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Potsdam: Gemeinsame Geschäfte zum Frühstück

Alexandra Anger leitet seit diesem Jahr BNI-Potsdam – ein Unternehmen, das Firmen vernetzt. Beispielsweise beim Frühstück.

Von Sarah Kugler

Potsdam - 24 Stunden durcharbeiten, sieben Tage die Woche – mit diesem Unternehmerbild ist Alexandra Anger aufgewachsen. Ihr Vater baute in der Wendezeit ein Busunternehmen auf, das Geschäft boomte. Für die Familie blieb jedoch nur wenig Zeit. Eine Zeit, die sie offensichtlich geprägt hat, denn die 35-Jährige ist heute Direktorin des Business Network International (BNI). Ein Unternehmen, das sich für die Vernetzung von Geschäftsleuten einsetzt – und für effiziente Arbeitseinteilung.

BNI: Die Firmen beim Frühstück zusammenbringen

Vor 30 Jahren in den USA gegründet, ist BNI inzwischen auf der ganzen Welt vertreten. Die Organisation erfolgt wie bei jedem Franchise-Unternehmen mit unterschiedlichen Filialen beziehungsweise in diesem Fall Gruppen, die verschiedene Gebiete abdecken. Alexandra Anger ist seit diesem Jahr für den Landkreis Havelland, Potsdam-Mittelmark, Brandenburg (Havel), Teltow-Fläming und Dahme-Spree zuständig. Vier Gruppen – drei in Potsdam, eine in Brandenburg (Havel) – fallen in ihren Aufgabenbereich.

„Zwei der Potsdamer Gruppen existieren schon seit fünf Jahren, die anderen beiden habe ich aufgebaut“, sagt die gebürtige Potsdamerin, die jetzt in Michendorf lebt und BNI-Potsdam mit ihrem Mann leitet. Das Angebot des Unternehmens ist vielfältig. Am wichtigsten seien die Netzwerktreffen. Einmal pro Woche treffen sich dabei Unternehmer aus allen Branchen zu einem Netzwerkerfrühstück von 7 bis 8.30 Uhr. In Potsdam finden die Treffen immer dienstags in der Schmiede am Neuen Markt, mittwochs in der Genusswerkstatt am Filmmuseum und donnerstags im Wiener Café am Luisenplatz statt. Geschäftsleute verschiedener Branchen kommen zusammen, präsentieren ihr Unternehmen, lernen sich kennen und empfehlen Kunden. „Die Gruppen sind immer thematisch organisiert“, erklärt Anger, die zuvor als Businesscoach gearbeitet hat. „In Potsdam treffen sich hauptsächlich Dienstleister.“

Bei persönlichen Gesprächen kommen mehr Geschäfte zustande als über das Internet

Wer herausfinden möchte, welche Gruppe die passende für ihn ist, kann sich online unter www.bni-potsdam.de informieren. Zu den Netzwerktreffen kann grundsätzlich jeder kommen und bis zu zweimal unverbindlich hineinschnuppern, erklärt Anger. Wer gerne länger von den Treffen profitieren möchte, müsse Mitglied bei BNI werden.

„Unternehmer können sich entscheiden, ob sie sich ein oder zwei Jahre verpflichten“, sagt sie. Der Mitgliedsbeitrag für ein Jahr kostet 925 Euro. „Dafür bieten wir die Möglichkeit, sich vier bis fünf Mal im Monat bei den Treffen präsentieren zu können“, so Anger. Außerdem gebe es Schulungen zu den Themen Präsentieren, Netzwerken, Mitgliedererfolgstraining, Empfehlungen aussprechen und Besucher einladen. „Ziel ist es eben, so viele Menschen wie möglich miteinander zu vernetzen“, erklärt die BNI-Direktorin. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass in den persönlichen Gesprächen viel mehr erfolgreiche Geschäfte zustande kommen als etwa über das Internet.“ Und wer weiß, was er kann und braucht, arbeite auch effizienter. In den vergangenen fünf Jahren hätten die 93 Unternehmer in der jetzt von Anger betreuten Region 7,6 Millionen Euro mehr Umsatz gemacht.

„Nur abfischen geht nicht, geben ist wichtig“

Dabei ginge es bei BNI nicht nur darum, selbst neue Kontakte knüpfen, sondern auch für die eigenen Kunden neue Angebote zu finden und Empfehlungen weiterzugeben. „Uns ist es sehr wichtig, dass sich jeder auch für den anderen engagiert“, so Anger. „Nur abfischen geht nicht, geben ist wichtig.“ Deswegen gebe es für neue Mitglieder auch ein Bewerbungsverfahren, in dem diese Anforderungen von Anfang an geklärt werden. Jeder Bewerber müsse zunächst einen Bewerbungsbogen ausfüllen und ein Bewerbungsgespräch durchlaufen. Dabei würden auch Referenzen geprüft, die aber für niemanden eine Hürde darstellen sollten, wie Anger sagt. „Selbst junge Start-up- Unternehmen haben einen Mentor oder einen früheren Arbeitgeber, der etwas ausstellen kann.“ Ihr sei es wichtig, dass sich niemand überredet fühlt, das mindere nur die Motivation. Und es gebe durchaus auch Unternehmer, für die BNI nicht die richtige Stelle sei.

Für sie selbst sei es jedoch der richtige Weg gewesen. „Es ist eine reizvolle Lebensphilosophie“, sagt Anger. „ Zusammenarbeit statt Einzelkampf und keine Ellenbogeneinstellung.“ Und auch wenn sie gerade volle Arbeitstage hat und weitere Gruppen in der Umgebung aufbauen möchte – ihr Vater habe sich inzwischen auf feste Busgruppen spezialisiert und sich damit von der Sieben-Tage-Woche verabschiedet. Im Sinne der effizienten Arbeitsteilung.

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