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Potsdam: Bürgerinitiative kritisiert Finanzkonzept für Garnisonkirche

Die Bürgerinitiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“ bezeichnet das Finanzierungskonzept für die Garnisonkirche als unglaubwürdig. Die Baustiftung weist das zurück.

Potsdam - Die Debatte über den geplanten Wiederaufbau des Turms der Potsdamer Garnisonkirche reißt nicht ab. Die Bürgerinitiative „Potsdam ohne Garnisonkirche“ warf der Baustiftung am Montag unter Berufung auf einen kaufmännischen Bauexperten eine fragwürdige Finanzplanung für den Betrieb des Turms vor. Die Stiftung wies die Vorwürfe zurück.

Die Finanzplanung werde von den zuständigen Stellen, darunter dem Bund, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und dem Potsdamer Kreiskirchenrat, „sehr verlässlich und intensiv geprüft“, sagte Wieland Eschenburg vom Vorstand der Stiftung dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Stiftung werde zudem die Diskussion über die Zahlen für Planung und Bewirtschaftung des Turms nicht über die Medien führen.

Das in der Öffentlichkeit kursierende Finanzkonzept für den Betrieb des Turms ab 2020 sei unrealistisch, kritisierte die Bürgerinitiative unter Berufung auf den Bauexperten. Dort seien unter anderem die üblichen jährlichen Rücklagen für Instandhaltungen um mehr als 300.000 Euro zu niedrig angesetzt.

"Gelder aus kirchlichen Darlehen könnten im märkischen Sand versickern"

Statt der im Haushaltsplan für 2020 veranschlagten rund 610.000 Euro Ausgaben müsse von rund 980.000 Euro Ausgaben und einem nicht ausgeglichenen Haushalt ausgegangen werden. Damit bestehe die Gefahr, dass „mit Beginn der Bewirtschaftung des Turms Gelder aus kirchlichen Darlehen im märkischen Sand versickern könnten“, erklärte die Bürgerinitiative. Dass die Baustiftung die fünf Millionen Euro Kirchenkredite fristgerecht zurückzahlen könne, sei deshalb zweifelhaft.

Der von der Bürgerinitiative benannte Bauexperte sei bereits seit einiger Zeit ein „treuer kritischer Begleiter unseres Projekts“, sagte Eschenburg dazu.

Kritik kommt auch von der Bürgerinitiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche“

Kritik an der Finanzierung kam auch von der Bürgerinitiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche“. Die Kirchensteuerzahler hätten ein „bei näherer Betrachtung durch und durch fragiles Finanzkonzept mitzutragen“, schreibt Wolfram Hülsemann von der Initiative in der Berliner Wochenzeitung „Die Kirche“ (Sonntag). Die Finanzierungskonstruktion für den Wiederaufbau werde „von Fachleuten bezweifelt und gegenwärtig geprüft“.

Der Kompromiss, beim Wiederaufbau auf kriegerische Ornamente zu verzichten, führe zwar dazu, „dass die kirchenferne Wetterfahne da bleibt, wo sie hingehört: hinter Gittern“, schreibt Hülsemann weiter.

Die nachgebaute Wetterfahne steht derzeit auf dem Gehweg am historischen Standort der 1945 zerstörten und 1968 abgerissenen Barockkirche in einem Schutzbehälter aus Drahtgitter. Es sei dennoch zu befürchten, dass die Kirche später originalgetreu wiedererrichtet werden soll.

Haushaltsausschuss spricht sich für zwölf Millionen Euro aus Bundesmitteln aus

Der Haushaltsausschuss des Bundestags hatte sich Ende Januar für die Freigabe von zwölf Millionen Euro Bundesmitteln für den nach Stiftungsangaben rund 38 Millionen Euro teuren Garnisonkirchturm ausgesprochen. Vor der Freigabe der Mittel müssen noch die Finanzierungsunterlagen der Baustiftung geprüft und eine vollständige Finanzierung nachgewiesen werden. Zunächst soll bis 2020 für rund 26 Millionen Euro eine reduzierte Turmvariante gebaut werden.

Der Wiederaufbau der Garnisonkirche ist unter anderem wegen ihrer Geschichte als preußische Militärkirche und ihrer Nutzung zur NS-Inszenierung der Reichstagseröffnung 1933 umstritten. (epd)

Yvonne Jennerjahn

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