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Der Persiusspeicher (links) sollte eigentlich saniert werden. Für den Anbau (hinten) kommt das wohl zu spät. 

© A. Klaer

Potsdam: Der Persiusspeicher in Warteschleife

Für den denkmalgeschützten Persiusspeicher in der Potsdamer Zeppelinstraße gibt es einige Pläne. Doch das Ensemble verfällt zusehends - und eine Lösung ist weiter nicht in Sicht.

Potsdam - Marode Mauern, leere Fensterhöhlen und ein umgefallener Absperrzaun. Der denkmalgeschütze Persiusspeicher in der Zeppelinstraße bietet derzeit ein jämmerliches Bild. Eigentlich gab es andere Pläne: Das Gebäude sollte von der Stadt an den privaten Vorbesitzer zurückgegeben werden, hatte es vor einem Jahr geheißen. Die Gespräche darüber seien weit fortgeschritten. Noch im Jahr 2018 sollte alles über die Bühne gehen. Eine Sanierung war geplant. Zwei Jahre später sollte alles fertig sein. Doch stattdessen verfällt das Ensemble am Schafgraben weiter.

Keine Rückübertragung des Persiusspeichers

Die Rückübertragung ist bisher nicht zustande gekommen. Es gibt noch nicht mal einen Termin dafür. Denn in Grundstücksangelegenheiten haben die Stadtverordneten das letzte Wort. Sie müssen dem Deal zustimmen. Doch das Thema steht noch nicht mal auf der Tagesordnung für die nächste Sitzung Ende Januar. Ob es noch dazu kommt, ist derzeit unklar. Allerdings wollen Stadt und der Investor, der Berliner Immobilienunternehmer Dirk Gädeke, an den Plänen festhalten.

An dieser Stelle enden aber auch die Gemeinsamkeiten. Warum es nicht weitergeht, will die Stadtverwaltung auf Nachfrage nicht verraten. Da es sich um eine Grundstücksangelegenheit handelt, die nichtöffentlich behandelt werde, gebe man keine Auskunft. Auch nicht zum Kaufpreis.

Unterlagen des Investors nicht vollständig

Gädeke mutmaßt hingegen, dass der Deal vom Land geprüft werde. Allerdings teilen sowohl das Finanzministerium als auch die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) auf Nachfrage mit, dass sie mit der Angelegenheit gar nicht befasst sind. Nach PNN-Informationen sollen die Unterlagen des Investors nicht vollständig gewesen sein. Gädeke wiederum sagt, er habe alles eingereicht. Es habe jedoch altersbedingte Wechsel bei den Minderheitsgesellschaftern seiner Firma gegeben. Dies habe nachgetragen werden müssen. Er stehe weiterhin zu dem Projekt. „Ich warte ja schon länger“, sagt Gädeke. Es würde ihn freuen, wenn er die Pläne endlich umsetzen könne, schließlich werde der Zustand des Gebäudes ja nicht besser.

Der Persiusspeicher in der Zeppelinstraße verfällt zusehends.
Der Persiusspeicher in der Zeppelinstraße verfällt zusehends.

© Andreas Klaer

Ein Liebhaberobjekt

Rund 30 Millionen Euro sollen auf dem Areal investiert werden. Als Partner hat sich Gädeke wie berichtet mit der Immobilien-Gruppe Immeo zusammengetan, die bundesweit rund 50 000 Wohnungen bewirtschaftet. Immeo gehört wiederum dem französischen Immobilienkonzern Foncière des Régions, dem in Potsdam auch das Hotel Mercure gehört. Der nach Entwürfen von Ludwig Persius im normannischen Burgenstil als eine der ersten Industrieanlagen Potsdams errichtete Persiusspeicher soll für 14 Millionen Euro saniert werden. 

Anschließend soll die Hälfte der Fläche als Ateliers an Künstler vermietet werden – für Mieten von 6,50 bis 7,50 Euro. Die andere Hälfte soll zu Büros oder Wohnungen umgebaut werden. Gädeke spricht von einem Liebhaberprojekt. Die Sanierung sei sehr aufwendig.

Neubau mit Eigentumswohnungen geplant

Der dem Havelufer zugewandte Teil des Ensembles macht derzeit den schlechtesten Eindruck. „Der Anbau von 1913 befindet sich seit einigen Jahrzehnten in einem stark geschädigten Zustand“, hieß es schon vor einem Jahr aus der Stadtverwaltung. Der frühere Kornspeicher ist wohl nicht mehr zu retten. „Es gibt einen Vorbescheid zu Abbruch und Neubau“, so ein Stadtsprecher. Den Abrissplänen hatten nach Angaben der Stadtverwaltung auch schon das Landesdenkmalamt und die Potsdamer Denkmalschützer zugestimmt. An seiner Stelle soll ein Neubau mit Eigentumswohnungen oder altersgerechte Wohnungen entstehen, die Immeo bewirtschaften will. Der Neubau dürfte das Projekt auch finanziell reizvoll für den Investor machen.

Schon einmal hatte es für den Persiusspeicher große Pläne gegeben: Die Stadt hatte das um 1840 für das Heeresproviantamt errichtete Speichergebäude nämlich anlässlich der 1000-Jahrfeier 1993 zur Kunsthalle umbauen wollen. Doch nachdem Potsdam damals rund 3,25 Millionen Euro für Grundstückserwerb und Sanierung ausgegeben hatte, erkannte man, dass das Gebäude ungeeignet war. 1998 wurde der „Kunstspeicher“ wieder geschlossen. Potsdam blieb auf dem Gebäude sitzen: Problematisch war, dass Fördermittel, die das junge Brandenburg Anfang der 1990er-Jahre vom Partnerland Nordrhein-Westfalen bekommen hatte, an eine kulturelle Nutzung gebunden waren. Diese Zweckbestimmung war auch Bedingung des ursprünglichen Kaufvertrags. Deshalb konnte es die Stadt auch nicht weiterverkaufen. Die Rückabwicklung und die Pläne für die Künstlerateliers sollen nun alle Interessen unter einen Hut bringen.

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