zum Hauptinhalt

PNN-Serie zu Flüchtlingshelfern in Potsdam: Scheiben werfen

„Es gibt ein helles Deutschland, das sich leuchtend darstellt“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck über die Helfer, die sich in diesen Tagen für Flüchtlinge einsetzen. Auch in Potsdam geben viele Freiwillige ihr Bestes. Wir stellen jede Woche ein Beispiel vor, aufgezeichnet von Katharina Wiechers. Heute: Lars Schmäh.

Von Katharina Wiechers

Ich bin Mitglied im Frisbee-Verein Goldfingers Ultimate und als im vergangenen Jahr das Thema Flüchtlinge aufkam, haben wir gemeinsam überlegt, wie wir uns engagieren könnten. Es war Sommer und so haben wir uns entschieden, einmal die Woche ein freies Ultimate-Training anzubieten, einfach auf der Wiese im Lustgarten. Wir haben also die Frisbee-Scheibe eingepackt und die verschiedenen Flüchtlingsunterkünfte abgeklappert. Kaum einer kannte Frisbee als Sport, die meisten dachten erst, es geht um Fußball. Aber es gab viele Neugierige und so haben wir eine Gruppe junger Männer zusammengetrommelt – die meisten aus dem Staudenhof und der Unterkunft in der Dortustraße. Zum Beginn der Hallensaison im Herbst haben wir dann Flüchtlinge in unserer Jugendmannschaft aufgenommen – die betreue ich mit einem weiteren Goldfingers-Trainer. Praktischerweise bietet der Landessportbund die Möglichkeit, sie zu versichern, ohne dass sie offizielle Mitglieder sind, sonst wäre das gar nicht möglich.

Da wir in der Nähe der Unterkunft An der Alten Zauche trainieren, kamen die meisten von dort. Anfangs sind wir noch jedes Mal vor dem Training in das Heim gegangen und haben die Jugendlichen – sie kommen alle aus Syrien – einzeln abgeholt, aber nach einer Zeit klappte das von alleine. Manche Eltern warten jetzt schon mit ihren Kindern am Eingang auf uns, sie sind natürlich auch froh, dass die Jungs eine Beschäftigung haben. Apropos Jungs: Mädchen konnten wir bislang leider keine motivieren. Die Potsdamer Jugendlichen, die bei uns Ultimate Frisbee trainieren, haben sich über den Zuwachs gefreut. Schließlich können wir so mehrere Mannschaften beim Training aufstellen. Und sie haben die Flüchtlinge gleich in ihre Whatsapp-Gruppe aufgenommen und integrieren sie ganz toll. Die syrischen Jugendlichen waren anfangs etwas schüchtern, aber das hat sich bald gelegt. Sie haben super schnell die Technik gelernt, bei jungen Menschen ist das eben so, egal, woher sie kommen. Natürlich ist das Training für die Syrer eine sprachliche Herausforderung, aber alle können mittlerweile ziemlich gut Deutsch. Und noch eine andere Herausforderung gibt es beim Ultimate Frisbee: Es gibt keinen Schiedsrichter. Jede Regelverletzung müssen die Spieler untereinander klären, und zwar schnell und sachlich. Das erhöht auf jeden Fall die Sozialkompetenz. Seit ich mich mit Flüchtlingen beschäftige, ist das Thema nicht mehr so abstrakt. Wenn man die Menschen persönlich kennt, mit ihren Eigenschaften und ihren Geschichten, sind es eben nicht mehr „die Flüchtlinge“, sondern Menschen. Und was mich wirklich bewegt, ist die enorme Dankbarkeit, die sie zeigen, wenn man ihnen hilft.

Lars Schmäh, 39, trainiert in seinem Frisbee-Verein mit jugendlichen Flüchtlingen.

Sind Sie auch in der Flüchtlingshilfe aktiv oder kennen Sie jemanden, den wir hier vorstellen sollten? Schicken Sie uns eine E-Mail an potsdam@pnn.de.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false