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PNN-Serie "Das neue Potsdam": Reihenhäuser in der Breitscheid-Straße (11): Wohnen im Kolonistengarten

Die Reihenhäuser in der Breitscheid-Straße überraschen mit viel Grün – im früheren Dorf Alt Nowawes gab es große Gärten.

Potsdam wächst rasant, überall in der Stadt schießen neue Wohnviertel empor. Doch wie lebt es sich dort eigentlich? Die PNN besuchen die Quartiere und stellen sie in der Serie „Das neue Potsdam“ vor.

Heute: Reihenhäuser in der Rudolf-Breitscheid-Straße (Folge 11)

Außergewöhnlich schön sehen die Reihenhäuser nicht aus – es sind halt normale Häuser, fast drei Vollgeschosse, Satteldach drauf, drunter viel Platz, fertig. Aber je weiter man hinaufgeht auf das Grundstück, desto schöner wird es, desto mehr ahnt man, warum die Häuser damals, 2006 und 2007, weggingen wie warme Semmeln. Denn im hinteren Bereich gibt es Gartenland, Parzellen, die den Hauseigentümern gehören und dazu reichlich Gemeinschaftsgrünfläche, Spielgerät, Tischtennisplatte und Bolzplatz unter alten Bäumen. Die Breitscheid-Straße ist hier ruhig und fast ländlich. Ein Idyll. Jeder Investor freilich würde heute mit Schmerzen den vom Sanierungsträger Stadtkontor wie einen Schatz gehüteten „Begrünten Innenbereich“ betrachten – locker hätten hier noch zwei Häuserzeilen rein gepasst.

Aber das ist zum Glück nicht passiert. Babelsberg braucht die grünen Flächen, zudem sind sie historisch belegt. Als um 1750 die ersten Kolonistenhäuser in Alt Nowawes, wie der dörfliche Stadtteil damals hieß, entstanden, wurde auch in der Breitscheid-Straße gebaut. Die hieß damals Lindenstraße, der Name steckt noch im heutigen Lindencafé, und hinter den geduckten Eineinhalbgeschossern vorn an der Straße befanden sich lange, schmale Gärten. Man war Selbstversorger, hielt Vieh und baute Gemüse an.

Trotz aller Neubauprojekte haftet Babelsberg noch immer genug Historisches an

Heute sind die Häuser in erster Reihe denkmalgerecht saniert. Nur winzige Grundstücke sind den jetzigen Bewohnern geblieben, das Land dahinter wurde, wie anderorts auch, in zweiter Reihe neu bebaut. Babelsberg wächst, der Stadtteil punktet mit kurzen Wegen zu Schulen und Kitas, hier gibt es noch den Bäcker um die Ecke – zum Beispiel Bäckerei Schmidtke an der Ecke Benzstraße/Anhaltstraße –, Friseur, Arztpraxen, Kneipen und den Stadtteilgriechen, was man eben so braucht.

Zudem haftet dem alten und neuen Babelsberg trotz aller Neubauprojekte noch immer genug Historisches und Gewachsenes an. Durch die Breitscheid-Straße führt beispielsweise seit 1838 die erste preußische Eisenbahnlinie, weshalb die Straße nur an der Nordseite bebaut ist. Neben dem erst Anfang des 20. Jahrhunderts gebauten Bahndamm fährt seit 1985 die Straßenbahn durch Babelsberg. Man ist schnell in der Innenstadt – und ebenso schnell in Wannsee. Verkehrstechnisch gibt es in der Breitscheid-Straße nichts zu meckern.

Für Kinder ist es hier toll

Die Anliegerstraßen der 18 Reihenhäuser sind trotzdem ruhig – nur Kettcar-Rennen finden hier statt, erzählt Anwohnerin Kristin Pannier. Zum Geburtstag ihres achtjährigen Sohnes wurde die kleine Sackgasse zur Rennstrecke, eine große Gaudi in der kleinen Nachbarschaft. Für Kinder ist es hier toll, sagt sie, die meisten Familien haben gleich mehrere, sie und ihr Mann haben drei. Familie Pannier zog erst vor zwei Jahren hierher, davor wohnten sie in Dresden. Mit dem quirligen, viel größeren Dresden könne Potsdam natürlich nicht mithalten, sagt Kristin Pannier. Aber schön ist es doch.

Ihr Haus ist etwa 160 Quadratmeter groß, größer als das der Nachbarn, denn die Panniers haben aus der integrierten Garage im Erdgeschoss ein Wohnzimmer gemacht. Unter strenger Aufsicht der Denkmalschutzbehörde, die penibel darauf achtete, dass die vorgegebene Fassaden-Farbgebung eingehalten wurde. Der Neubau befindet sich im innerstädtischen Denkmalbereich, das optische Zusammenspiel mit der historischen Bausubstanz muss stimmen. Das Erdgeschoss ist also ockerfarbig abgesetzt, Lieblingsfarbe der Streusandbüchse Brandenburg. Erstes und zweites Obergeschoss sind heller und erscheinen dadurch leichter. Auch die Dachterrasse, die das Dachgeschoss fast halbiert, hat den Effekt, dass die an sich recht hohen Häuser die niedrigeren an der Straßenfront optisch nicht zu sehr erdrücken.

Die Dachterrasse ist die Perle der Architektur, man kann erahnen, dass sie im Sommerhalbjahr viel genutzt wird. Jedes Häuschen hat Terrasse und einen Minigarten, der immerhin ein wenig Privatsphäre erlaubt. Insgesamt sind die einzelnen Grundstücke jedoch kaum 140 Quadratmeter groß. Richtigen Auslauf gibt es erst hinter den Häuserriegeln, die Gartengrundstücke – in einem steht sogar ein gemauerter Backofen – reichen bis an die Gärten der Wichgrafstraße heran. Hinter der alten Ziegelmauer tönt Kinderlärm von einer dortigen Kita. Der Sohn von Kristin Pannier geht schon längst in die Grundschule, die ist in wenigen Minuten erreichbar, genau wie das Kino Thalia, da ist Familie Pannier Stammgast. „Babelsberg ist ein eigenständiger Ortsteil“, sagt Kristin Pannier, nichts fehlt. So richtig zu Potsdam zugehörig fühle sie sich hier gar nicht.

Die nächste Folge lesen Sie am 20. Dezember.

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