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Gelehrig. Helmholtz-Schüler geben Senioren einen Computerkurs.

© Andreas Klaer

Potsdam: Die Medien, ihre Enkel und sie

Wie Helmholtz-Schüler älteren Menschen Nachhilfe in Digitalität geben.

Es ist ein ungewohnter Anblick, der sich im Computerraum des Helmholtz-Gymnasiums bietet. Junge Schüler sitzen gemeinsam mit Senioren vertieft vor Rechnern und Smartphones. Die 17-jährige Alicia Hammerich zeigt einer Teilnehmerin gerade den Umgang mit dem Internet-Kartendienst Google Maps. „Such doch mal das Barberini“, schlägt Ute Kießling vor. Die 79-Jährige ist ein Computer-Neuling. Ein Klick, und schon sind die beiden virtuell auf dem Alten Markt unterwegs.

Seit dem 8. Dezember unterrichten vier Schüler der Helmholtzschule jeden Freitag ältere Menschen, die erste Erfahrungen mit dem Computer oder Smartphones sammeln oder ihre Kenntnisse auffrischen wollen. So wie Ute Kießling. „Ich hatte mir so ein neues Smartphone gekauft und wusste nichts“, erzählt die Rentnerin: „Dank der Schüler bin ich jetzt schon viel, viel weiter.“ Vor allem seien die jungen Schüler sehr geduldig und würden auch beim fünften Mal Nachfragen alles in Ruhe erklären.

„Wir kennen uns alle ganz gut mit Rechnern, Smartphones und Laptops aus und können ihnen helfen und alle Fragen gut beantworten“, sagt die 16-jährige Schülerin Luisa Lutz. Zur Zeit lassen sich fünf ältere Menschen von vier Gymnasiasten ihr Smartphone, den Umgang mit dem Computer oder mit bestimmten Programmen erklären. Ein festgelegtes Unterrichtskonzept verfolgen die jungen Kursleiter dabei nicht. Da die Teilnehmerzahl nicht groß ist, können die Schüler ganz individuell auf konkrete Fragen eingehen. „Manche haben sich gerade erst ein Smartphone gekauft und wollen zum Beispiel wissen, wie das Telefonbuch funktioniert oder wie man Nachrichten verschickt, wie Google Maps funktioniert, man Ebay-Annoncen erstellt, den Startbildschirm oder den Wecker einstellt“, sagt Luisa.

Die Kurse bietet das Gymnasium bereits seit 2013 an. „Die Schüler kamen damals auf die Idee“, erklärt Bettina Krieger, die an der Schule das Fach Medien und Kommunikation unterrichtet und den Kurs mit initiiert hat. Unter dem Titel „Die Medien, meine Enkel und ich“ hatte die Medienanstalt Berlin nach Ideen gesucht, in denen Medien eine Verbindung zwischen der Generation 60 plus sowie Kindern und Jugendlichen schaffen. Krieger machte ihre Schüler auf den Förderwettbewerb aufmerksam, die daraufhin das Konzept für einen Seniorenkurs entwickelten und damit die Jury überzeugen konnten. Seither wird der Kurs von Schülern der elften und zwölften Klasse weitergeleitet. Krieger hat es ihren Schülern freigestellt, entweder das Seminar Medien und Kommunikation zu belegen oder den Seniorenkurs zu leiten. Die Jugendlichen müssen dafür jede Woche einen Bericht über ihren Unterricht abgeben und nach Ende des Kurses eine Seminararbeit über ihre Erfahrungen schreiben.

Die Unterschiede zu ihrer Generation, die mit den digitalen Techniken groß geworden ist, seien natürlich sichtbar, sagt Luisa. „Man fängt oft bei null an und bringt ihnen dann die Dinge Stück für Stück bei. Man merkt, dass die Senioren keine bis wenige Vorkenntnisse haben und die Technik völlig neu für sie ist. Daher unterrichten wir sie mit kleinen Schritten zum großen Erfolg.“ Die Arbeit mache sehr, sehr viel Spaß. Und auch die Schüler lernen viel bei dem Kurs. „Am Anfang habe ich ganz anders unterrichtet. Mittlerweile erkläre ich alles viel bildlicher und mache Vergleiche, damit die Teilnehmer es besser verstehen“, sagt Alicia Hammerich.

Manchmal müssen die Schüler auch recht anspruchsvolle Aufgaben bewältigen. Wie etwa die, die ihnen Karl-Heinz Bodemer gestellt hat: Er möchte gerne auf seinem Navigationssystem TomTom neue Karten installieren. Von dem Kurs hat der 66-Jährige von seiner Nachbarin per WhatsApp-Nachricht erfahren. Viele Sachen habe er schon selbst ausprobiert. Doch sei ja jedes Gerät heute anders. Er möchte auch mit seinen Enkelkindern mithalten, für die der Umgang mit den neuen Medien heute selbstverständlich sei.

Der Kurs findet noch bis Ende des Schuljahres im Helmholtz-Gymnasium in der Kurfürstenstraße 53 statt. Interessenten können sich telefonisch unter (0331) 582 463 76 oder Tel.: 0152 298 490 43 informieren oder an computerkurs.helmholtz@gmail.com wenden.

Sarah Stoffers

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