen. Dabei lernt er die junge Japanerin Yu kennen. Jetzt wird der Film im Kinosommer im Lottenhof gezeigt. Bis der saniert und umgebaut wird, ist es hier allemal gemütlich. Bitte eine Maske mitbringen, Popcorn, Speisen und Getränke gibt’s am Imbisswagen.
Um 21.30 Uhr im Lottenhof, Geschwister-Scholl-Straße 34.

Musik im Garten
Die Band Krogmann, die in diesem Jahr ihr Zehnjähriges feiert, singt heute Deutschen Poprock in der Reihe Soundgar(d)en.  Aus dem Elektro-Solo von Stefan Krogmann und später Duo Krogmann & Klixx ist mittlerweile eine komplette Band geworden, die auch gerne mal über Berliner Seen schippert. Und auch das aktuelle Album von 2018 „Ohne Rahmen“ lässt sich gut hören.
Ab 20.30 Uhr Open Air neben der Fabrik, Schiffbauergasse. Der Eintritt ist frei.

Musik im Park
Irgendwo zwischen dem Gefühl Hawaii und der Realität Deutschland liegt das heutige Konzertprogramm im Lindenpark. „Philipp Löwenstein plays Jack Johnson & friends“, Lieder des hawaiianischen Popmusikers Jack Johnson und eigene deutsche Songs.
Ab 19 Uhr Open Air im Lindenpark, Stahnsdorfer Straße 76 / 68, der Eintritt kostet 12 Euro.

Blick auf die Stadt
Potsdam mit den Augen des Malers Wolfgang Liebert gibt es ab heute Abend im Galeriecafé Matschke zu sehen. Die neue Ausstellung „Potsdam – geliebte Orte“ wird um 19 Uhr eröffnet. Dazu passt Apple Cider und Merguez vom Grill im lauschigen Garten am Haus.
In der Alleestraße 10, geöffnet von 12 bis 22 Uhr. 

Was kann ich heute Gutes tun? 


Jugendweihen und Ostseereisen, Demonstrationen und Kleingärten, Republikgeburtstage und Weihnachtsfeste, das neue Auto und der letzte Arbeitstag – in privaten Fotoalben spiegeln sich die Erfahrungen und Lebenswelten in Ostdeutschland aus ganz persönlicher Sicht. Dazu hat die Stiftung Reinbeckhallen jetzt das Projekt "Biografie und Geschichte. Private Fotografie in Ostdeutschland 1980–2000" gestartet. Dafür werden Fotoalben und Bilder untersucht und gesammelt. Das Ziel: Brüche, aber auch Kontinuitäten vor und nach 1989/90 zu zeigen. Und jetzt kommen Sie ins Spiel: Die Initiatoren des Projekts, Fotohistoriker Dr. Friedrich Tietjen und Kulturhistorikerin Sophie Schulz, wollen Ihre Bilder sehen und Ihre Geschichten hören, wenn Sie zwischen 1980 und 2000 in Ostdeutschland gelebt und fotografiert haben. Dazu gibt es am Freitag, dem 24. Juli, Gesprächstermine in Potsdam im Zentrum für Zeithistorische Forschung. Wer mitwirken will, muss sich unbedingt anmelden - telefonisch oder per E-Mail

Wetter & Verkehr 

Wetter
Erstmal wieder kaum Sonne, viele Wolken, einige Schauer und frischer Wind bei maximal 25 Grad. Aber zum Wochenende beruhigt sich das Wetter.

Verkehr
Wer gestern im Potsdamer Stau stand, wird heute sicher eine weiträumige Umfahrung finden: Denn noch immer ist die Breite Straße in Richtung Lange Brücke gesperrt. Dort wird die Fahrbahn erneuert. Die gute Nachricht: Samstag soll alles fertig sein.
Einschränkungen gibt es auf der Havelbus-Linie 671 ab heute, 18 Uhr, über das ganze Wochenende. Wegen einer Baustelle in Spandau wird die Buslinie nach Falkensee umgeleitet.  Weitere neue Verkehrsmeldungen gibt es nicht - es bleibt bei den bekannten Ferien-Baustellen

Person des Tages 


Milad Asgarimehr
Erfolg für einen Potsdamer Nachwuchwissenschaftler: Der 31-jährige Milad Asgarimehr ist am Donnerstag von der Deutschen Forschungsgesellschaft mit dem Bernd Rendel-Preis für Geowissenschaften ausgezeichnet worden. Milad Asgarimehr hat im Iran Geodäsie studiert und promoviert seit Anfang 2017 in einem gemeinsamen Projekt von Geoforschungszentrum Potsdam und Technischer Universität Berlin. Er beschäftigt sich mit Signalen von GPS-Navigationssatellitensystemen, die an der Meeresoberfläche reflektiert werden. Deren Signalverzerrungen durch Wind und Niederschlag will Milad Asgarimehr analysieren, um das GPS für die Messung von Wind und Regen weiterzuentwickeln. Mit den 2000 Euro Preisgeld will Milad Asgarimehr seinen Forschungsaufenthalt an der Universität Michigan mitfinanzieren. 

Ich wünsche Ihnen einen staufreien Freitag - bis morgen früh 

Ihre Sabine Schicketanz

PNN-Chefredakteurin

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