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Position: Aufruf für eine Kunsthalle im Lustgarten!

Nach dem angekündigten und noch nicht vollzogenen Rückzug von Hasso Plattner, eine Kunsthalle in Potsdams Lustgarten zu errichten, sollte hier der Blick auf eine ebenso bedeutungsvolle und analoge Situation gerichtet werden.

Als in den Jahren 1825-30 nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel das Alte Museum im Berliner Lustgarten (früher Neues Museum, bis 1845 Königliches Museum) im Stil des Klassizismus errichtet wurde, entstand ein Ensemble mit dem Stadtschloss der Hohenzollern im Süden als Symbol der weltlichen Macht, mit dem Zeughaus im Westen als Repräsentanz des Militärs und mit dem damaligen Berliner Dom im Osten als Verkörperung der göttlichen Macht. Eben dieses Schinkelsche Alte Museum, ein Haus für die Bildung des Volkes, stand somit auch als Sinnbild für die Wissenschaft und Kunst - und nicht zuletzt deren Träger: das selbstbewusste Bürgertum.

Dieses beschriebene selbstbewusste Bürgertum findet sich heute ebenso in Potsdam wieder ein und erkennt nun  die einmalige Chance, das Gesamtkunstwerk Potsdamer Mitte der Vollendung näherzubringen, dank des Engagements von Prof. Dr. Hasso Plattner. 

Der Lustgarten gegenüber dem Stadtschloss ist immer der landschaftsgestalterische Komplementär zum Stadtschloss gewesen und könnte diese Bedeutung mit dem Abriss des Mercure-Hochhauses und einer topographisch harmonisch eingebetteten  und anspruchsvollen Architektur einer Kunsthalle Potsdam mit Lust- / Museumsgarten vis à vis des Stadtschlosses wiedererlangen. Gerade durch die Wiedererrichtung des Potsdamer Stadtschlosses erhält der Umgang mit dem Lustgarten in Einheit mit dem Schloss eine völlig andere Bedeutung, in der der Erhalt des Mercure-Hochhauses einen Widerspruch in sich darstellen würde, da die architektonisch-landschaftsgestalterische Verbindung von Schloss zu Garten durch eben dieses Hochhaus abgeschnitten ist. Dieses wird mit zunehmendem Baufortschritt am Schloss immer deutlicher.

Als Spiegelung der Berliner Situation auf Potsdam könnten das Potsdamer Stadtschloss mit Lustgarten und darin behutsam integrierter Kunsthalle somit wieder zu einer Einheit werden. Neben den kirchlichen Solitär Nikolaikirche, den weltlichen Solitär Landtag im Schloss würde ein weiterer Solitär treten, das Haus der schönen Künste. Damit wäre die Versammlung der Monumente im historischen Zentrum komplettiert.

Die vielfach aus der Richtung einer deutlichen Minderheit der Stadt Potsdam in unerträglicher Weise argumentierten Qualitäten einer s.g. städtebaulichen Dominanz des bestehenden Hochhauses und dem Festhalten an kontrapunktischen Brüchen im Stadtraum als Erkennungszeichen der Zerrissenheit von Geschichte sind an Ignoranz und Kulturlosigkeit nicht mehr zu überbieten und richten sich gegen eine gesamtheitlich gedachte und zu denkende Entwicklung der Potsdamer Mitte. Ein so großartiges bürgerliches Engagement, wie es Hasso Plattner immer wieder unter Beweis stellt, ist gar nicht hoch genug zu bewerten. In einer Zeit, in der die öffentliche Hand derartige Bauaufgaben immer weniger übernehmen kann, sollte dieses Vorhaben nicht weiter kleingeistig zerredet werden. Schließlich geht es hier um mehr als ein "Potsdamer Bauprojekt", sondern um eine Aufgabe von nationaler Bedeutung. Die Widersacher dieses großen Projektes stellen sich mit Ihrer Haltung zunehmend ins politische Abseits und gegen die Mehrheit der Potsdamer Bürgerschaft und sollten sich von der Übernahme Ihrer s.g “politischen Verantwortung“ zurückziehen. Einer Großzügigkeit eines kunststiftenden Bürgers der Stadt Potsdam sollte eine ebenso großzügige Akzeptanz einer breiten Potsdamer Bürgerschaft gegenübertreten.

Prof. Ludger Brands, für die POTSDAM SCHOOL OF ARCHITECTURE

Mitunterzeichner: Prof. Dr. Martina Abri, Prof. Bernd Albers, Prof. Klaus Theo Brenner, Prof. Sabine Cousin, Prof. Markus Löffler, Prof. Ute Lehmann, Prof. Heike Hanada, Prof. Sabine Cousin, Dominik Krohm,

Ludger Brands

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