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Potsdam baut sein Bad: Buddeln am Brauhausberg

Auf einer Fläche von zwei Fußballfeldern wird am Brauhausberg in Potsdam das neue Sport- und Freizeitbad errichtet - für 36 Millionen Euro. Ein Besuch auf der Baustelle.

Potsdam - Ramona Löser-Fimmel gibt sich zuversichtlich. „Ja, wir liegen im Zeitplan, sowohl bei der Planung als auch bei der Ausführung“, sagt die Abteilungsleiterin Bauabwicklung der Stadtwerke und blinzelt in die Sonne. Die resolute Chefin für den Bau des neuen Sport- und Freizeitbades am Brauhausberg rückt ihren Bauhelm zurecht und zeigt auf das große Loch an der Leipziger Straße, das seit Monaten die Potsdamer fasziniert. Dort laufen rund 40 Arbeiter hin und her, Befehle hallen über das offene Gelände, während die Baukräne geschäftig Wandteile und anderes Baumaterial an seinen Platz bringen.

Ende 2016 soll das Bad nach den Entwürfen des Architekturbüros Gerkan, Marg und Partner (GMP) eröffnet werden, doch bislang ist außer ein paar Spundwänden zur Stabilisierung der Baugrube an der Seite zur Leipziger Straße und ersten Vorbereitungen für die Betonmauern nicht viel zu sehen.

In 18 Monaten fertig

Doch hier soll in rund 18 Monaten das Bad stehen, mit allem, was dazu gehört. Fünf Geschosse, davon zwei Untergeschosse für Technik und Tiefgarage, mehrere Schwimmbecken im Erdgeschoss sowie in den beiden Obergeschossen ein Restaurant, die Verwaltung sowie ein Saunabereich. Bislang wurden rund 43.000 Kubikmeter Boden ausgehoben. Rund zehn Meter tief geht es in der Baugrube nach unten.

Derzeit werde das Untergeschoss gebaut, sagte Löser-Fimmel am gestrigen Mittwochmorgen. Dort soll vor allem die Technik ihren Platz finden, also Wasserpumpen, Elektrik und mehr. Auch der tiefste Teil des künftigen Wasserbeckens wird bis in das Untergeschoss hineinreichen. Dort, wo man bald von einem Drei-Meter-Brett aus ins Wasser springen kann.

Riesiger Sandberg will verbuddelt werden

Bis es so weit ist, muss noch viel geschehen. Seit einigen Tagen wartet ein riesiger Sandberg in der Mitte der Baustelle auf seinen Einsatz. Der Sand werde in den kommenden Monaten verbaut, als Untergrund für das Bad, sagt Bodo Kandner, Projektmanager und für den Baufortschritt verantwortlich. „Ich bin jeden Tag auf der Baustelle. Ich bin quasi der Erfüllungsgehilfe“, sagt Kandner, der bereits an dem ersten und dann als zu teuer verworfenen Bad-Entwurf des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer beteiligt war. Der Sand sei sehr feinkörnig und eigne sich gut zur Stabilisierung des Untergrundes, damit das Gebäude nicht irgendwann mal absacke, erklärt er.

Damit hatte Kandner schon einmal seine Probleme, wenn auch in kleinerem Ausmaß. Mitte Mai geriet ein Drehkran in Schieflage und drohte umzukippen. Grund seien Probleme im Boden in etwa sechs Metern Tiefe gewesen, sagt Kandner. „Er ist aber nicht umgefallen, er hat nur schief gestanden“, ergänzt Löser-Fimmel. Laut Stadtwerke-Sprecher Stefan Klotz hatte man noch versucht, den Kran mit Hydraulikpressen wieder ins Lot zu bringen, was aber nicht funktionierte. So musste er abmontiert werden. Die Öffentlichkeit oder Bauarbeiter sei nie gefährdet gewesen. „Bevor ein Kran umkippt, muss schon einiges passieren“, sagt Kandner. Auch jetzt liegt der grüne Kran in Einzelteilen neben der Baustelle. Den Ablaufplan hat das Malheur mit dem Kran laut Kandner aber nicht gestört.

Richtig wuselig wird es auf der rund 18.000 Quadratmeter, also zweieinhalb Fußballfelder, großen Baustelle ohnehin erst nach der Grundsteinlegung am kommenden Freitag, dem 12. Juni. Dann sollen insgesamt 70 Mitarbeiter dafür sorgen, dass der Gebäudekomplex schnell in die Höhe wächst. Auch der Kran wird an diesem Wochenende wieder aufgebaut. In der kommenden Woche sollen drei davon gleichzeitig die Arbeiter mit Material versorgen – natürlich unter Beachtung der Vorfahrtsregeln. „Auf einer Baustelle hat ein Kran immer Vorfahrt vor den anderen. Die müssen dann warten“, sagt Kandner. Welcher Drehkran bevorzugt wird, hängt auch davon ab, welcher Abschnitt gerade hochgezogen wird. Je nach Standort.

Noch kein konkreter Eröffnungstermin

Dass der Zeitplan eingehalten wird, daran lassen Löser-Fimmel und Kandner keine Zweifel. Wann genau die Eröffnung stattfinden kann, ist aber noch unklar. Beide rechneten mit einem Termin Ende 2016. Ob das Bad im Dezember eröffnet wird? Löser-Fimmel wollte sich da nicht festlegen. Auf der Webseite des 36 Millionen Euro teuren Projekts wird der Oktober angepeilt. Auch bei den Kosten geben sich die Verantwortlichen zuversichtlich. Er habe auch schon mal Geld übrig gehabt nach einem Bau, sagte Kandner.

Jedenfalls soll das Bad „übergangslos“ eröffnet werden, wie die Geschäftsführerin der Bäderlandschaft Potsdam, Ute Sello, sagt. Soll heißen, dass das bisherige aus den 1970er-Jahren stammende Bad am Brauhausberg kurz vor der Eröffnung des neuen Bads schließt. Viele hätten ohnehin lieber eine Sanierung ihres alten Bades gewollt, sagt sie. Das könnte sich schnell ändern, wenn das neue Bad erst mal steht und die Bürger überzeugt.

PNN-Aktion zu Bad-Namen

Dazu gehört natürlich auch ein geeigneter Name. Dass sich die Potsdamer auf ihr neues „Planschbecken“ freuen, zeigt sich auch an der Resonanz auf eine Umfrage der PNN unter ihren Lesern. Mehr als 80 Namensvorschläge gingen in der vergangenen Woche in der Redaktion ein. Die Verantwortlichen wollten sich dazu am Mittwoch nicht weiter äußern. Das müsse gut überlegt sein, schließlich gebe es namensrechtliche Vorgaben, die überprüft werden müssten, hieß es nur. Dennoch: Eine fünfköpfige Jury wird am morgigen Freitag aus allen Einsendungen eine Auswahl der fünf besten Vorschläge treffen – die PNN werden sie dann bei den Stadtwerken einreichen. Der Jury gehören der Stadtsportbund-Vorsitzende Lutz Henrich, Schwimm-Europameister Yannick Lebherz, Historiker Klaus Arlt, ein PNN-Leser und PNN-Redakteur Stefan Engelbrecht an.

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Hintergrundinfos zum neuen Bad am Brauhausberg >>

Stefan Engelbrecht

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