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Versteckt. Friedrich Wilhelm I. ließ das Jagdschloss Stern in den Jahren 1730 bis 1732 im Stile eines holländischen Ziegelhauses errichten. Seit 2003 kümmert sich der Förderverein Jagdschloss Stern-Parforceheide um Veranstaltungen in dem Kleinod. Zugang zum Inneren hat jedoch nur die Schlösserstiftung.

© Ronny Budweth, Förderverein Jagdschloss Stern-Parforceheide

Potsdam: Elegant, aber schlicht

Das Jagdschloss Stern steht am Rand der Stadt. Ein Förderverein kümmert sich seit Jahren darum, dass es nicht vergessen wird

Der Sohn mochte diesen Zeitvertreib nicht. So wie er vieles nicht leiden konnte, das der Vater tat. Friedrich der Große war – jedenfalls in seiner Regierungszeit – kein Freund der Jagd. Sie nütze zwar dem Körper, lasse den Kopf aber leer, befand Friedrich. Für seinen Vater hingegen, den Soldatenkönig, war das Jagen ein Pläsier, dem er entsprechend häufig frönte. Ein sichtbares Zeichen dieser Leidenschaft Friedrich Wilhelms I. steht heute versteckt hinter Hochhäusern am Rande des Potsdamer Wohngebiets Am Stern: Das Jagdschloss Stern, in den Jahren 1730 bis 1732 im Stile eines holländischen Ziegelhauses errichtet, diente den königlichen Jagdgesellschaften wohl als ein Ort der fröhlichen Zusammenkunft nach der Jagd. Der holzgetäfelte Saal ist wahrscheinlich für solcherlei Vergnügen genutzt worden.

Heute gehört das Jagdschloss – ebenso wie das benachbarte Kastellanhaus – zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Sie ist verantwortlich für den Erhalt des Ensembles. Daneben gibt es seit 2003 den Förderverein Jagdschloss Stern-Parforceheide, der sich mit bürgerschaftlichem Engagement um die Belebung des einst königlichen Anwesens kümmert. Schon lange fest im alljährlichen Terminplan dieses Vereins: die traditionelle Neujahrswanderung. Am gestrigen Sonntag war es wieder so weit. Unter der Führung des Vereinsvorsitzenden Bernd Küster ging es per Fuß durch die nähere und weitere Umgebung des Jagdschlosses. Schätzungsweise rund 70 Menschen waren zu diesem Wandervergnügen gekommen.

Seit Jahren bieten Mitglieder des Vereins an einigen Wochenenden in der wärmeren Hälfte des Jahres Führungen durch das kleine Jagdschloss an. Im vergangenen Jahr habe man den zehntausendsten Besucher bei den Führungen seit der Wiedereröffnung des Schlosses begrüßt, sagt Küster. Der Verein hat eine Abmachung mit der Schlösserstiftung: Die Hälfte der Eintrittsgelder geht direkt an die Stiftung, erzählt Johannes Kallabis, stellvertretender Vorsitzender des Vereins. Zu den 10 000 gezählten kommen noch all die Besucher dazu, die zu anderen Gelegenheiten das Schloss und seine schlichte Gartenanlage besuchen. Der Verein organisiert Konzerte, einmal im Jahr findet hier ein Gottesdienst statt; dann kommt der Pfarrer der Sternkirchengemeinde hierher. Vielfach locken auch einfach Kaffee und Kuchen, angeboten vom Verein, die Besucher an. Ein besonderes Highlight ist das jährliche Herbstfest mit der vom Brandenburger Hunting Club veranstalteten Nachstellung einer historischen Jagd. Seit vergangenem Jahr gibt es eine 15-minütige Audioführung, die den Besuchern via Smartphone auch außerhalb der Öffnungszeiten einen Einblick in die Historie des Jagdschlosses ermöglicht.

Beliebt ist ebenfalls das Brotbacken im historischen Steinofen, der seit 2011 wieder unter freiem Himmel unweit des Kastellanhauses steht. Mit eigenen Mitteln und mit der Unterstützung durch Spender habe der Verein den Ofen aufbauen können, berichtet Küster. Traurig ist hingegen der Anblick des Kastellanhauses. Der Verfall ist sichtbar. Bis Anfang der 1990er-Jahre war hier eine Gaststätte. Seitdem steht das Gebäude leer. „Unser großes Projekt wird irgendwann das Kastellanhaus sein“, sagt Küster. Doch diese Aufgabe wäre gewaltig. Eine realisierbare Idee für die Dauernutzung des maroden Hauses gebe es bislang nicht, sagt Johannes Kallabis vom Vorstand. Das Gebäude stehe leider nicht auf der Prioritätenliste der Schlösserstiftung.

Ungewiss also die Zukunft dieses Fachwerkbaus. Das Jagdschloss hingegen in seiner schlichten holländischen Eleganz mit Ziegelsteinfassade macht auf den Besucher bereits von außen einen baulich intakten Eindruck. Vor Jahren geriet das Haus wegen der Belastung des Dachstuhls mit Holzschutzmitteln in die regionalen Schlagzeilen. Das Gebäude musste für Besucher gesperrt werden. Der schadstoffbelastete Teil wurde abgedichtet. Seitdem steht das Jagddomizil den Besuchern wieder offen.

Der Förderverein, der eigenen Angaben zufolge rund 60 Mitglieder hat – davon etwa 20 bis 30 aktive – plant seine Aktivitäten in Abstimmung mit der Schlösserstiftung. Mal eben so ins Schloss hineingehen mitten im Winter – das sei für Vereinsmitglieder nicht möglich, sagt Johannes Kallabis. Jede Öffnung müsse mit der Stiftung zuvor abgestimmt werden. Für das Veranstaltungsprogramm des Vereins im Jahre 2018 will man demnächst das Placet der Schlösserstiftung einholen, berichtet Iris Fulda, die im Verein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Geplant ist in diesem Jahr unter anderem, dass am 5. Mai um 18 Uhr im Jagdschloss Stern der Schauspieler Christian Schramm in einem Ein-Mann-Stück das Leben des Jacob Paul von Gundling auf die Bühne bringen wird. Gundling war der Hofnarr Friedrich Wilhelms I. und als solcher immer wieder dem Gespött seines Dienstherrn ausgesetzt. An die königlichen Jagdvergnügen dürfte Gundling seinerzeit eher negative Erinnerungen gehabt haben. Denn im Jahre 1716 befahl der König seinen Hofnarren in das Schloss Königs Wusterhausen, um ihn dort zum Geheimen Rat zu ernennen. Doch der neue Titel war geradezu eine Albernheit: Die Aufgabe Gundlings in seinem neuen Amt bestand lediglich darin, dem Monarchen während der Jagden die Hunde nachzuführen.

Im Jagdschloss Stern war Gundling übrigens nie zu Gast. Er starb 1731 – da war das Haus gerade im Bau.

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