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POSITION: Stadtentwicklung erfordert Dialogbereitschaft

Warum die Linke einen öffentlichen Brauhausberg will – und was dafür nötig ist Von Steffen Pfrogner

Die Lösung der Wohnungsfrage – sie gab es schon einmal als gesellschaftliche Aufgabe bis 1990 – kann nur ein Teil der Stadtentwicklung einer Kommune sein. Deren vorrangigste Aufgabe ist nämlich die langfristige Berücksichtigung der verschiedensten öffentlichen Interessen – also dem Gemeinwohl dienende. Den in Potsdam unbestritten erforderlichen Wohnungsbau mit der Formulierung „kontra DDR-Wasserspiele“ gegen erhaltene, entwickelbare aber auch bewusst zerstörte städtebauliche Qualitäten der Nachkriegsmoderne zu stellen, ist eine unsachliche Frontstellung, die im Widerspruch zu den stadtgestalterischen Ansprüchen der Landeshauptstadt Potsdam steht; auch gerade wegen der erfolgreichen Bewerbung um den Sitz der Bundesstiftung Baukultur.

Und Baukultur bedingt in erster Linie den Dialog, sowohl mit den Einwohnern als auch mit den Stadt- und Landschaftsplanern, mit den Architekten und Ingenieuren. Während die Bürgerbefragung den grundsätzlichen Willen der Einwohnerschaft herausstellt, haben Fachleute dann Ideen zu entwickeln, natürlich in einem Planungswettbewerb. Dessen Aufgabenstellung, insbesondere bei öffentlichen Vorhaben und Standorten ist unter breiter Mitwirkung zu erarbeiten. Dieses und nichts anderes beinhaltet der Antrag der Linken zum Badneubau am Brauhausberg. Ob damit nun eine Präferenz für das eine oder andere städtebauliche Detail einhergeht, ist unerheblich. Die grundsätzlichen stadtentwicklungsseitigen Züge einer Auslobung sind im Antrag benannt: Ein Badneubau am Brauhausberg, beide dauerhaft der öffentlichen Nutzung zugeführt, eine landschaftsbezogene Entwicklung mit der einzigartigen Möglichkeit die topografische Situation mit der der Wassernutzung verbinden zu können, eine Nachnutzungsprüfung bemerkenswerter Nachkriegsarchitekturen und auch eine Prüfung, ergänzend behutsam Wohnungsbau einbinden zu können.

Das kostet natürlich etwas, nicht nur der Wettbewerb, der den wohl geringsten Teil der Kosten ausmachen dürfte. Ja, öffentliche Daseinsvorsorge kostet immer etwas. Jedoch wie viel wirklich mehr, da sie von Dauer angelegt ist, kann nicht immer aus dem Tagessgeschäft beantwortet werden. Das Werkstattverfahren zur Schwimmbadversorgung hat herausgearbeitet, dass die jährliche finanzielle Belastung durch einen höheren Investitionskredit im Vergleich zu den Zuschüssen für den Badbetrieb eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Aber dennoch verschließt sich der Antrag der Linken nicht Finanzierungsalternativen. Die bisher für einen Badneubau vorgesehene Fläche im Bornstedter Feld soll für den Wohnungsbau umgewidmet, der Verkaufserlös zur Senkung der Investitionskosten für das Bad am Brauhausberg eingesetzt werden.

Wenn jetzt nicht unbefangen in den Dialog eingetreten wird, wann denn dann, wenn die Entwicklungschancen für öffentliche Nutzungen im Herzen der Stadt vertan sind? Grabenkämpfe helfen nicht weiter, nur breiteste Öffentlichkeit.

Der Autor ist Chef des Linke-Ortsvereins Potsdam-Süd sowie Stadtplaner und Architekt. Seine Erwiderung bezieht sich auf den PNN-Beitrag „Neue Wohnhäuser contra DDR-Wasserspiele“ vom 29. Mai.

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