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Problematisches Zwischenstück. So lange der Verbinder (Bildmitte) zwischen Fachhochschule (l.) und Bibliothek (r.) nicht abgerissen ist, kann die Bibliothek nicht fertig saniert werden. Für den Abbruch hat die Stadt Fördermittel beantragt.

© Andreas Klaer

Potsdam: Bibliothek eröffnet viel später

Zeitplan futsch und ein fragwürdiges Konstrukt bei der Abrissfinanzierung für den Verbinder: Die Wiedereröffnung von Potsdams größter Bildungseinrichtung könnte sich um ein dreiviertel Jahr verzögern.

Von Peer Straube

Innenstadt - Nach derzeitigem Stand könne die Sanierung des Gebäudes Am Kanal frühestens im September 2013 abgeschlossen werden, sagte Bildungsdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) am Freitag vor Journalisten. Der eigentlich zum Jahresbeginn 2013 geplante Eröffnungstermin für das sogenannte Bildungsforum, in dem neben der Stadt- und Landesbibliothek künftig auch die Volkshochschule und ein Wissenschaftszentrum unterkommen sollen, ist damit womöglich hinfällig: „Einen festen Termin für den Umzug gibt es derzeit nicht“, so Magdowski.

Grund für die Verzögerung ist der noch immer ungeklärte Termin für den Abriss des Verbinders zwischen der Fachhochschule (FH) und dem Bibliotheksgebäude. Wie berichtet sind im Verbinder mehrere Computerserver der Fachhochschule untergebracht, außerdem verlaufen dort Fluchtwege. Bleibt der Verbinder länger stehen, können die Arbeiten an der Rückseite der Bibliothek nicht abgeschlossen werden, etwa der Einbau der Fenster. Für die Volkshochschule und den Bereich der Kinder- und Jugendbibliothek wären damit „Nutzungseinschränkungen“ verbunden.

Seit Monaten verhandeln Stadt und Land darüber, wer für die Abrisskosten des Verbinders aufkommt. Inzwischen ist klar: Die Stadt muss zahlen. Magdowski zitierte aus einem internen Schreiben ihres Kollegen Matthias Klipp (Bündnisgrüne), Chef des Baudezernats, wonach die Stadt den Abriss aus dem Städtebautopf des Landes gefördert bekommen will. Hier wird es brisant: Denn die Stadt hat für den Kauf des gesamten FH-Grundstücks vom Land einen Preisnachlass für den Abriss des DDR-Baus bekommen. „In diesem Abzugsbetrag ist der Kostenanteil für den Abriss des Verbinders enthalten“, sagte Finanzministeriumssprecher Thomas Vieweg den PNN auf Anfrage. Nach Kenntnis des Landes schlage die Stadt nun allerdings die Kosten für den Abriss des Verbinders dem Projekt „Neu-, Um- und Erweiterungsbau der Bibliothek“ zu. Auf Landesseite hat der Plan der Stadt nach PNN-Informationen Unverständnis und Kopfschütteln hervorgerufen, weil sich das Rathaus damit dem Verdacht aussetzt, sich womöglich eine doppelte Förderung erschleichen zu wollen.

Das Land hatte das Grundstück in der Friedrich-Ebert- Straße 4/5 Ende Januar 2011 für 1,1 Millionen Euro an die Stadt, namentlich an den Sanierungsträger Potsdam, verkauft. Rund eine Million Euro wurden „überschlägig“ für den Abriss der Fachhochschule abgezogen, eine Summe, die ein vom Sanierungsträger in Auftrag gegebenes Wertgutachten ermittelt hatte. Unklar ist bislang, wie teuer der Abriss des Verbinders ist. Nach PNN-Informationen sollen die Kosten bei rund 500 000 Euro liegen – inklusive der Umsetzung der Computerserver und der Lösung des Fluchtwegproblems.

Zuständig für die Beseitigung des Gebäudeteils ist der Brandenburgische Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB). Beginnen könne man mit den Arbeiten aber erst, wenn der Sanierungsträger den Auftrag dazu erteile, sagte BLB-Sprecher Matthias Radowski den PNN. Aufgrund der „bisher nicht geklärten Finanzierungsfragen“ sei unklar, wann mit einem Abrissbeginn für den Verbinder zu rechnen sei.

Die Sanierung des 40 Jahre alten Bibliotheksgebäudes kostet 11,3 Millionen Euro. Ein großer Teil davon wird vom Land gefördert – mit Mitteln aus dem alten Hauptstadtvertrag und der Städtebauförderung.

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