zum Hauptinhalt
Prost, Potsdam!, Stadtentwicklung, Stadtleben, Bar-Serie

© Manfred Thomas

PNN-Serie „Prost, Potsdam!“, Teil 5: Bar-O-Meter: Die Nase trinkt mit

Der perfekte Cocktail muss auch gut riechen. Ein Besuch am Tresen von „Hasi“ in der Bar-O-Meter.

Von Valerie Barsig

Marty McFly. Die Hauptfigur aus dem Film „Zurück in die Zukunft“ schießt einem durch den Kopf, wenn man die Bar-O-Meter im Keller in der Gutenbergstraße 103 betritt. Soeben hat man sich auf Zeitreise begeben. Allerdings nicht in das Jahr 1955, so wie Marty im DeLorean, sondern zurück in die 1990er-Jahre. Hier gibt es noch bunte Cocktailstäbchen aus Plastik und 3D-Bilder an den Wänden, die man nur betrachten kann, wenn man im richtigen Winkel steht. 

Urgestein hinter der Theke

Die Bar-O- Meter ist die älteste klassische Bar in Potsdam. Das sagt jedenfalls Inhaber Hans Jürgen Heinze, bekannt als „Hasi“. Er begrüßt seine Gäste in gemusterter Weste und stellt klar: „Auf unserer Karte gibt es genau zwei Bier. Heineken 0,33 und kein Bier.“ Macht nichts, es geht ja um Cocktails. Und über die rund 200, die in der einzigen Karte der Bar auf der Theke zu finden sind, weiß Heinze Bescheid. Deshalb bekommt der Gast die Karte auch nur, wenn er darauf besteht. „Wir werden hier eher beratend tätig“, sagt der Barinhaber.

1994 eröffnete Heinze seine Bar in dem denkmalgeschützten Haus, das um 1750 errichtet wurde. Der alte Kriechkeller wurde irgendwann ausgeschachtet. In dem preußischen Kappengewölbe dominiert der Backstein.

Kurz vor der Eröffnung kam sogar Manfred Stolpe einmal zu Besuch, um das sanierte Haus zu begutachten. Vielleicht hat Heinze ihm die Frage gestellt, die er oft an seine Gäste richtet: „Wissen Sie, wie Zimt schmeckt?“ Dazu später.

Heinze ist es wichtig, dass ein Drink nicht nur lecker ist – er muss auch gut riechen. Wer in der Bar-O-Meter einen Cocktail bestellt, der muss sich auf diverse Fragen zu Lieblingsspirituosen und Geschmacksrichtungen einstellen. „Wir arbeiten uns von Frage zu Frage.“ Und dann bekommt der Gast auch einen Vortrag zum Geruchssinn, darüber, dass Profis erst mit dem einen und dann dem anderen Nasenloch an Spirituosen schnuppern. „Fünf- bis zehnmal pro Tag lösen sich die Nasenhälften ab“, erklärt Heinze.

Prost, Potsdam!, Stadtentwicklung, Stadtleben, Bar-Serie
Hoher Besuch: Auch der ehemalige Brandenburger Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) war einst in der Bar.

© Archivbild

Wer also einen Mango-Rosmarin Fizz bestellt, darf das grüne Zweiglein auf dem Glas nicht einfach in den Drink dippen. Denn beim Erschmecken des säuerlich-frischen Getränks spielen auch die ätherischen Öle des zwischen den flachen Händen angeschlagenen Rosmarins eine Rolle. Das andere Geheimnis – und hier ist Heinze ganz und gar nicht in den 1990ern verwurzelt, sondern geht mit den aktuellen Cocktail-Trends – ist der selbst hergestellte Mangoessig. „Die Menschen haben verlernt, Essig zu trinken“, erklärt er, bevor der Gast das erste Mal nippen darf. Denn ein Drink mit Essig braucht Geduld: Der erste Schluck muss einen Moment im Mund bleiben und die Zunge umspielen. Den vollen Geschmack entfaltet er dann etwa ab dem dritten Schluck – dann umarmt er den Gaumen.

Prost, Potsdam!, Stadtentwicklung, Stadtleben, Bar-Serie
Säuerlich-frisch: Der Mango-Rosmarin Fizz.

© Manfred Thomas

Bleibt noch die Frage nach dem Zimt: Dazu empfiehlt Heinze ein Experiment für zu Hause. Einfach Zimt auf einen Löffel geben und die Nase gut zuhalten. Dann etwas Zimt in den Mund nehmen. Nach ein wenig Zeit die Nase loslassen. Erst dann entfaltet sich der Zimtgeschmack. Ohne die Nase geht eben nichts.

Bar-O-Meter, Gutenbergstraße 103, montags bis donnerstags 20 bis 3 Uhr, freitags und samstags 21 bis 3 Uhr. Internetseite: www.facebook.com/BarometerPotsdam

+ + + + + + + + +

In unserer Serie "Prost, Potsdam!" testen wir Bars in der Stadt. Bereits vorgestellt haben wir die Bar 54, die Unscheinbar, die Bar Fritz'n und die Bar Gelb.

+ + + + + + + + +

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false