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Ralf Hildebrand vor seinem früheren Restaurant "Hohle Birne" im Holländischen Viertel in Potsdam. 

© Naima Wolfsperger

Potsdam: Das „Amsterdam“ ist geschlossen

Der Nachfolger des Restaurants „Hohle Birne“ in der Potsdamer Mittelstraße hat aufgegeben. Bald könnte es dort ein Steakhouse geben.

Potsdam - Mit einem Schraubenzieher auf dem Tisch sitzt Ralf Hildebrand, der ehemalige Betreiber des Restaurants „Hohle Birne“, vor dem Haus Nummer 19 auf der Mittelstraße. Eine Passantin ruft ihm zu: „Habt ihr den Innenhof offen? Wir kommen gleich zum Essen!“ Das ist keine Zeitreise. Die „Hohle Birne“, vormals in dem Haus, gibt es nicht mehr. Aber auch das Restaurant „Amsterdam“, geführt von André Lemke, das dort seit Mai Gäste bewirtete, ist Geschichte. Und dieser Tage sitzt Ralf Hildebrand wieder vor der ehemaligen Kultkneipe im Holländischen Viertel und lädt ein – zum Ausverkauf.

„Es gibt hier nichts mehr zu essen“, sagt Hildebrand. Wohl auch ein bisschen verlegen. Denn seit sechs Wochen sind die Türen des „Amsterdam“ geschlossen. Die Umstände sind noch nicht ganz klar und scheinen auch etwas bedrückend. Aus persönlichen Gründen habe Lemke sich zurückgezogen, es sei ihm wohl zu viel geworden, heißt es im Viertel. Mehr wolle man nicht sagen.

Die Pflanzen vertrockneten im Innenhof

„Ich habe mich gewundert, dass der Laden bei 30 Grad und Sonne plötzlich zu hatte“, sagt Hildebrand, der noch wie zu „Hohle Birne“-Zeiten über den Barräumen wohnt. Als auch nach mehreren Tagen weder Chef noch Angestellte auftauchten, rief er den Vermieter an. „Die Pflanzen vertrockneten im Innenhof. Da habe ich mal nachgefragt. Aber der konnte mir auch nichts sagen.“ Daraufhin begann er, die Blumen zu gießen.

Dabei hatte Lemke erst vor wenigen Monaten sein persönliches Konzept mit dem „Amsterdam“ vorgestellt: Statt rustikaler Heimatküche wurde im zuvor nicht für Gäste zugänglichen Innenhof mediterrane Kost serviert. Ab September sollten auch die Innenräume geöffnet werden, so hatte Lemke noch im Mai in einem PNN-Interview erklärt. Stattdessen machte er zu. Auf Anfragen der PNN war er nicht erreichbar.

Das "Amsterdam" passte sehr gut ins Holländische Viertel

In den umliegenden Geschäften hat man nur Gutes über das „Amsterdam“ zu berichten. „Tolle Küche, tolles Personal! Wir sind da sehr gerne hingegangen“, sagt Hanne Schmelzer, die im Kleidungsgeschäft Seli Basel gegenüber arbeitet. Und: „Es hat hier sehr gut ins Viertel gepasst.“ Viele Leute kämen derzeit zu ihr und fragten nach dem Verbleib des „Amsterdam“.

Nun sitzt Ralf Hildebrand in der lauen Herbstsonne vor der Nummer 19 und bietet in den Räumen Platz für eine kleine Reise in die Vergangenheit. All die Schätze, die ihm aus Zeiten der „Hohlen Birne“ noch geblieben sind, verkauft er. Seien es alte Wandfliesen, russische Zarenpuppen, die ihm eine Delegation aus Russland mal dagelassen habe oder Spielzeuglastwagen, die es kostenfrei zu den Bierlieferungen gegeben habe. „Es sind auch einige Schmuckstücke dabei. Etwa das alte Schild mit dem Schriftzug der Kultkneipe, ‚Hohle Birne’!“

Nach 24 Jahren gab Hildebrand Anfang dieses Jahres die „Hohle Birne“ auf und verkaufte das Haus. „Ich hätte mich wahrscheinlich an die Kneipe verloren, hätte ich weitergemacht.“ Er grinst, zufrieden über seine Entscheidung, auszusteigen. Vielleicht ist der Verkauf seiner Sammelstücke jetzt für ihn eine Art zweiter Abschied von der Kneipe, in der er sein halbes Leben verbracht hat.

Ein Steakhouse könnte hier einziehen

In den umliegenden Geschäften munkelt man bereits über einen anstehenden Umbau des Restaurants. Von einem geplanten Steakhouse ist die Rede. Bevor aber nicht alles unter Dach und Fach ist und das Konzept steht, wollen sich weder der potenzielle Pächter noch der Vermieter des Hauses zu solchen Plänen äußern.

Naima Wolfsperger

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