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Potsdam: Der beste Blick über Sanssouci

Die Galerie des Orangerieschlosses ist wieder geöffnet und bietet Besuchern einen außergewöhnlichen Ausblick über den Park. Für 22 Millionen Euro soll nun weiter saniert werden.

Von Valerie Barsig

Potsdam/Sanssouci - Stufe um Stufe geht es nach oben, erst über eine breite Treppe aus Stein. Dann windet sich eine eiserne enge Wendeltreppe immer weiter durch den Turm. Oben angekommen schweift der Blick, der Park Sanssouci unten, in der Ferne die historische Mühle, die ihre Räder dreht, dahinter die Nikolaikirche. Fast vier Jahre lang hat es gedauert, nun können die Potsdamer die Aussicht auf der Galerie des Orangerieschlosses im Park Sanssouci wieder genießen. Am gestrigen Mittwoch führten Vertreter der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) auf die Galerie.

Rund fünf Millionen Euro haben die Arbeiten gekostet, finanziert durch das Sonderinvestitionsprogramm für die preußischen Schlösser und Gärten. Dieser sogenannte Masterplan ist von der Bundesregierung und den Ländern Brandenburg und Berlin zur Rettung bedeutender Denkmäler der Berliner und Potsdamer Schlösserlandschaft aufgelegt worden.

„Seit 2003 mussten die Türme abgestützt werden“, sagt Volker Thiele, Referatsleiter Hochbau bei der SPSG. Die Säulen, die die zwei viereckigen Türme halten, waren von Feuchtigkeit schwarz und verwittert. Die Feuchtigkeit hatte auch den Dächern des insgesamt 300 Meter langen Schlosses schwer zugesetzt. „Überall ist Wasser reingelaufen.“

Ein Schloss für 30 Mieter

Jetzt, nachdem das gewaltige Gerüst verschwunden ist, strahlen die Türme wieder in Hellgelb, auch die Säulen haben einen Lasuranstrich bekommen. Im Oktober 2014 begannen die Bauarbeiten. Währenddessen wurden beide Türme und die zwei übereinanderliegenden Galerien sowie das Hauptdach des Mittelbaus saniert. Wer auf die Obergalerie nach draußen tritt, blickt auf der linken Seite Richtung Krongut Bornstedt und bei einem Blick über die Balustrade nach unten auf das neu mit Kupferblech eingedeckte Dach des als Museumsschloss geöffneten Mittelbaus. Darunter, unter dem neuen Dachfenster, verborgen unter Sonnensegeln, liegt der Raffaelsaal mit über 50 Kopien des Meisters. Die Grundkonstruktion aus Holz unter dem neuen Dach wurde weitestgehend erhalten. Auch die Kaminschächte sehen so aus wie zuvor – allerdings hat sich ihre Funktion geändert. „Es ist die einzige Maßnahme, die in die Innenräume eingreift“, erklärt Thiele. Mit Ventilatoren in den Schornsteinen wird die Abluft in den Räumen geregelt und die Feuchtigkeit reguliert.

Pünktlich zu Ostern hatte die Aussichtsgalerie wiedereröffnet. Damit ist das unter König Friedrich Wilhelm IV. von 1851 bis 1864 errichtete Schloss wieder komplett für Besucher zu sehen. Der Schlossbau hatte sich durch die Revolution 1848 verzögert – und auch weil der Bauherr gut zahlen konnte: Die damaligen Landbesitzer wollten immer mehr Geld von der Krone haben. Als das Schloss schließlich fertiggestellt wurde, war Friedrich Wilhelm IV. bereits tot. Bis heute ist unklar, für wen er das Orangerieschloss bauen ließ – möglicherweise für das Zarenpaar: Wilhelms Schwester Charlotte von Preußen hatte Zar Nikolaus I. geheiratet und brauchte ein Domizil, wenn sie ihren Bruder besuchte. Später wurde das Schloss von fast 30 Mietern bewohnt, vom Hausminister bis zum Schlossmädchen. Außerdem wurden hier immer wieder Gäste in den zu besichtigenden Gemächern im Erdgeschoss untergebracht.

Beste Aussicht vom sanierten Gelände

Die genossen vermutlich ebenfalls die Aussicht auf der jetzt sanierten Galerie. Dort hat man nun, so wie einst, wieder Gussasphalt zwischen den Sandsteinbalustraden aufgebracht. „Zu DDR-Zeiten wurden hier Platten verlegt“, berichtet Jana Giesa, die das Projekt Orangerieschloss leitet. Die bekamen aber Risse, wodurch das Wasser ins Dach lief. Jetzt kann es wieder in die Rinnen an den Galerieseiten ablaufen. Dafür musste die Balustrade abgenommen werden. Komplett entfernt wurden außerdem die Dächer der Türme – jetzt schmückt sie Zinkblech.

Für den Zeitraum bis 2030 kann die SPSG weitere 400 Millionen Euro im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms 2 investieren. Für das Orangerieschloss stehen davon noch 22 Millionen Euro zur Verfügung. In diesem Jahr sollen die Planungen für die noch instand zu setzenden Teile des Gebäudes beginnen: Auf dem Plan steht die Hüllensanierung, auch das Innere der Pflanzenhalle soll erneuert werden. Und auch das fehlende Stück Dach über dem Schlosseingang an der Friedrich-Wilhelm-Statue braucht eine Generalüberholung – Besucher müssen sich also noch mal auf Gerüste am Schloss einstellen. Planung und Sanierung werden laut SPSG-Angaben bei laufendem Museumsbetrieb aber voraussichtlich ein Jahrzehnt dauern.

Das Orangerieschloss mit Galerie ist im April nur an den Wochenenden zwischen 10 und 17.30 Uhr zu besichtigen. Ab Mai dann wieder dienstags bis sonntags von 10 bis 17.30 Uhr. Der Eintritt für die Schlossräume mit Aufstieg zum Turm kostet sechs Euro, wer nur die Aussicht genießen möchte, bezahlt drei Euro.

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