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Potsdam HEUTE, Donnerstag, 11. Juni 2020: Neue Vorwürfe gegen Klinikum-Leitung, Turbine-Turbulenzen und eine Verspätung beim Schulbau

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Guten Morgen,

kürzlich mal einen Blick nach Grünheide geworfen? Tesla macht dort Tempo für seine Gigafactory. Es ist gerodet, planiert, Fundamente werden gegossen. In anderthalb Jahren sollen die ersten E-Autos vom Band rollen. Gar nicht dazu passt, dass die Genehmigung für die Fabrik noch lange nicht erteilt ist. Jetzt wird sogar der Antrag neu gestellt - denn Tesla hat seine Pläne verändert, will auf die Lackiererei vor Ort verzichten, was viel Wasser spart. Und die Chancen auf eine Genehmigung erhöht.

Weiterbauen kann Tesla in Grünheide trotzdem, per vorzeitiger Genehmigung per Bundesimmissionsschutzgesetz. So könnte es bald einigermaßen skurrile Szenen geben: Nämlich eine große öffentliche Anhörung zum Genehmigungsverfahren, vermutlich in der Stadthalle Erkner, wo Bürger ihre Einwände vortragen, während in Grünheide der Fabrik-Rohbau schon steht. Das Risiko allerdings trägt Tesla - gibt es keine Genehmigung, müsste alles wieder platt gemacht werden. Was Tesla dazu sagt? Bisher öffentlich gar nichts. Einen Auftritt im Wirtschaftsausschuss des Landtags habe Tesla-Chef Elon Musk nicht erlaubt, hieß es. Der begeistert sich zwischenzeitlich auf Twitter für eine neue Technik - Katapulte.

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Worüber spricht Potsdam heute?

Neue Vorwürfe gegen Klinikum-Leitung

Es ist der wahrscheinlich schlimmste Ausbruch des Coronavirus in einem deutschen Krankenhaus: Seit dem 26. März sind im Potsdamer Bergmann-Klinikum 47 Menschen mit oder an Covid-19 gestorben. Insgesamt infizierten sich 138 Patienten mit dem Virus – jeder Dritte starb mit oder an der Infektion. Aber betroffen waren nicht nur Patienten. Sondern auch das Personal. 213 Mitarbeiter wurden mit dem Coronavirus infiziert. 43 Ärzte, 150 Pflegekräfte, 13 Verwaltungsmitarbeiter, sieben Reinigungskräfte. 

Doch nach exklusiven Recherchen für den PNN-Newsletter "Potsdam Heute" ist die jetzt beurlaubte Klinikum-Geschäftsführung ihren Pflichten zum Schutz des Personals nicht wie vorgeschrieben nachgekommen: Nach der bundesweit geltenden Biostoffverordnung muss eine Unternehmensleitung den Arbeitsschutzbehörden unverzüglich melden, wenn es zu einer so genannten Betriebsstörung kommt, die "zu einer Gesundheitsgefahr der Beschäftigten führen können". Betriebsstörung? Im Krankenhaus gilt als solche beispielsweise die Schließung einer Station - oder auch der kompletten Klinik. 

Das Bergmann hat bereits am 24. März wegen Coronainfektionen bei Mitarbeitern und Patienten die Nephrologie (Klinik für Nierenheilkunde) geschlossen. Am 1. April wurde ein Aufnahmestopp verhängt. Gemeldet wurde die Gefahr fürs Personal nicht. Nicht einmal verspätet, sondern gar nicht. Darüber wurden am Mittwochabend auch Potsdams Stadtverordnete in nicht-öffentlicher Sitzung des Hauptausschusses informiert. Konsequenz? Wer fahrlässig nicht meldet, begeht eine Ordnungswidrigkeit. Wer es vorsätzlich nicht tut, macht sich nach Arbeitsschutzgesetz strafbar. Es läuft das nunmehr sechste Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen Verantwortliche im Klinikum.

Was muss ich für heute wissen?

Das Potsdamer Klinikum "Ernst von Bergmann".
Das Potsdamer Klinikum "Ernst von Bergmann".

© Sebastian Gabsch

Das Corona-Update

Brandenburg meldete zuletzt zwei Neuinfektionen mit dem Coronavirus, Potsdam keine, Potsdam-Mittelmark eine. 17 Covid-19-Erkrankte liegen landesweit noch im Krankenhaus, zwei von ihnen auf einer Intensivstation. Als wieder genesen gelten 3063 Menschen im Land.

Ab Montag sollen alle Kitas wieder vollständig öffnen, die Abstandsregeln sind für die Einrichtungen aufgehoben. Bei Eltern und Kitaträgern in Potsdam sorgt das für Erleichterung, wenn auch nicht nur. Probleme gibt es mit der kurzen Vorbereitungszeit auf den Neustart und den teilweise unkonkreten Regeln. Außerdem: Besonders die jüngsten Kinder werden nach knapp drei Monaten daheim sicher nicht ohne weiteres in die Kita gehen - viele werde man noch einmal neu eingewöhnen müssen, heißt es. Und das braucht Zeit und Personal.

Für die Sommerferien hat das Bildungsministerium nun tatsächlich ein Schnellprogramm aufgelegt, das helfen soll, Eltern zu entlasten und Kinder weiterzubringen - mit Spaß, aber auch mit Lernzeiten.

Ein Schnellprogramm wünscht sich auch Franziska Pollin von der Landesregierung: Die Pop-Beauftragte sieht die Sommer-Musikfestivals, die Brandenburg einst in großem Stil ins Land holen wollte, in Gefahr. Die Kenia-Fraktionen beschlossen immerhin, dass Kinos und Festivals unterstützt werden sollen - falls es kein Geld vom Bund gibt. 

Über die aktuellen Entwicklungen in der Coronakrise in Potsdam und Brandenburg informieren wir Sie in unserem Newsblog.

Wer zu spät kommt

Mit Corona ist es wie mit der Berliner S-Bahn: Damit lässt sich jede Verspätung begründen. Zum Beispiel der spätere Einzug des Mini-Ikea im ehemaligen C&A in der Brandenburger Straße in Potsdam. Derzeit werden die Räume umgebaut, alles könne noch bis zum Frühherbst dauern, sagte eine Sprecherin. Ursprünglich hatte der Laden schon im Sommer fertig sein sollen. 

Gravierender ist jedoch die Verspätung der "Schule am Schloss", die an der Pappelallee gebaut werden soll. Die Schule für bis zu 950 Schüler sollte Mitte 2023 fertig sein. Doch davon ist keine Rede mehr; vermutlich werde es 2024, hieß es jetzt aus dem Rathaus. Der Grund: Die Stadt diskutiert mit dem Land über Grundstücksgrenzen und Bebauungspläne.

Mein Freund, der Baum

Der Potsdamer Bauausschuss kann vieles - aber auch nicht alles. Zum Beispiel kann er (noch) keine Bäume wachsen lassen, wo Asphalt und Pflastersteine dominieren. So zu sehen im Potsdamer Lustgarten, den die Stadtverordneten gern grüner haben würden. Doch die Verwaltung sieht grau: Auf dem Areal am Marstall in Potsdams Mitte könnten Bäume wegen zu viel Stein und Leitungen im Boden kaum Wurzeln schlagen, heißt es. Zufrieden geben will sich der Bauausschuss damit nicht. Kurzerhand erklärte er die Argumente des Rathauses zum Zwischenbericht und forderte eine erneute Prüfung. Alle Debatten und Beschlüsse des Bauausschusses lesen Sie hier

Russische Bande

Potsdams zehnte Partnerstadt könnte in Russland liegen. Schon seit einiger Zeit soll die Großstadt Jaroslawl im Westen von Putins Reich einen Blick auf die Landeshauptstadt geworfen haben. Jetzt könnte es eine Annäherung geben, und zwar über Finnland: Potsdams Partnerstadt dort - Jyväskylä - ist bereits mit Jaroslawl verbandelt. Ein starkes Trio also? Immerhin die Gelegenheit, einen Ausgleich zur Russland-Politik der Brandenburger SPD aufzuziehen. 

Turbulenzen bei Turbine

Jede Menge Ballverluste beim 1. FFC Turbine Potsdam: Ende der Saison werden die Turbinen, jüngstes Team der Liga, ihren Trainer Matthias Rudolph verlieren. Er werde seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern, berichtete am Mittwoch das Portal "Sportbuzzer". Ein Grund: Turbine will einen Vollzeit-Trainer beschäftigen, Rudolph ist im Hauptjob Lehrer an einem Potsdamer Gymnasium und will das bleiben. 

Mit ihm verlässt auch Kapitänin Sarah Zadrazil das Potsdamer Team - sie wechselt zum FC Bayern. Außerdem gehen Lara Prasnikar und Caroline Siems. Es scheint, als hätte Turbine den Abschied von Trainer-Urgestein Bernd Schröder vor fünf Jahren nicht wirklich verkraftet. Wer macht künftig das Spiel bei Turbine? Bis Ende Juni soll der neue Trainer gefunden sein.

Was soll ich heute lesen?

Einmal durchgegondelt

Potsdam mit Seilbahn - wie wär' das eigentlich? Immer mal wieder bringt die CDU-Abgeordnete mit Doppelmandat Saskia Ludwig ihre luftigen Pläne ins Gespräch. Meine Kollegin Steffi Pyanoe hat sich auch so ihre Gedanken zu dem Szenario gemacht und sieht schon Gondeln durch die Sichtachsen schweben. Lesen Sie ihre herrliche Kolumne "Pyanissimo" hier.

Welche Termine sind heute wichtig?

Landtag I: Um 13.30 Uhr beginnt heute im Landtag die Sitzung des Ausschusses für Infrastruktur und Landesplanung. Themen sind unter anderem Finanzhilfen für den Nahverkehr in der Coronakrise und die Verkehrsanbindung an das Tesla-Werk und den BER.

Landtag II: Um 10 Uhr startet die Sitzung des Ausschusses für Europaangelegenheiten und Entwicklungspolitik im Landtag. Auch dort geht es um Corona-Auswirkungen.

Land I: Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) stattet heute um 11.30 Uhr und um 14 Uhr den Unternehmen Leipa und PCK Raffinerie in Schwedt/Oder Besuche ab. Woidke will sich  - natürlich - zu den Corona-Folgen informieren.

Land II: Agrarminister Axel Vogel (Grüne) besucht heute den Tag des ökologischen Landbaus in der Prignitz, Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) die gemeinsame Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Potsdam, der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg im Potsdamer Science Park.

In der Stadt: Heute um 16.30 Uhr tagt in Potsdam der Jugendhilfeausschuss. Dort soll auch über den "Handlungsrahmen für die Erstellung einer Elternbeitragsordnung 2020/2021" gesprochen werden. Zur Erinnerung: Potsdams Kitas werden demnächst eigene Preise festlegen, weil die Stadt keine Beitragsordnung aufstellt.

Am Telefon: Der Potsdamer SPD-Stadtfraktionschef Daniel Keller lädt heute zwischen 15 und 18 Uhr zur telefonischen Bürgersprechstunde. Für ein zehnminütiges Gespräch mit Keller kann man sich per E-Mail anmelden - bitte das Thema, die gewünschte Uhrzeit und eine Rufnummer angeben.

Was könnte ich heute unternehmen?

Sehen wie Hagemeister

Ende des 19. Jahrhunderts soll der Maler Karl Hagemeister (1848-1933) mit dem Fotografieren begonnen haben. Deshalb zeigen Potsdamer Fotografen jetzt Bilder, bei denen sie sich von dem Maler, dessen Werk, das aktuell das Potsdam Museum zeigt, inspirieren ließen. „Fotografische Skizzen - Karl Hagemeister, Anne Heinlein, Monika Schulz-Fieguth, Frank Gaudlitz, Peter Frenkel“ heißt die Ausstellung im Pavillon auf der Freundschaftsinsel. Heute um 11 Uhr wird sie eröffnet.

Bis 5. Juli, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei.

Basteln in Gesellschaft

Malen mit Wachs, falten mit Origami-Papier oder doch lieber an der Nähmaschine arbeiten – im Offenen Kreativtreff im Treffpunkt Freizeit ist vieles möglich. Wer gerne bastelt und werkelt und das nicht alleine tun will oder noch Rat und Hilfe sucht oder geben kann, ist herzlich willkommen. Eingeladen sind alle Altersgruppen, von Kindern bis Senioren.

15 bis 17 Uhr im Begegnungsraum im Treffpunkt Freizeit, Am Neuen Garten 64, Teilnahme kostenlos oder gegen kleine Spende.

Fisch futtern, Knolle knabbern

Lecker Lunch gibt es ebenfalls im Treffpunkt Freizeit: Das Café Midi von Gastronomin Lena Mauer kocht heute Kohlrabischnitzel auf Gurken-Kartoffelsalat für 6 Euro oder Dorade an Bohnen-Cassoulet für 7 Euro.
Von 11 bis 14.30 Uhr, solange der Vorrat reicht.

Empfehlungen heute von Steffi Pyanoe.

Was kann ich heute Gutes tun?

Sportlich spenden

Der SC Potsdam macht Druck - aber dieses Mal nicht am Volleyball-Netz, sondern finanziell. Der Verein, mit rund 4000 Mitgliedern, nach eigenen Angaben der größte im Land Brandenburg, sammelt Spenden, um durch die Coronakrise zu kommen. Doch dabei ist schnell sein gefragt: In den nächsten 30 Tagen, also bis zum 9. Juli, müssen 14.999 Euro zusammengekommen sein - sonst geht alles Geld zurück an die Spender. Das ist die Regel beim Crowdfunding der Potsdamer Stadtwerke, die dafür einen Teil der Summe aufstocken. Zum Spenden geht es hier entlang, zu allen Infos zur Aktion hier.

Wetter & Verkehr

Wetter

Nach örtlichem Nebel zunächst viele Wolken und teilweise etwas Regen bei maximal 23 Grad. Später Auflockerungen, aber auch einzelne Schauer oder Gewitter. Zum Wochenende wird es heißer.

Verkehr

Im Busverkehr kann die Haltestelle Rathaus Babelsberg Richtung S-Bahnhof Griebnitzsee wegen einer Baustelle von den Linien 616, 694 und N17 nicht angefahren werden. Noch bis 3. Juli müssen Fahrgäste auf die Haltestelle S-Bahnhof Babelsberg / Schulstraße und Rathaus Babelsberg ausweichen. 

Für den Autoverkehr gibt es dieses Mal gute Nachrichten: Morgen soll tatsächlich die Baustelle in der Großbeerenstraße zwischen Grünstraße und Wetzlarer Straße verschwinden. Seit 20. Oktober 2019 war dort an einer Fernwärmeleitung gebaut worden, jetzt gibt es warme ... äh, freie Fahrt.

Person des Tages

Christina Weigel

Ein rauschendes Fest, das hätte sie sich verdient. Wegen Corona aber reicht es heute nur zur Konferenz der Lehrkräfte, einer "Beratung schulischer Gremien" also, die nach Eindämmungsverordnung erlaubt ist. Einziger Tagesordnungspunkt: Verabschiedung der Schulleiterin. Viele Jahre hat Christina Weigel den Weg des Oberstufenzentrums II in Potsdams Waldstadt II bestimmt. Tausende Schülerinnen und Schüler machten in dem einstigen DDR-Bau in der Straße Zum Jagenstein unter Weigels Ägide ihren Abschluss an der Berufsschule, Fachoberschule oder auch Berufsfachschule. Jetzt ist für die Schulleiterin Schluss - sie geht in den Ruhestand. Da Corona auch das gute, alte Büffett unmöglich macht, hat Weigel eine "individualisierte Bewirtung" angekündigt. Da bleibt sie pragmatisch: Was nicht passt, wird passend gemacht.

Morgen begrüßt Sie hier meine Kollegin Jana Haase - einen schönen Donnerstag wünscht

Ihre Sabine Schicketanz

PNN-Chefredakteurin

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