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Saskia Ludwig (CDU) auf dem Rathausmarkt in Kleinmachnow.

© Thilo Rückeis

PNN-Wahl-Serie | CDU-Direktkandidatin Saskia Ludwig: Mit Hund und Handynummer

Die PNN begleiten sechs Potsdamer Direktkandidatinnen und -kandidaten bei einem Wahlkampftermin vor Ort. Heute: Saskia Ludwig (CDU) am Rathausmarkt in Kleinmachnow. 

Kleinmachnow - Saskia Ludwig geht vor dem Kleinmachnower Rathaus von Marktstand zu Marktstand. Sie drückt den Verkäufern von Gemüse, Käse und Kartoffeln ihren Flyer in die Hand, stellt ein paar Fragen, verschenkt Gläschen von ihrem selbst geimkerten Honig „Golmer Gold“. Sie lässt Grüße ausrichten an den Chef des Metzgerstandes, wechselt ein paar Worte mit einer Dame, die gerade einkauft. Die Botschaft, die sie vermitteln will, ist klar: Hier ist ihr Revier, hier kennt sie sich aus und man kennt sie. Im Wahlkampf wirbt sie mit dem Slogan „Eine von hier“. Mit Ausrufezeichen.

"Rufen Sie mich an"

"Ich will zeigen, dass ich für die Leute da bin", sagt die Direktkandidatin der CDU im Wahlkreis 61. Jeden Einzelnen, der am Wahlstand stehen bleibt und einen Flyer mitnimmt an diesem Nachmittag, weist die 53-jährige Golmerin darauf hin, dass dort ihre Handynummer steht. "Wenn mal was ist, rufen Sie mich an." So versucht sie sich abzusetzen von ihrem Kontrahenten der SPD, zugleich auch der Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten, der in aktuellen Prognosen die besten Aussichten auf das Direktmandat hat. "Ich würde ja gerne mal wissen, ob der Olaf Scholz schon mal ein Bürgeranliegen hier im Wahlkreis konkret erledigt hat, ein einziges", sagt Ludwig spitz. 

Überhaupt spart sie nicht mit Seitenhieben gegen Scholz. Er nutze Potsdam als Theaterkulisse, so nennt sie es. "Das ist respektlos." Auch gegenüber Passanten, die stehen bleiben, hält sie sich nicht zurück. "Der Olaf ist nicht ehrlich", sagt sie zu einem Mann. Und: "Was hat denn der Olaf bislang inhaltlich gesagt in diesem Wahlkampf?" Dem Satz lässt sie eine Pause folgen, eine Leerstelle, die klarmacht, was ihre Antwort darauf wäre. 

Bedruckter Wagen und Hund an der Leine

Ludwig ist mit einem Kastenwagen zum Termin gekommen, überlebensgroß bedruckt mit ihrem Gesicht. An der Leine ihr junger brauner Hund, den sie so oft wie möglich mitnimmt. Sie fällt auf: Ein Jugendlicher bleibt stehen und fragt, ob sie die Schwester von Daniela Ludwig sei, einer bayerischen CSU-Politikerin. Ist sie nicht. Eine Mutter kommt mit ihrer fünfjährigen Tochter, die "total fasziniert" sei von den Plakaten mit Ludwigs Konterfei und nun ein Foto mit der Kandidatin möchte. 

Eine ältere Dame dagegen will keinen Flyer. "Ich werde gar nicht wählen, die Parteien sagen mir alle nicht zu", sagt sie. Ludwig sagt nur knapp, dann bestimme sie aber auch nicht darüber, wer in Zukunft entscheide im Land. "Jaja", grummelt die Frau und geht weiter. 

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Manche kommen zum Diskutieren, auch wenn sie politisch nicht auf der selben Linie liegen. Ein Hermes-Paketbote lehnt sich an den Stehtisch. "Ich hab' euch ja mal gewählt", fängt er an. "Aber inzwischen bin ich nicht mehr so richtig einverstanden mit eurer Politik. Mir gefällt die grüne Position besser." Er wünsche sich autofreie Innenstädte, nur noch offen für öffentlichen Nah- und Lieferverkehr. Ludwig hört zu - so heißt der Termin auch offiziell - und hält dann dagegen. Mit dem Verkehr gehe es so nicht weiter, das finde sie auch. "Aber individuelle Mobilität finde ich schon wichtig." Fast schon ironisch passend dazu kommt der Kleinmachnower Bürgermeister Michael Grubert (SPD) zu Ludwigs Stand. "Machen Sie mal eine Parkscheibe in Ihre Scheibe, sonst kostet das noch 15 Euro", sagt er - und zeigt auf den beklebten Wagen. 

[Lesen Sie auch: Schaulaufen im Promi-Wahlkreis: Für Scholz und Baerbock ist Gewinnen in Potsdam Pflicht (T+)]

Als nächstes bleibt ein Mann stehen, der im Lauf des Gesprächs sagt, er sei Mitglied der Grünen. Er attackiert direkt. "Hallo Partei des lachenden Dritten!" Er meint damit Armin Laschet. "Die CDU hat sich zerlegt", findet er. Ludwig bleibt locker, sucht die Debatte, kontert aber auch. Annalena Baerbock, die grüne Direkt- und Kanzlerkandidatin, sei eine mutige Frau mit Talent. "Aber als Kanzlerin braucht man einfach mehr Erfahrung." Ihr Umfeld sei zu unprofessionell, kritisiert sie. Überhaupt, der Promiwahlkreis. Ludwig zieht die Augenbrauen nach oben und schüttelt den Kopf. "Hier wird nicht der Kanzler gewählt", sagt sie. "Da macht man den Leuten doch etwas vor, wenn man das behauptet." 

"Weder rechts noch links"

Angesprochen auf den Vorwurf, sie kokettiere mit der AfD - laut geworden insbesondere rund um die Bundestagswahl 2017, als sie knapp SPD-Direktkandidatin Manja Schüle unterlag - winkt Ludwig ab. "Ich bin weder links noch rechts", sagt sie. Aber es sei wichtig zu sprechen, auch mit der AfD. "Miteinander reden, nicht zusammenarbeiten", so Ludwig. 

Für die Wahl am 26. September bleibe sie "von Haus aus optimistisch", sagt sie. "Mir bleiben vier Wochen." Solange will sie weiter Flyer verteilen - mit ihrer Handynummer. 

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