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Update

Polizeibericht: Antisemitischer Angriff auf 25-Jährigen am Potsdamer Hauptbahnhof

Ein 25-jähriger Student, der eine Kippa mit Davidstern trug, ist vor dem Potsdamer Hauptbahnhof bespuckt und beleidigt worden. Nun äußert sich auch Potsdams Oberbürgermeister zu dem Vorfall.

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Potsdam - Wieder ein Vorfall am Potsdamer Hauptbahnhof: Ein 25-jähriger Potsdamer Student, der eine Kippa mit Davidstern trug, ist vor dem Potsdamer Hauptbahnhof angegriffen und beleidigt worden. Beamte der Bundespolizei hätten nach dem Vorfall als mutmaßlichen Täter einen 19-jährigen syrischen Staatsangehörigen ermittelt, sagte ein Sprecher der Polizeidirektion West am Sonntag auf PNN-Anfrage. Der 25-jährige Student sei am Samstagnachmittag um 16.30 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz aus der Straßenbahn gestiegen und dann unvermittelt angespuckt worden. Außerdem wurde er antisemitisch beleidigt. Zum genauen Inhalt der Beleidigung wollte der Polizeisprecher keine Angaben machen, der antisemitische Charakter der Aussagen sei aber unmissverständlich gewesen. Der junge Potsdamer rief den Notruf.

Polizei konnte Täter fassen

Als Polizisten der Polizeidirektion sowie die für den Bahnhof zuständige Bundespolizei eintrafen, hielten sich der junge Mann sowie der Tatverdächtige noch vor dem Bahnhof auf. Gegen den 19-jährigen Syrer wurde eine Anzeige wegen Volksverhetzung aufgenommen. Begleitet wurde er von einem 17-Jährigen, ebenfalls syrischer Staatsangehörigkeit. Dieser wird als Zeuge geführt. Nach der Aufnahme der Personalien konnten die jungen Männer nach Hause gehen. Die Kriminalpolizei werde die Ermittlungen aufnehmen, sagte der Polizeisprecher.

Der 25-jährige Student sagte der Deutschen Presse-Agentur, er trage die Kippa täglich aus persönlichen Gründen. „Als ich am Hauptbahnhof aus der Straßenbahn ausgestiegen bin, habe ich hinter mir Schatten wahrgenommen“, berichtete er. Im nächsten Moment sei er schon angespuckt, antisemitisch beleidigt und mit Gebärden bedroht worden.

Der Oberbürgermeister äußerte sich am Sonntag zu dem Vorfall

Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) äußerte sich noch am Sonntag in einer Pressemitteilung zu dem Vorfall. Er nehme ihn sehr ernst, so Schubert. Potsdam sei eine Stadt der Toleranz und habe aus der Geschichte gelernt. "Hass und Gewalt aus politischen und religiösen Motiven dulden wir in unserer Stadt nicht." Der Studente habe mit seiner Anzeige richtig gehandelt, teilte Schubert mit und lobte auch die Arbeit der Polizei. Nun müssten die Ermittlungen zügig Klarheit über die mutmaßlichen antisemitischen Motive schaffen. "Das tolerante Klima in der Stadt, die gute Integrationsarbeit und den Integrationswillen der Geflüchteten in unserer Stadt lassen wir uns nicht von Einzeltätern zerstören", betonte Schubert.

In Potsdam ist es im ersten Halbjahr 2019 zu insgesamt fünf antisemitischen Übergriffen gekommen, brandenburgweit waren es 51.

Am Potsdamer Hauptbahnhof kommt es immer wieder zu Zwischenfällen. Deshalb gilt er laut Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) als Kriminalitätsbrennpunkt. Wie berichtet soll im Herbst das brandenburgische Innenministerium die Sicherheitslage am Potsdamer Hauptbahnhof erneut überprüfen, nachdem weitere Sicherheitsmaßnahmen im April angekündigt worden waren.

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