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Potsdam: Biosphäre wird zur Kostenfalle

Die Tropenhalle Biosphäre bleibt auch nach ihrer geplanten Privatisierung ein finanzielles Risiko für die Stadt.

Von Peer Straube

Potsdam - Im nicht öffentlichen Teil des Hauptausschusses konnte die Stadtverwaltung nach PNN-Informationen nicht ausschließen, dass auch an einen privaten Betreiber künftig ein jährlicher Zuschuss gezahlt werden muss. Zudem erwägt der einzige verbliebene Bieter der ersten Ausschreibung, die Kölner Andreas Waschk Consulting (AWC), die Stadt auf Schadenersatz zu verklagen.

Derzeit wird die Biosphäre bekanntlich von der Pro Potsdam betrieben, für den Betrieb fließen jährlich Millionenbeträge aus der Stadtkasse – in den letzten beiden Jahren waren es 1,7 Millionen Euro, davor sogar mehr als zwei Millionen Euro. Seit der Insolvenz des vorigen Betreibers, der CxX Edutainment, eine Tochter der Hamburger Flebbe Filmtheater GmbH, im Jahr 2007 versucht die Stadt, einen neuen Investor zu finden. Ein erstes Ausschreibungsverfahren wurde 2010 gestoppt, nachdem zwei neue Bewerber auf den Plan getreten waren. Im aktuellen Ausschreibungsverfahren sind nach PNN-Informationen lediglich zwei Interessenten im Rennen. Einer davon ist bekannt: Die französische Firmengruppe „Montparnasse 56“, die die Biosphäre wie berichtet zu einer Krokodilfarm umbauen will.

Obwohl die Ausschreibung bereits seit Dezember 2010 läuft, ist mit einer baldigen Entscheidung wohl nicht zu rechnen. Der Übergangsbetreibervertrag mit der Pro Potsdam, zuletzt befristet bis zum 30. Juni, sei noch einmal bis zum 20. September 2012 verlängert worden, sagte Siegfried Weise, Leiter der Geschäftsstelle Stadtentwicklung und Bauen, im Hauptausschuss. „Die Biosphäre ist nicht leicht zu vermarkten, das muss man ehrlich sagen.“ Weise begründete die Zeitverzögerung mit einer Reihe von Schwierigkeiten, die das Bauwerk mit sich bringe. Wie berichtet streiten sich Rathaus und die damaligen Baufirmen vor Gericht um die Baukosten für die Tropenhalle – für den Fall einer Niederlage wurden Rücklagen in Höhe von 3,6 Millionen Euro gebildet. Aufgrund dieses Rechtsstreits habe man erst prüfen müssen, ob die von den Bietern geplanten baulichen Veränderungen an der Biosphäre durchgeführt werden können, ohne die Chancen der Stadt vor Gericht zu schmälern, so Weise. Weil die 29 Millionen Euro teure Halle seinerzeit üppig mit Landesgeld – gut 21 Millionen Euro – gefördert wurde, muss sie bis 2016 zweckentsprechend genutzt werden. Die Konzepte der Bieter müssen damit in Einklang gebracht werden, andernfalls droht die Rückzahlung der Fördermittel. Zudem müssten bei etwaigen Umbauten die Urheberrechte der Architekten beachtet werden, sagte Weise. Ziel sei es, nach einem Betreiberwechsel den Zuschuss zu senken, „möglichst auf Null“, erklärte Weise, ließ aber bereits durchblicken, dass das womöglich unrealistisch ist: „Die Lösung muss günstiger sein als die jetzige.“

Andreas Waschk, Chef von AWC, dem einzigen Bieter, der im ersten Ausschreibungsverfahren die Kriterien erfüllt hatte, übte am Donnerstag erneut scharfe Kritik an der Stadt. Sein Unternehmen habe „mehr als 300 Tage Arbeit“ in die Wirtschaftlichkeitsprüfung und das Konzept für ein Science-Center gesteckt. „Wir hätten 2009 übernehmen können und die Stadt hätte jährlich 500 000 bis 750 000 Euro gespart“, sagte er den PNN. Heute profitiere die Stadt von seinen Kalkulationen. „Das ist kein schickliches Handeln, das ist Missbrauch.“ Die geleistete Arbeit will Waschk womöglich einklagen. Es gehe um 250 000 Euro.

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