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POSITION: Ein Ort der Erbauung und Freude

Die Kunsthalle soll in den Lustgarten – und Hasso Plattner Ehrenbürger werden Von Katherina Reiche

Potsdam erhält abermals ein Geschenk: nobel und überwältigend. Hasso Plattner will der Stadt eine Kunsthalle errichten. Sein dauerhaftes Mäzenatentum für unsere Stadt ist überwältigend. Keine Bedingung ist mit seiner großherzigen Gabe verbunden, außer der bescheidene Wunsch, ihm sei der Standort am heutigen Platz des Hotels Mercure der liebste. Sein Engagement für die Wissenschaften und seine Liebe zur Kunst begleiten Hasso Plattner ein langes Leben. Ein ums andere Mal widerlegt dieser, wie viele andere Unternehmer, den Vorwurf, wirtschaftlicher Erfolg und bürgerschaftliches Engagement für das Gemeinwesen schlössen einander aus.

Der oftmals so heftig vorgetragenen Schelte an „den Unternehmern, der Wirtschaft“ zum Trotz ist es so häufig gerade ihrem Mäzenatentum zu danken, dass Städte über kulturelle Glanzpunkte und Orte herausragender Bedeutung verfügen, die über ihre Grenzen hinaus strahlen. Diese ziehen nicht nur Besucher aus der Ferne an, sondern bilden gleichsam einen ganz besonderen Schatz für das kulturelle Leben der Bürger selbst. Orte der Kunst sind Orte der Erbauung, der Freude, für die aufwachsende Generation häufig genug Impuls für eigene Kreativität. An Orten wie diesen wird vermittelt, dass den Menschen weit mehr ausmacht, als ein bloßes Funktionieren in den meist vorgegebenen Abläufen, die unseren Alltag bestimmen.

Die Bürger Potsdams und viele Besucher werden von der Idee, die der Gabe Kunsthalle zugrunde liegt, in diesem Sinne „profitieren“. Streit und kleinliches Gezerre um alternative Standorte sind unangemessen. Die Kunsthalle ist ein Geschenk, das über den Tag hinaus wertvoll ist. Sie führt aus der Vergangenheit, auch mit der privaten Sammlung, die Hasso Plattner der Kunsthalle vermachen will, hinüber in die Zukunft einer lebendigen, offenen, der Kunst gegenüber aufgeschlossenen Stadt. Seine Sammlung der Kunst der ehemaligen DDR zusammen mit der der Moderne werden so schön und beeindruckend sein wie das Geschenk selbst.

Gerade dieser Standort ist ein Glücksfall besonderer Art. Die Wunden, die der zweite Weltkrieg und in der Folge die DDR-Diktatur der Stadt Potsdam und besonders seiner Mitte zugefügt haben, werden städtebaulich aufs Harmonischste geschlossen. Potsdam erlangt seine historische Mitte wieder, mit dem Neubau des brandenburgischen Landtags auf dem Platz und in der Gestalt des alten Schlosses, mit dem restaurierten Ensemble um den Alten Markt, mit dem Lustgarten und mit der Alten Fahrt. Schlussendlich komplettiert die Kunsthalle von Hasso Plattner die historische Mitte harmonisch, Geschichte trifft Gegenwart für die Zukunft. Wie lange haben Potsdams Bürger Tag für Tag das Fehlen ihrer Stadtmitte als Schmerz empfunden! Urbanes Leben wird dort wieder einziehen.

Die Bürger Potsdams haben also allen Grund zur Freude. Das so großherzige Geschenk gehört in die Mitte. Gerade dieser Ort widerlegt das Geschwätz von der Spaltung Potsdams in Alteingesessene und Neubürger. Es gibt leider immer noch eine Partei, die von der Spaltung lebt, Neid schürt und versucht, für jeden wiedergewonnenen Baustein von Potsdams alter neuer Mitte ein politisches, oft bauliches Zugeständnis zu erpressen. Damit muss endlich Schluss sein.

Und ein Letztes sei angemerkt: Wäre es nicht längst an der Zeit, dass die Stadt Potsdam Hasso Plattner die Ehrenbürgerwürde antragen müsste? Aus Dankbarkeit und als Zeichen, dass weit über das Materielle hinaus die Geste Hasso Plattners von den Bürgern verstanden wird.

Katherina Reiche ist Vorsitzende der CDU in Potsdam, Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

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