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Klassische Schule. Frei spielte in der Brandenburgischen Philharmonie.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Pop mit Fagott

Jürgen Frei war lange Orchestermusiker. Jetzt hat er einen WM-Song produziert und hofft auf Erfolg

Vor 14 Jahren brach für Jürgen Frei eine Welt zusammen. Damals wurde die Brandenburgische Philharmonie Potsdam aufgelöst – und Frei war seinen Job als stellvertretender Solo-Fagottist von einem auf den anderen Tag los. „Das Instrument war immer das Wichtigste“, sagt der 44-Jährige heute. Trotzdem sollte es Jahre dauern, bis Jürgen Frei wieder in der Musik Fuß fasste. „Ich wollte nicht noch einmal Kultur-Rotstift-abhängig sein“, erzählt er.

Und er wollte in Potsdam bleiben. Denn hier hatte der gebürtige Jenaer, der in Weimar und Dresden Musik studierte und 1990 eine Stelle am Hans Otto Theater bekam, eine Familie, hier fühlte er sich zu Hause. Gemeinsam mit seiner Frau gründete er schließlich einen ambulanten Pflegedienst, bei dem er bis heute die Geschäfte führt. „Das läuft erfolgreich“, sagt Frei.

Aber die Musik, die hat ihn trotzdem nicht losgelassen. „Ich habe nie wirklich aufgehört, zu spielen“, erzählt er. Für die täglichen Übungsstunden war zwar schnell keine Zeit mehr, aber für Kammerkonzerte im kleineren Kreis gab es immer wieder Gelegenheiten: „Da konnte ich mir ein kleines Stück Aufmerksamkeit zurückholen.“

Mittlerweile hat sich Jürgen Frei als Musikproduzent selbstständig gemacht, im letzten Jahr ein eigenes Plattenlabel FA Music gegründet und passend zur anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft einen Pop-Song mit lateinamerikanischem Einschlag produziert. „Believe in you“ heißt der Titel, den Text lies sich Frei von der Potsdamer Autorin Petra van Laak schreiben, gesungen hat die deutsch-südafrikanische Sängerin Kileza – Idee, Musik und Arrangment kommen von Frei, der auch fast sämtliche Instrumente selbst spielt. Vor allem natürlich das Fagott.

Mit diesem Instrument ist er in der Popmusik eine Seltenheit. Dass er als klassischer Musiker im leichteren Fach unterwegs ist, hat auch mit der eigenen Vorliebe zu tun: „Das gefällt mir einfach“, sagt der 44-Jährige, der zum Beispiel Annett Louisan mit ihrem soul-jazzigen Pop als Vorbild nennt. Schon mit dem ersten selbstproduzierten Song vor drei Jahren war der Potsdamer erfolgreich: Mit „Summer“ schaffte er es in den Sommersong-Wettbewerb des TV-Senders RBB, trat live im Fernsehen auf, wurde im Radio gespielt. „Da war mir klar, dass ich eigentlich Produzent bin“, sagt Jürgen Frei.

Und er machte sich selbstständig – neben der Arbeit beim Pflegedienst. „So bin ich finanziell unabhängig“, erklärt Frei. Seine Herangehensweise sei auch im Pop die eines klassischen Musikers geblieben: „Ich höre und baue die Songs auf wie klassische Musik.“ Zum Fußball-WM-Song hat Frei auch ein Video drehen lassen, das Sommerlaune macht. Fast 8000 Mal ist das Video auf der Internetplattform Youtube angeklickt worden, seit Frei es vor zwei Wochen online stellte.

Der Potsdamer hofft nun auf den Erfolg, wenn die Meisterschaften näherrücken. Über ein Musik-Verbreitungsportal haben rund 400 Radiostationen Zugriff auf den Titel, erste Sender hätten bereits zugesagt, ihn zu spielen. „Nun warte ich“, sagt Jürgen Frei. Jana Haase

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