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Gedenken am Hiroshima-Nagasaki-Platz in Babelsberg am 25. Juli 2020.

© Andreas Klaer

Position von Uwe Fröhlich: Nie wieder Hiroshima und Nagasaki

Uwe Fröhlich, Vorsitzender des Vereins Hiroshima-Platz-Potsdam und grüner Stadtverordneter, schreibt, was die Atombomben von vor 75 Jahren mit Potsdam zu tun haben und wie der Einsatz von Atomwaffen künftig verhindert werden könnte. 

Vor 75 Jahren hat während der Potsdamer Konferenz der Alliierten Großmächte, UdSSR, USA und Großbritannien (16. Juli bis 2. August 1945) der damalige amerikanische Präsident Harry S. Truman unter strenger Geheimhaltung die Order erlassen, dass sobald es die Wetterlage zulässt ab 3. August 1945 die Spezialbombe abzuwerfen ist.

Grundsätzlich stellt sich die Frage, was Potsdam mit den Abwürfen der Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki zu tun hat. Unklar und vage ist bislang auch geblieben, warum von 1945 bis 2005, nur wenige Informationen über das, was während der Potsdamer Konferenz in der Truman-Villa, auch „Little White House“ genannt, geschehen ist. Noch immer findet sich an der Truman-Villa kein Hinweis darauf, dass Harry S. Truman in diesem Haus über den Erfolg des Trinity-Projektes in New Mexiko informiert wurde und dass seine Militärkollegen, die ihn begleitet haben, die Order zum Abwurf der Bomben auf den Weg gebracht haben.

Ein wichtiger Gedenkort

Das sind 2005 Gründe dafür gewesen, den bisher namenlosen städtischen Platz gegenüber der Truman-Villa, als Hiroshimaplatz zu benennen. An dem Platz befindet sich heute der 2012 noch einmal umbenannte Hiroshima-Nagasaki-Platz. Wie wichtig dieser Gedenkort geworden ist, zeigt sich an seiner noch sehr kurzen zehnjährigen Geschichte.

In der derzeitigen Sonderausstellung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten im Schloss Cecilienhof (noch bis zum 31. Dezember 2020) wurde nun erstmals auch eine direkte Beziehung zwischen Potsdam und Hiroshima herausgehoben. Im Rahmen einer Filmprojektion auf einem Teil der Berliner Mauer werden Luftbilder vom Schloss Cecilienhof ein- und ausgeblendet, verbunden mit der Explosion der Atombombe und einem Luftbild der zerstörten Stadt Hiroshima. Dazu werden im selben Raum zwei Exponate aus dem Hiroshima-Museum gezeigt.

Dort ist auch ein Zitat einer der Piloten des B29 Bombers „Elona Gay“, Bob Lewis, zum Abwurf der Atombombe auf Hiroshima zu lesen: „Oh mein Gott!“ schrieb er damals, „was haben wir getan? Auch wenn ich hundert Jahre lebe, werde ich diese paar Minuten nie vergessen können.“

Heute noch unfassbare Katastrophe

Die Abwürfe der Atombomben dienten nicht allein dem Ende des Krieges, sondern auch dafür, die Auswirkungen auf die Menschen zu erfahren. Inzwischen sind die Folgen der Abwürfe mit unterschiedlichen Sprengköpfen etwa mit Uran für Hiroshima und mit Plutonium für Nagasaki, der Bestandteil einer heute noch unfassbaren, humanitären Katastrophe. Hiroshima, Nagasaki und beispielsweise auch die Atomkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima, haben noch heute unvorstellbare Folgen auf die Menschen und die sie umgebende Natur und Umwelt.

Die Explosion einer einzigen Atombombe über einer Großstadt kann heute über eine Million Menschen sofort töten. Der Einsatz von 100 Atomwaffen würde das globale Klima nachhaltig aus den Fugen bringen. Die Landwirtschaft würde zusammenbrechen, Milliarden Menschen würden zusätzlich verhungern.

Ein Vertrag zur Abschaffung aller Atomwaffen

Nur ein umfassender, völkerrechtlicher UN-Vertrag zur Abschaffung aller Atomwaffen hilft weiteres Leid zu vermeiden. Dieses Verbot zur Produktion und zum Einsatz von Atomwaffen wird seit 2017 von vielen Staaten und NGO’s eindringlich gefordert. Derzeit haben 40 Staaten den UN-Verbotsvertrag ratifiziert. Es fehlen noch zehn Staaten, dann hat der Vertrag eine völkerrechtliche Bindung. 87 Staaten haben den UN-Verbotsvertrag bereits unterschrieben. Das Völkerrecht verpflichtet alle den UN-Verbotsvertrag unterzeichnenden und ratifizierenden Staaten dazu, Verhandlungen über nukleare Abrüstung zu führen und diese auch abzuschließen. Solange Atomwaffen existieren, besteht eine konkrete Gefahr, dass sie wieder eingesetzt werden – ob mit Absicht oder aus Versehen.

Potsdam ist seit 2005 Mitglied der Internationalen NGO „Mayors for Peace“ (Bürgermeister für den Frieden). Es ist daher sehr zu begrüßen, dass sich Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert,  wie auch sein Vorgänger Jann Jakobs, für eine Welt ohne Atomwaffen einsetzt.
Der Autor ist Vorsitzender des Hiroshima-Platz-Potsdam e.V. Er ist Stadtverordneter für die Grünen. 

Uwe Fröhlich

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