zum Hauptinhalt

Potsdam Heute 26. Mai 2020: Heute tagt das Kabinett und ein Potsdamer kehrt zurück

Corona-Ausbruch im Briefverteilzentrum in Stahnsdorf, Schutz von Taxifahrern und deren Kunden und ein Blick auf den Dachboden - dies und mehr im PNN-Newsletter "Potsdam Heute". 

Guten Morgen,

Hotels und Restaurants sind geöffnet, Fitnessstudios und Thermen bald wieder - und während sich die einen mit Abstand amüsieren, gehen die Kinder nur tageweise oder gar nicht in Kitas und Schulen? So sieht es aus. Für viele Eltern wird da die Frage der Verhältnismäßigkeit unverhältnismäßig größer. Bessere Lösungen müssen her. Lösungen, die der Infektionsgefahr standhalten können. Auch dauerhaft. Denn das Virus ist ja nicht weg, wie die lokalen Ausbrüche zeigen. Doch wer hindert eigentlich Landkreise und Kommunen daran, Kinder außerhalb der Kitas zu betreuen? Warum werden nicht viel vehementer Räumlichkeiten für Alternativ-Kitas gesucht - und mehr Personal? Auch Unterricht kann anderswo als in Schulen stattfinden. Kurz gesagt: Packt doch endlich die Bazooka aus! Heute wäre übrigens Gelegenheit dazu. Brandenburgs Woidke-Kabinett tagt zu Lockerungen der Corona-Regeln.

[Sie können "Potsdam Heute" auch als Newsletter per E-Mail bekommen. Zur Gratis-Anmeldung geht es hier. ]

Das Briefverteilszentrum in Stahnsdorf.
Das Briefverteilszentrum in Stahnsdorf.

© Andreas Klaer

Worüber spricht Potsdam heute?

Mehr als 100 Post-Mitarbeiter in Quarantäne 
Ein infizierter Mitarbeiter des Briefverteilzentrums in Stahnsdorf hat vier Kollegen angesteckt - doch Montagnachmittag gab sich die Deutsche Post noch sehr gelassen. Man habe allen Mitarbeitern der Schicht Corona-Tests angeboten, sagte eine Post-Sprecherin. Gut die Hälfte der mehr als 100-köpfigen Nachtschicht-Crew habe Abstriche machen lassen.

Am späten Abend wurde es dem Landkreis Potsdam-Mittelmark dann doch mulmig. Per Order der Amtsärztin wurde die komplette Schicht in häusliche Quarantäne beordert. Der Grund: Im Krisenstab vermutet man, dass Abstands- und Hygieneregeln nicht eingehalten werden.
Frage vieler Menschen im Postleitzahlbereich 14, den das Stahnsdorfer Zentrum bedient: Kommt das Coronavirus jetzt mit dem Briefträger? Aussage der Post dazu:

Ein Ansteckungsrisiko durch Postsendungen bestehe „nach bisherigen Erkenntnissen“ nicht.

Was muss ich für heute wissen?

Eine Mitarbeiterin im Labor des Klinikums Ernst von Bergmann. 
Eine Mitarbeiterin im Labor des Klinikums Ernst von Bergmann. 

© Ottmar Winter

Das Corona-Update

Nicht nur wegen des Corona-Ausbruchs im Stahnsdorfer Briefverteilzentrum bleibt Potsdam-Mittelmark Brandenburgs Corona-Problemzone. Am Montag meldete der Landkreis sechs neue Fälle, darunter eine Mitarbeiterin der Gemeindeverwaltung von Kloster Lehnin. Zuvor war bis Montag 8 Uhr nur eine Neuinfektion landesweit registriert worden. 2930 Menschen gelten als genesen, zehn mehr als am Vortag. Aktuell erkrankt sind 140 Menschen in Brandenburg. In Potsdam hat es seit fünf Tagen keine gemeldete Neuinfektion mit dem Coronavirus gegeben. 

In Schwedt in der Uckermark ist nach Polizeiangaben vom Montag ein 40-Jähriger, der in einem Supermarkt eine Gruppe von Teenagern auf die Maskenpflicht hingewiesen hat, dafür von den drei jungen Männern verprügelt worden. Polizisten fassten die Angreifer. Über die aktuellen Entwicklungen in der Coronakrise in Potsdam und Brandenburg informieren wir Sie in unserem Newsblog.

Wieder Hetzjagden in Guben?

Schlimme Erinnerungen kommen hoch nach zwei Angriffen auf Geflüchtete innerhalb weniger Tage in der Stadt Guben im Landkreis Spree-Neiße, über die meine Tagesspiegel-Kollegin Sandra Dassler berichtet.

Am Freitagabend waren drei junge Männer aus Eritrea, Somalia und Äthiopien, die auf Rädern durch Guben fuhren, mit einem Auto von der Straße gedrängt worden. Dabei kam der Wagen so dicht an die jungen Männer heran, dass einer von ihnen vom Rad springen musste, um nicht zu stürzen.

Am Abend des 16. Mai waren vier Geflüchtete im Stadtpark von einer Gruppe von etwa 15 bis 20 zum Teil vermummten Angreifern überfallen worden. Jetzt ermittelt die Polizei nach eigenen Angaben mit Hochdruck.

Nicht nur im Rathaus ist man alarmiert. 1999 hatten in Guben junge Männer den 28-jährigen Flüchtling Farid Guendoul in einer kalten Februarnacht durch die Stadt gehetzt. In Todesangst hatte der Algerier, der sich Omar Bein Noui nannte, weil er in Deutschland um politisches Asyl gebeten hatte und seine Familie zu Hause nicht in Gefahr bringen wollte, die Glastür eines Wohnhauses eingetreten. Er wollte sich dort in Sicherheit bringen, schlitzte sich dabei jedoch die Hauptschlagader auf und verblutete im Treppenhaus. Die "Hetzjagd von Guben" sorgte damals international für Schlagzeilen.

Bergmann sucht immune Mitarbeiter

Das Potsdamer Bergmann-Klinikum will wissen, wie viele seiner Mitarbeitenden nach einer Corona-Infektion Antikörper gegen das gefährliche Sars-CoV-2-Virus gebildet haben und damit möglicherweise immun gegen Covid-19 sind. Am Montag stellte das Krankenhaus, in dem es im März einen folgenschweren Corona-Ausbruch gegeben hatte, seine systematische Testreihe im eigenen Labor vor. Die soll auch zeigen, ob Mitarbeitende unerkannt infiziert waren - und dank Immunität bei einer möglichen "zweiten Welle" auf den Covid-Stationen eingesetzt werden können. Bald will das Klinikum 400 Antikörper-Proben täglich untersuchen. Dafür muss jeweils Blut abgenommen werden. Das Bergmann-Klinikum hat in Potsdam eigenen Angaben nach 2370 Mitarbeitende, der Konzern am Standort sogar rund 3460. Laut Klinikum hatten sich 213 Mitarbeitende und 157 Patienten nachweislich infiziert. Damit sei auch der Fehler im gestrigen "Potsdam Heute"-Newsletter korrigiert - dort stand irrtümlich hinter beiden Zahlen "Mitarbeiter". 

Hotel Mercure bleibt vorerst dicht

Die Hotels im Land dürfen seit Montag wieder öffnen - doch nicht alle tun es. Potsdams wohl bekannteste Herberge, das Hotel Mercure, ist weiterhin geschlossen. Öffnen lohnt sich wirtschaftlich nicht. Es müssten mindestens 40 der 210 Zimmer belegt sein, damit der Betrieb kein Minusgeschäft wird, sagte Hoteldirektor Daniel Schmidt den PNN. Mindestens bis zum 2. Juni, wenn nicht länger, werde das Mercure daher geschlossen bleiben.

Was soll ich heute lesen? 

Detlef Groba in seinem Taxi mit Trennscheibe.
Detlef Groba in seinem Taxi mit Trennscheibe.

© Carsten Holm

Virusschleuder Taxi?

Ein Großteil aller Taxifahrten sind Arzt-Fahrten. Die Fahrer befördern alte und vielfach erkrankte Menschen, helfen ihnen in den Wagen, schnallen sie an. Dazu kommen die normalen Fahrgäste. Ist das Taxi also eine Virenschleuder - und wie können sich Fahrer und Kunden schützen? Mein Kollege Carsten Holm hat dazu in Potsdam recherchiert.

Welche Termine sind heute wichtig?

Das alte Tramdepot.
Das alte Tramdepot.

© Archivfoto: Lutz Hannemann

Neues vom alten Tramdepot: Auf dem Areal an der Heinrich-Mann-Allee wird alles für den Bau eines neuen Quartiers vorbereitet. Dort sollen bis 2023 zunächst 341 Wohnungen entstehen. Heute Morgen stellen der Baubeigeordnete Bernd Rubelt und Pro Potsdam-Chef Bert Nicke der Presse den Stand der Pläne und die jetzt beginnenden Vorbereitungen auf dem Gelände vor. 

Verkehrsminister auf der Nuthestraße: Wie geht es voran mit dem Neubau der Hochstraßenbrücke über der Nuthestraße, einem der größten Straßenbauprojekte des Landes? Das will heute Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) beim Pressetermin herausfinden. 60.000 Fahrzeuge passieren die Brücke normalerweise täglich - jetzt meist im Stau.

Prozess nach Raubüberfall: Zweiter Verhandlungstag im Prozess wegen eines brutalen Überfalls auf eine 88-Jährige vor dem Potsdamer Landgericht. Die Frau wollte am 21. Dezember 2019 in Drewitz Geld am Automaten der Sparkasse abheben, als die 39-jährige Tatverdächtige Senni Annette V. sie angegriffen haben soll, um das Bargeld zu rauben. Die 88-Jährige erlitt Prellungen, Hämatome und Knochenbrüche.

Was könnte ich heute unternehmen?

Grüße vom Dichter

Schreib mal wieder, dachte sich im Sommer 1890 auch Theodor Fontane und schickte an seinen Freund Georg Friedlaender eine höchst moderne Postkarte aus dem Riesengebirge: „Mit 70 wird man wieder jugendlich und steigt nicht blos auf die Heinrichsbaude hinauf, sondern thut auch das denkbar Jugendlichste und sendet Bilder-Postkarten grüßend in die Welt hinaus.“ Zu sehen auch nach dem Fontanejahr in der virtuellen Ausstellung des Potsdamer Fontane-Archivs: „Dem Nachlass Fontanes auf der Spur. Lebensspuren und Schreibspuren“.
www.fontanearchiv.de

Stadtgeschichte im Stasiknast

Heute vor einem Jahr fand in Potsdam die Kommunalwahl statt. Auch wenn es bisweilen schwierig ist mit dem politischen Miteinander: Demokratie und Meinungsfreiheit sind wunderbare Dinge. In der Gedenkstätte Lindenstraße, die nun wieder geöffnet hat, kann man sich jederzeit vor Augen holen, wie brutal und menschenverachtend die sozialistische DDR mit andersdenkenden Bürgern umging. Das frühere Stasi-Untersuchungsgefängnis nutzten allerdings schon die Nazis und später die russischen Besatzer für ihre Zwecke. Von 1809 bis 1817 war es Sitz der ersten Potsdamer Stadtverordnetenversammlung. Die bewegte und bewegende Geschichte ist in dem teils original erhaltenen Haus mit Zellentrakt und Gefängnishof sowie den verschiedenen Ausstellungen zu sehen.
Lindenstraße 54, geöffnet ist Dienstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr, der Eintritt kostet 2 Euro, ermäßigt 1 Euro www.gedenkstaette-lindenstrasse.de

Empfehlungen heute von Steffi Pyanoe.

Was kann ich heute Gutes tun?

Bildpostkarte von Theodor Fontane an Georg Friedlander vom 9.8.1890.
Bildpostkarte von Theodor Fontane an Georg Friedlander vom 9.8.1890.

© Fontane-Archiv

Auf dem Dachboden kramen

Die Geschichtswerkstatt Rotes Nowawes will ein digitales Archiv zur Geschichte des Potsdamer Stadtteils aufbauen. Dabei geht es um die Zeit des 19. und 20. Jahrhunderts in Nowawes, Neuendorf, Neubabelsberg und Drewitz, die zum heutigen Babelsberg wurden. Jüngst hatte die Geschichtswerkstatt an die 75 Jahre zurückliegende Befreiung Potsdams mit dem Einzug der Roten Armee in Babelsberg am 24. April 1945 erinnert. Jetzt sucht sie Fotos, Dokumente, Berichte, Filme und andere Materialien, die sich vielleicht in den Familienalben, auf dem Dachboden, im Keller oder in alten Schränken befinden. Die Originale müssen nur eingescannt werden und dürfen dann zurück nach Hause. Wer beitragen will, sendet eine E-Mail oder schaut bei Facebook.

Wetter & Verkehr

Wetter

Nach der Auflösung von örtlichem Nebel wechseln sich Sonne und Wolken ab. Nur noch vereinzelt fallen ein paar Regentropfen. Die Aussichten: Es bleibt warm, heiter und trocken.

Verkehr

Die S7 fährt zwischen Ostbahnhof und Potsdam in der Nacht von heute zu morgen und Mittwoch zu Donnerstag jeweils ab etwa 22 Uhr bis 1.30 Uhr nur noch im 20-Minuten-Takt
Neue Baustellen oder Straßensperrungen gibt es derzeit in Potsdam nicht.

Person des Tages

Die Postkarte zeigt im 1. Weltkrieg verwundete Soldaten, die sich im Kriegslazarett im Kreiskrankenhaus Nowawes, dem heutigen Oberlinhaus, erholen.
Die Postkarte zeigt im 1. Weltkrieg verwundete Soldaten, die sich im Kriegslazarett im Kreiskrankenhaus Nowawes, dem heutigen Oberlinhaus, erholen.

© Gruß aus Potsdam

Der Junge der Familie Grün

Er gehört zu den bekanntesten Potsdamern überhaupt: der Junge der Familie Grün. Erst vor kurzem ist endlich die Replik der Skulpturengruppe der Künstler Carola und Joachim Buhlmann an der Lindenstraße Ecke Brandenburger Straße aufgestellt worden. Heute nun kehrt der Junge - im Original - an den Ort seiner Erschaffer zurück. Er wird vor der Kita Kinderland in Neu Fahrland aufgestellt. In dem Potsdamer Ortsteil lebten und arbeiteten einst auch die Buhlmanns. Willkommen zurück, Junge.

Auch wir sehen uns wieder - bis morgen Früh, kommen Sie gut durch

Ihre 

Sabine Schicketanz, PNN-Chefredakteurin

Zur Startseite