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Auf dem Gelände des Potsdamer Jugendkulturvereins Freiland wird am Mittwoch eine Skulptur aufgestellt. Die Initiative dazu kam von einem umstrittenen Verein.

© Andreas Klaer.

Potsdam fördert ohne Auflagen: „Freiland“ will mehr Freiheit

Das alternative Potsdamer Jugendzentrum Freiland soll ohne strikte Auflagen weiter gefördert werden. Eine Kündigung wäre aber dennoch jederzeit möglich.

Dankbar flüchteten die Ausschussmitglieder am Donnerstagabend aus der Hitze in den Spartakusclub. Bei der gemeinsamen Sitzung von Kultur- und Sozialausschuss zur Zukunft des alternativen Jugendzentrums „Freiland“ sorgten die Gastgeber für kühle Getränke und frisches Obst. Vielleicht war das bereits die halbe Miete: Nach lebhafter Diskussion ging man befriedet auseinander, die Freiländer dürfen, unter neuen Vorzeichen, weitermachen.

Angetreten war die Verwaltung, um vorzuschlagen, das vor zwei Jahren eröffnete „Freiland“ zwar mit demnächst 167 000 statt bislang 125 000 Euro pro Jahr zu fördern. Die Beschlussvorlage enthielt aber eine jährliche Kündigungsfrist des Vertrages mit der Cultus UG sowie den Passus, dass ein Beirat die Arbeit des Betreiber zu beraten und anzuleiten habe. Außerdem solle eine begleitende Evaluation der nächsten drei Jahre ausgeschrieben werden. Doch diese Maßnahmen hielten Freiland-Betreiber und Nutzer für unangemessen – und die meisten Auschussmitglieder stimmten ihnen im Laufe des Abends zu.

Das mit der Evaluation beauftragte Brandenburgische Institut für Umschulung und Fortbildung (Biuf) bescheinigte Freiland zunächst ein Erfolgsbilanz. „Das Gelände ist, bis auf die Probenräume, weitestgehend erschlossen“, sagte Gutachterin Charlotte Große. Die Zahl der unentgeltlich geleisteten Arbeitsstunden sei enorm. Nur ungenau ermittelbar sei die Zahl der Besucher gewesen: 90 000 hätten von Mai 2011 bis Ende 2012 die Angebote laut Aussagen der einzelnen Anbieter genutzt. Kritik gab es dagegen an der Haushaltsführung: So sei nicht kostendeckend gearbeitet worden, was an mangelnder Erfahrung im Umgang mit Betriebskosten und gestiegenen Energiekosten gelegen haben könnte. Die Erhöhung der städtischen Zuschüsse sollte die Cultus-UG daher nutzen, um eine Rücklage zu bilden, sagte Ralf Zeretzke von den Stadtwerken, denen das „Freiland“-Gelände gehört.

Dennoch: „Freiland“ trage zur Bereicherung der soziokulturellen Landschaft bei, fördere Selbstbestimmung und Demokratieverständnis, sagte Große: „Das freiwillige Engagement verdient Wertschätzung“. Auf Vorwürfe, bei Partys würde Klientelpolitik zu Gunsten der linksalternativen Szene betrieben, war sie in ihrem Bericht nicht eingegangen.

Am Ende stimmte man mehrheitlich für eine Beschlussvorlage ohne Kündigungsklausel – weil eine Kündigung ohnehin jederzeit möglich wäre, wie es hieß. Auch die Evaluation wurde gestrichen – obwohl Peter Schultheiß (Potsdamer Demokraten) mahnte, nicht leichtfertig darauf zu verzichten. Darüber muss nun abschließend die Stadtverordnetenversammlung abstimmen. spy (mit HK)

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