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Landeshauptstadt: Potsdam aus dem L35 Filmmuseum startet neue „Historische Matinee“

Innenstadt – Eine ganz besondere Uraufführung gab es am Samstagvormittag im Filmmuseum zu sehen: Potsdam von oben aus dem Luftschiff L35. Den Film produzierte im Jahre 1918 das Bild- und Film-Amt Berlin – eine Einrichtung des Militärs.

Innenstadt – Eine ganz besondere Uraufführung gab es am Samstagvormittag im Filmmuseum zu sehen: Potsdam von oben aus dem Luftschiff L35. Den Film produzierte im Jahre 1918 das Bild- und Film-Amt Berlin – eine Einrichtung des Militärs. Genau genommen zeigt der kurze Film den Flug über das Berliner Zentrum mit Schloss, Dom und Brandenburger Tor bis in die Residenzstadt Potsdam mit Heiliggeist- und Garnisonkirche, Altem Markt und Luftschiffhafen. Hier nämlich ist L35 beheimatet und wird bei der Landung von einer Hundertschaft uniformierter Helfer gleichsam gestürmt, um es sicher am Boden fest zu zurren.

Filmhistoriker Hans-Gunter Voigt hat das seltene Dokument im Filmarchiv ausgegraben. Zusammen mit zahlreichen weiteren historischen Aufnahmen soll es auf einer neuen DVD erscheinen. Zum Start der neuen Staffel historischer Filmmatineen, auf der alle Filme gezeigt werden, hatten sich am Samstag etwa hundert Zuschauer im Kinosaal des Museums eingefunden. Weitere fünf Aufführungen gibt es noch in diesem Jahr.

Die Filme zeigen vor allem zwei Dinge: Pracht und Verfall der Garten- und Schlossanlagen sowie Potsdam als eine Stadt im Auf- und Umbau. Den großen Bogen vom Entstehen der Residenzstadt schlägt eine Produktion aus dem Jahre 1933: „Potsdam – vom Aufbau einer Stadt“. Es ist die Geschichte der kurfürstlichen Kolonialisierung Brandenburgs bis zu den architektonischen Glanzpunkten in der Regierungszeit Friedrichs II.

Auf den historischen Bildern, welche zum Beispiel die Nadima-Film aus Den Haag drehte, ist zu sehen, dass der bauliche Zustand der Schlossanlagen vielfach schlechter war als heute. Blätternder Putz, defekte Dächer und brüchige Fundamente wie beim Chinesischen Haus. Der Nachwuchslehrgang der Kurzfilmproduktion Babelsberg porträtierte 1952 mit „Alter Park in neuen Zeiten“ den „Volkspark Babelsberg“ und den Aufbau der späteren Akademie für Staat und Recht. Es sind die alten Bau-Loren zu sehen und die Hucker: Bauarbeiter, die das Material in großen Blechbehältern auf dem Rücken schleppen.

Die alten Filme sind schwarz-weiß, die ältesten sogar stumm. Helmut Schulte begleitet Letztere mit seinem wunderbar zarten Spiel auf der Welte-Kinoorgel. So baut er beim Anblick der Bittschriftenlinde im holländischen Film über die Residenzstadt das Lied vom Lindenbaum in die Melodienfolge ein.

Der einzige gesamtdeutsche Beitrag über Potsdam ist in Farbe zu sehen sowie auch die tolle Geschichte vom Wiederaufbau des Marstalls, dem heutigen Filmmuseum. Es handelt sich um eine Arbeit von Studierenden der Hochschule für Film und Fernsehen. In einer deutsch-polnischen Gemeinschaftsaktion entstand aus der Fast-Ruine des Knobelsdorffschen Marstalls ab 1979 innerhalb von drei Jahren das im Wesentlichen noch heute präsente Gebäude. Jahrelang setzten sich die ergänzten Teile des Figurenschmuckes am Dach hell von den schwarzen alten ab. Heute hat die Patina der Zeit alle Skulpturen gleich gemacht und es ist nicht mehr sichtbar, dass ein großer Teil aus dem Jahr 1981 stammt. Günter Schenke

„Potsdam im Film – Stadtansichten 1918 bis 1982“ am 28. November sowie am 4., 5. 18., und 19. Dezember jeweils um 10.30 Uhr im Filmmuseum an der Breiten Straße 1a

Günter Schenke

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