zum Hauptinhalt

Potsdam: Der lange Weg zum Glasmüll

In manchen Teilen Potsdams herrscht großer Mangel an Altglascontainern. Und es werden noch weniger.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Wer in Potsdam sein Altglas korrekt entsorgen will, muss teils lange Wege zurücklegen. Je nach Wohnort kann es passieren, dass der nächste Container etliche Gehminuten entfernt ist, vor allem in Teilen der Nördlichen Innenstadt, der Nauener Vorstadt und der Jägervorstadt ist die Versorgung extrem dünn. Und sie wird noch dünner.

Denn nicht nur, dass der innerstädtische Bereich nördlich der Hegelallee schon bislang schlecht mit Glascontainern versorgt war. Jetzt fallen auch noch mehrere bestehende Entsorgungsstationen weg. Hintergrund sind Probleme mit den sogenannten Unterflurgestellungen, also den unterirdischen Glascontainern. Die Stadt hatte sie aus Denkmalschutzgründen an einigen Stellen installieren lassen, die Hersteller versprachen nicht nur ein schöneres Stadtbild, sondern auch weniger Lärmbelästigung und ein bessere Nutzbarkeit durch eine geringere Einwurfhöhe.

Unterirdische Glascontainer werden nun nach und nach abgebaut

Doch in Potsdam erwiesen sich die Container unter der Erde als totaler Flop, wegen gravierender Mängel müssen sie nun nach und nach abgebaut werden. Nicht überall können sie durch oberirdische Behälter ersetzt werden, wie etwa in der Hegelallee. Für die Anwohner bedeutet das zusätzliche Wege – und viel Frust.

Alle unterirdischen Container in Potsdam befänden sich in einem „stark reparaturbedürftigen Zustand“, heißt es auf PNN-Anfrage von der Stadt. In den Behältern – pro Stück kosten diese 30 000 Euro – hat sich Regenwasser angesammelt, was dazu führt, dass diese stark angerostet sind. Außerdem sorgt dieses Brackwasser in Kombination mit den Resten aus dem Glasabfall für eine heftige Geruchsbelästigung. Und noch ein Problem bringt das angesammelte Wasser mit sich: Beim Leeren der Container werden erhebliche Wassermengen auf den Straßen und Gehwegen verteilt und gelangen außerdem ins Entsorgungsfahrzeug.

Glascontainer entsprechen nicht mehr den heutigen Sicherheitsstandards

Hinzu kommen laut Stadtverwaltung Mängel an den sicherheitsrelevanten Bauteilen wie den sogenannten Sicherheitsplateaus, den Gehwegplattformen und den Einwurfschächten. Beschädigte oder fehlende Schallschutzmaßnahmen verursachten zudem eine erhöhte Lärmbelästigung. „Alle Systeme entsprechen nicht mehr den heutigen Sicherheitsstandards“, erklärte ein Stadtsprecher. Einige Unterflurgestellungen wurden deshalb schon abgebaut, andere sollen noch so lange genutzt werden, bis eine Reparatur nicht mehr möglich ist – etwa weil die Zugketten durchgerostet sind. Dann sollen sie „gesichert, stillgelegt und fachgerecht zurückgebaut“ werden. Ein Beispiel für einen solchen Container ist jener in der Yorckstraße. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis dieser verschwindet.

Bereits stillgelegt wurde jener in der Hegelallee, vor rund zwei Monaten verschwanden die unterirdischen Container von einem Tag auf den anderen. Ein Hinweisschild suchte man vergeblich, auch die Anwohner waren nicht informiert worden. Nachdem viele trotzdem dort ihr Altglas hinterließen und sich die Flaschen und Gläser auf dem Gehweg sammelten, stellte die Stadt zwei Ersatzcontainer auf – weil über die Feiertage immer besonders viel Glasmüll anfalle, wie es hieß. Bis Ende Januar sollen aber auch die Ersatzcontainer entfernt werden, so steht es auf einem Hinweisblatt der zuständigen Stadtentsorgung Step. Die Anwohner – die ihrem Ärger über die Ankündigung unter anderem per aufgeklebtem Zettel mit drastischen Worten Luft machten – werden gebeten, die Anlage auf dem einige Hundert Meter entfernten Bassinplatz zu nutzen. Auch dieser unterirdische Container ist zwar durchgerostet und stillgelegt, der inzwischen dort aufgestellte überirdische Ersatzcontainer bleibt aber laut Stadt erhalten.

Erhöhter Innenbedarf in der Innenstadt

Für die Bewohner der gesamten Nauener Vorstadt, der Jägervorstadt und des nördlichen Teils der nördlichen Innenstadt dürfte dies aber nur ein schwacher Trost sein. Für viele von ihnen war schon der Standort Hegelallee kaum zu Fuß zu erreichen, nun müssen sie noch weitere Wege zurücklegen – mit schwerem Altglas im Gepäck. Bei der Stadt ist man sich dessen bewusst. Gerade für die Innenstadt sei ein „erhöhter Bedarf an Standplätzen“ festgestellt worden. Man sei „intensiv bemüht“, solche zu finden und arbeite an einem entsprechenden Konzept. „Durch die steigende Einwohnerzahl und Errichtung neuer Wohngebiete wird sich das Aufkommen an Altglas und Alttextilien erheblich erhöhen“, so die Analyse. Einen Vorschlag machte diesbezüglich schon mal die Fraktion Die Andere: Die Stadt könne doch auf dem Gelände der Verwaltung Container aufstellen, heißt es in einem Antrag für die heutige Stadtverordnetenversammlung.

Das wäre ein Ersatz für den Standort Hegelallee – den stadtweiten Mangel würde dies aber nicht beheben. Denn eigentlich sollte ein „Anschlussgrad“ von 993 Einwohnern pro Standplatz gewährleistet werden, heißt es auf Nachfrage von der Stadt. Bei einer Einwohnerzahl von 171 000 wären das in ganz Potsdam also rund 170 Container – in der Realität sind es aber nur rund 140.

+++

Die Stadt Potsdam sollte schnell neue Glascontainer zur Verfügung stellen. Ein Kommentar.

+++

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false