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Getauft. Die Brandenburger Wasserschutzpolizei hat am Dienstag zwei neue Streifenboote in Dienst gestellt. Sie sollen vorrangig zur Überwachung der Sport- und Freizeitschifffahrt eingesetzt werden, die stark zugenommen hat. Neben Amateuren am Steuer macht auch der heiße Sommer der Wasserschutzpolizei zu schaffen.

©  Andreas Klaer

Polizei auf der Havel: Wasserschutzpolizei rüstet in Potsdam auf

Brandenburgs Wasserschutzpolizei bekommt neue Boote. Eines wird in Potsdam patrouillieren.

Potsdam - Hochsommer auf der Havel: Blauer Himmel, die Sonne brennt und auf dem Wasser ist entsprechend viel los. Beinahe im Minutentakt etwas vorbei: Flöße, Tret- und Paddelboote, Motorboote, Stand-up-Paddler, Segler. Was für die meisten, egal ob Potsdamer oder Urlauber, ein schönes Freizeitvergnügen ist, bedeutet für die Wasserschutzpolizei immer mehr Arbeit – umso mehr in diesem rekordverdächtigen Sommer.

Potsdam ist dabei kein Sonderfall. Die Situation ist überall im gewässerreichsten Bundesland gleich. Um auch weiter auf dem Wasser für Ordnung und Sicherheit sorgen zu können, wird Brandenburgs Wasserschutzpolizei modernisiert. Die Flotte wird erweitert. Acht neue Boote schafft das Land an, wie Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke am Dienstag bei der Taufe der ersten beiden neuen Polizeiboote am Potsdamer Wasser- und Schifffahrtsamt sagte. Dafür werden fünf ältere Boote ausgemustert.

Nach Angaben von Mörke verfügte die Wasserschutzpolizei bislang über 43 Boote an 14 Standorten mit Leistungen zwischen 30 und knapp 150 PS. Dazu gehört auch ein Boot auf einem Trailer, um auch abgelegene Seen zu erreichen. Damit überwachen die Beamten 2600 Kilometer Bundes- und Landeswasserstraßen. Hinzu kommen etwa 3600 Seen.

„Der Wassertourismus wächst in Brandenburg seit Jahren“

Innenstaatssekretärin Katrin Lange taufte die beiden neuesten Polizeiboote feierlich und stellte sie in den Dienst. Dazu trat der Shantychor der Wasserschutzpolizei auf – unter anderem mit seinem ersten selbstkomponierten Song „Auf dem Wasser sind sie zuhause“. Der Auftritt wurde für ein Bewerbungsvideo aufgenommen, mit dem sich der Chor am Wettbewerb „Klingt nach Teamwork“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung beteiligt. Die Namensgebung fiel allerdings unspektakulär aus: Statt eines richtigen Namens hören die blaugrau getünchten Wasserfahrzeuge auf die Bezeichnungen WSP 40 und WSP 41. Letzteres wird Potsdam auch erhalten bleiben. Das andere werde auf der Spree in Erkner (Landkreis Oder-Spree) eingesetzt.

Die knapp zehn Meter langen Boote vom Typ Nord Star 28 Patrol können mit einer Motorleistung von 350 PS eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 50 Kilometer pro Stunde erreichen. Sie verfügen über Wärmebildkamera, Suchscheinwerfer sowie eine beleuchtete Bergeplattform zur Rettung von Schiffbrüchigen. An Bord ist alles, was auch in einen Streifenwagen auf dem Land gehört – außerdem eine Bordtoilette und eine Kochecke. So soll eine längere Einsatzzeit ohne zwischenzeitliches Anlegen ermöglicht werden.

Die Streifenboote sollen vorrangig zur Überwachung der Sport- und Freizeitschifffahrt eingesetzt werden. „Der Wassertourismus wächst in Brandenburg seit Jahren“, sagte Lange. Mehr Verkehr auf den Gewässern sei verbunden mit erhöhten Anforderungen für die Wasserschutzpolizei. „Wir brauchen daher nicht nur gut ausgebildete Polizisten, sondern auch die entsprechende zeitgemäße Technik.“ Das hat seinen Preis: Pro Stück kosten die neuen Polizeiboote nämlich 350 000 Euro.

Alkohol am Steuer wird immer größeres Problem

Das schöne Sommerwetter führe zu erheblich mehr Freizeitverkehr auf den Wasserstraßen, sagte der zuständige Sachbereichsleiter im brandenburgischen Polizeipräsidium, Thomas Loschek. Besondere Probleme bereiteten die vielen Charter-Flöße, die oft von Schiffsführern mit geringen Kenntnissen der Regeln auf den Wasserstraßen gesteuert würden. Mit immerhin bis zu 15 PS darf man seit 2012 auch ohne Führerschein auf Brandenburgs Gewässern fahren. Er wünsche sich, dass die Vermieter besser über die Verkehrsregeln auf dem Wasser aufklären, die sich von denen auf der Straße unterscheiden. „Zudem haben viele Flöße mit kleinen 8-PS-Außenbordern die Manövrierfähigkeit eines Ziegelsteins“, meinte Loschek. „Da kann eine Brückendurchfahrt schon mal zwanzig Minuten dauern.“

Anlass zur Sorge sei auch eine steigende Zahl von Freizeitkapitänen, die mit Alkohol am Steuer beziehungsweise an der Pinne erwischt würden. „Erst am vergangenen Wochenende haben wir wieder einen mit mehr als zwei Promille erwischt.“ Die Strafen seien vergleichbar mit Alkoholvergehen im Straßenverkehr. Die Promillegrenze liegt bei 0,5. Aktuelle Zahlen für ganz Brandenburg lägen noch nicht vor, so Loschek. 2017 waren es 89 Fälle, elf mehr als im Jahr zuvor.

Der Supersommer sorge auch für weitere Probleme: Wegen des niedrigen Wasserstandes seien manche Uferbereiche und kleine Wasserläufe nicht mehr befahrbar. Außerdem treiben durch die Hitze Faulschlämme auf, die häufig für Öl gehalten werden. Das sorgt für mehr Einsätze für die Wasserschutzpolizei. Angesichts des knappen Personals ist das eine zusätzliche Belastung. Von 179 Stellen landesweit seien derzeit nur rund 150 besetzt, so Loschek.

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