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98 Prozent der Ventehalle und des modernen Neubaus am Jungfernsee sind nach Angaben des Eigentümers mittlerweile fertig.

© Ottmar Winter

Potsdam: Endlich Pächter für Kongsnæs gefunden

Seit Jahren wird am Wiederaufbau der Matrosenstation Kongsnæs gearbeitet. Nun hat der Investor einen Gastronomen gefunden, der die Ventehalle betreiben will. Und einen neuen Termin genannt.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Für die wiederaufgebaute Matrosenstation Kongsnæs am Jungfernsee gibt es nun einen Pächter. „Ein Gastronom“ habe unterschrieben und wolle sich in den kommenden Tagen der Öffentlichkeit präsentieren, sagte der Berliner Investor Michael Linckersdorff den PNN. Eröffnen werde dieser die Ventehalle als Restaurant im Mai oder Juni. Dies hänge mit den Lieferzeiten für die Küche und die Möbel im Gastraum zusammen. Allerdings hat sich die Eröffnung in der Vergangenheit bereits unzählige Male verschoben.

Zunächst klagten Anrainer gegen den Wiederaufbau

Bereits vor zehn Jahren hatte Linckersdorff das Grundstück an der Schwanenallee von der Stadt Potsdam erworben und mit den Planungen für den Wiederaufbau der hölzernen Ventehalle direkt am Wasser begonnen. Zunächst hatten Anrainer, die eine Großgastronomie und Verkehrschaos fürchteten, dagegen geklagt – letztlich aber ohne Erfolg. Später kam es immer wieder zu Schwierigkeiten am Bau, zuletzt zum Beispiel mit den schalldichten und reflexionsarmen Fenstern zur Seeseite.

Zu 98 Prozent fertig

Mittlerweile seien die Ventehalle und der moderne Anbau „zu 98 Prozent fertig“, so Linckersdorff. Der Pächter sorge noch für die Installation seiner Küchentechnik, parallel dazu sollen die Sanitäranlagen gefliest werden. Auch einige Pflanzungen im Außenbereich werden noch getätigt, sie sollen das „nordische Landschaftsbild ergänzen“. Nach der Fertigstellung erfolgt die „gefächerte Abnahme“ durch die Bauaufsicht.

Investor Michael Linckersdorff mit seinem Hund, das Foto stammt von 2017.
Investor Michael Linckersdorff mit seinem Hund, das Foto stammt von 2017.

© Andreas Klaer

Vorher dürfen in der eigentlich fertigen Ventehalle auch noch keine Veranstaltungen stattfinden. Am 17. Februar sollte eine solche organisiert werden, der Verein Berliner Vorstadt wollte dort eine Publikation vorstellen, Linckersdorffs hatte die kostenfreie Nutzung angeboten. Doch eine Sondergenehmigung wie im April 2018, als in der Ventehalle der Auftakt des Europäischen Kulturerbejahres stattfand, bekam der

Eigentümer diesmal nicht.

Gastronom hat offenbar mehrere Restaurants

Um welchen Gastronom es sich handelt, verriet Linckersdorff noch nicht – dies sei so mit dem Pächter verabredet. Es sei aber jemand, der große Expertise und „den Spirit des Ortes inhaliert“ habe. Offensichtlich ist der betreffende Gastronom bereits mit mehreren Restaurants aktiv, so bezeichnete Linckersdorff die Ventehalle als „weiteres Highlight“, das sich in eine „Perlenkette“ reihe. „Jeder wird sich über diesen Pächter freuen“, da ist er sich sicher. An der Speisekarte werde sich erkennen lassen, dass Kongsnæs ein norwegisches Ensemble sei – und dass man sich am Wasser befinde.

Auch die Häuser jenseits der Schwanenallee gehören zu den Gebäuden der Matrosenstation. Sie wurden im Gegensatz zur Ventehalle nicht im Zweiten Weltkrieg zerstört und sind noch weitgehend original erhalten. Mit dem Kauf des Kapitänshauses, der Matrosenkaserne und des Bootshauses hat sich Linckersdorff zur denkmalgerechten Sanierung derselben verpflichtet, doch die ersten Jahre passierte wenig. Mittlerweile sei einiges vorangegangen, so der Berliner. Unter anderem seien Betondecken in alle drei Gebäude eingezogen worden, da ihre Standfestigkeit wegen der maroden Holzdecken nicht mehr gegeben gewesen sei. Im Laufe des Jahres sollen die Schieferdächer auf die Gebäude kommen. Wenn die Häuser fertig sind, will er die Wohnungen darin vermieten – und sich selbst die Kapitänswohnung unterm Dach als Wochenenddomizil einrichten.

1945 unter Beschuss

Die Kaiserliche Matrosenstation Kongsnæs war zwischen 1892 und 1896 nach Plänen des norwegischen Architekten Holm Hansen Munthe entstanden. Kaiser Wilhelm II. hatte sie in Auftrag gegeben, die vor allem als Start- und Landepunkt für Vergnügungs- und Repräsentationsfahrten der kaiserlichen Familie diente.1945 geriet sie unter Beschuss und brannte vollständig ab.

Über die Geschichte des Wiederaufbaus schreibt Linckersdorff gemeinsam mit anderen Autoren auf Basis seiner umfangreichen Sammlung von Bildern und Dokumenten zur Matrosenstation derzeit an einem Buch, das er im Eigenverlag herausgeben will, wie er den PNN sagte. Beigelegt werden soll auch eine DVD mit einem Film über den Wiederaufbau. Die Rekonstruktion der Ventehalle, von den ersten Schachtarbeiten am historischen Fundament bis zu den 65 000 handgespaltenen Lärchenschindeln auf dem Dach wurde vom Filmbüro Potsdam im Zeitraffer dokumentiert. „Es fehlt nur noch ein Drehtag, dann ist er im Kasten“, so Linckersdorff.

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