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Potsdam: Garnisonkirche: Gespräche mit Kritikern

Im anhaltenden Streit um die Garnisonkirche schlägt die wiederaufbaukritische Martin-Niemöller-Stiftung jetzt versöhnlichere Töne an. Michael Karg, Vorsitzender der Stiftung, spricht sich für einen inhaltlichen Neuanfang aus.

Von Peer Straube

Potsdam - Im anhaltenden Streit um die Garnisonkirche schlägt die wiederaufbaukritische Martin-Niemöller-Stiftung jetzt versöhnlichere Töne an. Das von Wolfgang Huber, dem Kuratoriumsvorsitzenden der Garnisonkirchen-Stiftung und Matthias Dombert, dem Chef der Fördergesellschaft, angebotene Gespräch werde ausdrücklich begrüßt, sagte Michael Karg, Vorsitzender der Niemöller-Stiftung, am Montag. „Die im Augenblick schroff gegeneinanderstehenden prozeduralen Fragen sollten wir hinter uns lassen, um in einen direkten Austausch mit Ihnen über die eigentlich wichtigen sachlich-politischen Fragen einzutreten“, erklärte Karg.

Zugleich bekräftigte er jedoch die Kritik der kirchennahen Stiftung an dem Vorhaben. Bei den Gesprächen müsse es um einen „Neustart der inhaltlich-konzeptionellen Arbeit und eine intensivere Auseinandersetzung mit der Rolle der ehemaligen Garnisonkirche vor allem während der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus“ gehen, forderte Karg.

Niemöller-Stiftung: Die Verstrickung des Gotteshauses in das NS-Regime etwa werde „komplett geleugnet“

Wie berichtet hatte die Niemöller-Stiftung in einem von ihr in Auftrag gegebenen Gutachten schwere Vorwürfe gegen die Garnisonkirchen-Stiftung erhoben. Bei der Aufarbeitung der umstrittenen Geschichte des Baus arbeite diese mit einer Mischung aus „Fehlinformationen, Halbwahrheiten und blinden Flecken“, hieß es in dem Papier. Die Verstrickung des Gotteshauses in das NS-Regime etwa werde „komplett geleugnet“. Die Garnisonkirchen-Stiftung hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.

Der Wiederaufbau der Kirche ist insbesondere wegen des sogenannten Tags von Potsdam umstritten. Am 21. März 1933 zelebrierten die Nazis in Potsdam die Reichstagseröffnung, Hitler und Hindenburg schüttelten sich vor der Kirche die Hand. Dieser Akt hatte auch den jüngsten Streit zwischen der Initiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche“ und der Niemöller-Stiftung auf der einen und der Garnisonkirchen-Stiftung auf der anderen Seite ausgelöst. Entzündet hatte er sich an Äußerungen des Denkmalpflegers Andreas Kitschke. Dieser hatte in einem Vortrag erklärt, am 21. März 1933 habe kein „symbolischer Händedruck“ stattgefunden – „es handelt sich um einen nachträglich von Goebbels propagierten und leider bis heute geglaubten Fake“. Die Kritiker hatten Kitschke daraufhin Geschichtsrevisionismus vorgeworfen. Unterstützung erhielt er von Martin Sabrow, dem Chef des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF). Der Händedruck an diesem Tag sei eben nicht gezielt inszeniert worden. 

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