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Der PNN-Newsletter  - heute von Jana Haase.

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Potsdam HEUTE, Dienstag, 6. Oktober 2020: Baustelle Bahnhöfe, geheimnisvoller Brauhausberg - das ist heute in Potsdam wichtig

Die wichtigsten Termine, die interessantesten Themen und News. Alles, worüber Potsdam heute spricht, im PNN-Newsletter "Potsdam HEUTE".

Guten Morgen,

haben Sie auch den Post-Einheits-Blues? Meine Kollegen haben mir erzählt, es sei plötzlich so still vor der PNN-Redaktion am Platz der Einheit. Ich bekomme das gar nicht richtig mit, weil ich im Homeoffice arbeite (das ist auch so eine Geschichte, mehr dazu vielleicht ein andermal). Vier Wochen lang war mit der Einheits-Expo tatsächlich Leben in der Potsdamer Innenstadt, flanierten Leute durch die Straßen, gab es vor der Wilhelm-Galerie täglich Live-Musik, leuchtete die Kuppel der Nikolaikirche festlich in den Abendstunden. Nun ist einfach wieder Oktober. 

Aber zum Feiern war schon vor 30 Jahren nicht allen zumute. Ich habe mir neulich den Film "Verriegelte Zeit" angesehen, den die Filmemacherin Sibylle Schönemann 1990 gedreht hat (wenn Sie einen Ausweis der Stadtbibliothek haben, können Sie das hier auch tun). Die Potsdamer Defa-Regisseurin und ihr Mann waren 1984 durch die Stasi ohne Vorwarnung getrennt inhaftiert und später per Häftlingsfreikauf nach Westdeutschland gebracht worden, ihre beiden Kinder konnten sie monatelang nicht sehen. Nach der Grenzöffnung ist Schönemann mit der Kamera zurück in ihre Heimat gereist, wollte mit denjenigen, die ihre Haft verantworteten, ins Gespräch kommen, verstehen, was eigentlich passiert ist. 

Es ist bestürzend zu sehen, wie sie mit ihren Fragen beim früheren Stasi-Vernehmer, der Gefängnis-Erzieherin, dem Defa-Generaldirektor, ihrem Haftrichter, der übrigens noch Jahrzehnte später in Potsdam als Richter tätig war, vor emotionale Wände läuft. Schuldbewusstsein, Reue, Scham oder auch nur ein Funken Empathie? Fehlanzeige. Bestenfalls wird die eigene Verantwortung von den einstigen Tätern wegdiskutiert. Der mit einem neuen Posten versorgte ehemalige Stasi-Oberstleutnant ist sogar schon wieder dabei, seine neuen Nachbarn zu terrorisieren. Der Film hat mir einmal mehr klar gemacht: Nicht nur die enormen Leistungen der Ostdeutschen beim Umbau der Gesellschaft nach der Deutschen Einheit gilt es anzuerkennen und zu würdigen, sondern auch die Narben, die das DDR-Unrechtssystem bei vielen seiner Opfer bis heute hinterlässt.

Nun muss ich Sie noch vorwarnen: Leider bleibt auch die Stimmung bei unserem Nachrichten-Überblick für Potsdam heute eher Moll. Aber es kommen wieder bessere Tage, versprochen. 

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