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Die Potsdamer Schriftstellerin Antje Rávik Strubel erhielt am 18. Oktober den Deutschen Buchpreis.

© AFP

Potsdam 2021: Oktober, November, Dezember: So lief das vierte Quartal in Potsdam

2021 liegt hinter uns - was Potsdam im zweiten Jahr der Pandemie bewegt und geprägt hat. Ein Rückblick in vier Teilen. Teil 4: Oktober, November, Dezember.

Oktober. Sorge vor dem Winter: Vierte Welle, Oberlin-Prozess und zwei Preise

Die vierte Corona-Welle nimmt Fahrt auf – und Mahnungen werden immer lauter. Auch Potsdams Amtsärztin Kristina Böhm macht das stagnierende Impftempo und das Infektionsgeschehen an Schulen und Kitas Sorge. Im PNN-Interview appelliert sie an das Land, die Maskenpflicht an Grundschulen wieder einzuführen. Außerdem kritisiert sie das 2G-Modell als zu unsicher und schlägt 2Gplus vor – der Zugang zu Veranstaltungen wäre dann nur für Geimpfte oder Genesene mit Negativtest möglich. Sie beklagt auch den härter gewordenen Umgangston: „Da wünsche ich mir, dass wir uns allesamt wieder ein bisschen erden.“ Man werde bis zum Ende der Pandemie „noch das eine oder andere miteinander durchmachen müssen“, sagt sie voraus.

Ab dem 26. Oktober wird die Gewalttat am Oberlinhaus vom April am Landgericht juristisch aufgearbeitet: Der angeklagten Pflegerin Ines R. wird Mord in vier Fällen sowie versuchter Mord in drei Fällen zur Last gelegt. Sie wird kurz vor Weihnachten zu 15 Jahren Haft verurteilt, ihre Unterbringung in der Psychiatrie angeordnet. Wegen einer schweren Persönlichkeitsstörung gilt sie als erheblich vermindert schuldfähig.

Außerdem:

  • Massenkündigung: Mehr als 100 Senioren sollen ihre Wohnungen in der Josephinen-Anlage verlassen.
  • Nach dem OSZ wird auch die Fontane-Oberschule in den Potsdamer Schulstreit gezogen – das OSZ soll dort Räume nutzen. Es hagelt Proteste.
  • Die Potsdamer Schriftstellerin Antje Rávik Strubel gewinnt mit dem Roman „Blaue Frau“ den Deutschen Buchpreis.

Corona-Status im Oktober

Ab 11. Oktober gibt es keine kostenlosen Bürgertests mehr. Bei einer Impfaktion im Marktcenter kommt es erstmals zu einer langen Schlange. Rewe-Chef Siegfried Grube hatte Fünf-Euro-Gutscheine spendiert; 300 Menschen lassen sich impfen: „Wir haben nur positive Reaktionen bekommen. Die Leute haben gefragt, warum andere das nicht auch machen.“ Zum Monatsende hin entkoppeln sich Pandemie-Realität und die Bewertung in der Bundespolitik zusehends: Während die künftigen Ampel-Koalitionäre sich auf das Auslaufen der epidemischen Lage nationaler Tragweite verständigen und weitere Lockdowns ausschließen, ist die Inzidenz in Potsdam längst über 100 gestiegen, bei Schulkindern auf 260.

November. Krone für Babelsberg: Libeskinds Pläne und zurück im Krisenmodus

Der Entwurf war mit Spannung erwartet worden: Im November stellt US-Stararchitekt Daniel Libeskind seine Pläne für eine „Media City“ in der Medienstadt Babelsberg erstmals öffentlich vor. Mehrere in sich verschränkte Gebäudeteile im Stil gestapelter Filmrollen, das höchste 61 Meter hoch, würden „die Krone von Babelsberg“, so Libeskind. Mit dem Ensemble für 5000 Arbeitsplätze in der Medienbranche, Investitionssumme 300 Millionen Euro, werde Potsdam „um ein Highlight reicher“, sagt Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). Kritik kommt unter anderem von Anwohnern und Medienschaffenden aus dem Umfeld: Der Entwurf sei überdimensioniert und unpassend. 2022 soll das Projekt in einer Werkstatt diskutiert und verfeinert werden.

Geprägt wird der November von der immer heftiger rollenden vierten Infektionswelle. „Potsdam ist zurück im Corona-Krisenmodus“, schreiben die PNN. Mehrfach verschärft das Land die geltenden Regeln, 2G wird ausgeweitet auf Gastronomie, Hotellerie und Kultur. Heftig trifft das den Potsdamer Weihnachtsmarkt auf Luisen- und Bassinplatz: Zwei Tage nach der Öffnung muss dieser wieder schließen, die Händler bleiben auf ihrer Ware sitzen. Bei mobilen Impfaktionen bilden sich lange Schlangen, Hunderte stehen stundenlang für den Piks an.

Außerdem:

Corona-Status im November

Das Ausmaß der vierten Welle zeigen die Zahlen: Lag Anfang November die Sieben-Tage-Inzidenz in Potsdam bei 123 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner, waren es am 30. November 535,9. Die Zahl der Covid-Patienten in Potsdams Krankenhäusern hat sich in diesem Monat fast verdoppelt. Das Bergmann-Klinikum schränkt die Zahl der Operationen wieder ein und öffnet eine Covid-Station. Der Schwerpunkt der Infektionen liegt bei Kindern. Mehr als 300 Kitakinder und Schüler:innen sind zu Hochzeiten zeitgleich infiziert, mehr als 1750 Kinder gleichzeitig in Quarantäne.

Dezember. Durchbruch am Turm: Garnisonkirchen-Kompromiss und Kanzlerstadt

Viele Potsdamer, darunter auch Beteiligte, dürften kaum daran geglaubt haben, dass der jahrelang erbittert ausgetragene Konflikt um die Garnisonkirche und das Rechenzentrum gelöst werden kann. Doch im Dezember präsentieren die Stiftung Garnisonkirche und Vertreter aus dem Rechenzentrum mit Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) gemeinsam an einer langen Tafel einen Kompromissvorschlag. Ein „Forum an der Plantage“ soll entstehen, bestehend aus Garnisonkirchturm, dem größtenteils erhaltenen Rechenzentrum und einem verbindenden „Haus der Demokratie“ mit dem Plenarsaal der Stadtverordnetenversammlung.

Noch ein Streit wird in diesem Monat beigelegt: Der Zoff um die Schule am Schloss, der etliche Runden durch die städtischen Gremien gedreht hatte. Die Schule zieht nun doch nach Krampnitz und wird dort als digitale Modellschule errichtet. Die Zerschlagung des Oberstufenzentrums I ist damit vom Tisch.

Seit 8. Dezember ist es offiziell: Potsdam ist Kanzlerstadt. Mit Olaf Scholz (SPD) im Kanzleramt ziehen zwei weitere Bewohner der Landeshauptstadt ins Bundeskabinett ein. Annalena Baerbock (Grüne) wird Außenministerin, Klara Geywitz (SPD) Bauministerin.

Und: So wie das Jahr böllerlos begonnen hat, wird es auch enden – Feuerwerk wird in Potsdam verboten.

Außerdem:

  • Potsdam hat mehr Einwohner als Saarbrücken und ist statt zweit- nun drittkleinste Landeshauptstadt.
  • Für 60 Millionen Euro kauft Potsdam 13 neue Trams bei der Firma Stadler. Ab 2024 sollen sie durch die Stadt rollen.
  • Urteil im Prozess: Marina S. wird vom Vorwurf, vor 21 Jahren ihr Baby getötet zu haben, freigesprochen.

Corona-Status im Dezember

Am 8. und 10. Dezember öffnen in Potsdam wieder zwei Impfzentren. In der Schinkel- und der Metropolishalle werden Erst-, Zweit- und Boosterimpfungen verabreicht – und ab 15. Dezember auch Kinder ab fünf Jahren immunisiert. Weiterhin sind viele Kitas und Schulen von Infektionen betroffen. Zwar flacht die vierte Welle im Dezember langsam ab, doch mit Omikron lauert die nächste Bedrohung. Bei einem 2Gplus-Konzert in der Erlöserkirche stecken sich elf von 36 Sängern an, davon mindestens einer mit der neuen Variante.

Hier finden Sie die weiteren Teile des Jahresrückblicks für Potsdam 2021: 1. Quartal2. Quartal, 3. Quartal.

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