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PNN-Serie "Das neue Potsdam": Die Nikolai-Gärten (1): Wohnen in aller Ruhe

Potsdam wächst rasant, überall in der Stadt schießen neue Wohnviertel empor. Doch wie lebt es sich dort eigentlich? Die PNN besuchen die Quartiere und stellen sie in der Serie „Das neue Potsdam“ vor. Folge 1: Die Nikolai-Gärten.

Von Peer Straube

Die Bewohner der Nikolai-Gärten in der Innenstadt schwärmen von ihrem Quartier. Das liegt nicht nur an der Lage – auch am Preis.

Innenstadt - Es ist ruhig an diesem Nachmittag in den Nikolai-Gärten. Die frisch gepflanzten Bäume werfen ihr erstes, golden gefärbtes Laub ab. Die kleinen, von akkurat gestutzten Hecken eingefassten Vorgärten liegen verlassen da – bei dieser Novemberkälte hat wohl keiner der Bewohner Lust auf Gartenarbeit. Gelegentlich bestaunen Spaziergänger das neue, erst im Frühjahr eröffnete Viertel, dessen Existenz man von der Straße aus kaum vermutet. Man muss sich schon durch einen der drei Torbögen bemühen, die von der Wilhelm-Staab-, der Yorck- und der Dortustraße aus in den einstmals großen Innenhof hinter dem Nikolaisaal führen. Letzterer hat dem Quartier auch seinen Namen gegeben, Nikolai-Gärten. Tatsächlich ist es diese Ruhe, die die Bewohner des neuen Quartiers vor allem schätzen – abgeschirmt vom Straßenlärm und doch mitten im Geschehen.

„Die Lage ist wirklich toll“, schwärmt Ulrich Doehl. Der 61-Jährige ist mit seiner Frau vor neun Monaten hergezogen, als einer der Ersten. „Alles kann man hier fußläufig machen, man ist ruckzuck in der Brandenburger Straße, am Platz der Einheit oder am Hauptbahnhof.“ Doehl wohnt in einer der 39 Eigentumswohnungen, die die Berliner Firma ArtProjekt auf der einstigen Brache hinter dem Nikolaisaal errichtet hat. Dazu kommen 14 sogenannte Townhouses, die sich über jeweils vier Etagen erstrecken, alle sind mit einem kleinen Garten ausgestattet. Entstanden ist so ein Ensemble aus fünf Gebäuden mit einer Architektur, die klassizistische Vorbilder zitiert, wenige, aber wirkungsvolle Verzierungen, Säulen, Pergolen an den Balkonen, manche Häuser haben kleine Treppen vor den Eingängen. „Die Architektur gefällt mir, sie hebt sich ab“, meint Doehl, der für Siemens in Nürnberg arbeitet und derzeit zwischen beiden Städten pendelt. Er selbst sei gebürtiger Berliner, seine Frau komme aus Potsdam, da sei die Entscheidung für Brandenburgs Landeshauptstadt leichtgefallen, sagt Doehl. Als Nachbarn hat er zwei ältere Damen, ein paar Familien mit Kindern gibt es auch – der Investor legt viel Wert auf die Feststellung, dass es sich um ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt handelt.

Aus Berliner Sicht sind Nikolai-Gärten geradezu ein Schnäppchen

Auch Cordula Annette Nocke fühlt sich hier wohl. Gemeinsam mit ihrem Mann Matthias Eckermann hat sich die Rechtsanwältin eins der Townhouses gekauft. „Ich mag es, wenn jede Etage für sich abgeschlossen ist“, sagt die 48-Jährige. Das Paar ist aus Berlin nach Potsdam gezogen, „weil Potsdam so schön ist“, sagt Nocke. Aber das ist nicht allein der Grund. So überraschend das aus Potsdamer Sicht sein mag – auch der Preis war ein Kriterium. Obwohl in den Nikolai-Gärten Quadratmeterpreise von 3000 bis 4000 Euro aufgerufen werden, ist das aus Berliner Sicht geradezu ein Schnäppchen. „Das ist hier sicher 20 Prozent billiger als vergleichbare Objekte in Berlin“, sagt Eckermann, der als Produktmanager in der IT-Branche arbeitet. „In Pankow zahlt man 7000 Euro“, ergänzt Nocke. „Und das bei schlechterer Ausstattung.“

Eine solche hatten allerdings auch Käufer in den Nikolai-Gärten bemängelt. Viel von dem, was eingebaut wurde, entspreche nicht dem, was versprochen wurde, lautete ein Vorwurf. Angefangen von Standard-Briefkästen und fehlenden Pergolen auf den Balkonen bis hin zu als spartanisch empfundenen Treppen reichte eine Mängelliste, die die Käufer dem Investor übergeben hatten. Der wiederum versprach nachzubessern. „Wir haben einen Kollegen vor Ort, der sich nur um dieses Vorhaben kümmert“, sagt ArtProjekt-Sprecher Michael Sodar.

Anwohnerin: „Wir haben etwas Größeres gesucht, aber in Berlin war alles teurer.“

Doch nicht alle sehen die Ausstattung in einem so kritischen Licht. „Baumängel gibt es überall“, sagt eine junge Mutter, die mit ihrem Mann und drei Kindern ebenfalls eins der Townhouses gekauft hat. „Das regelt sich alles schon“, meint sie achselzuckend. Auch diese Familie hat neben der guten Lage vor allem der Preis nach Potsdam gezogen. „Wir haben etwas Größeres gesucht, aber in Berlin war alles teurer.“

Auch Nocke findet den gebotenen Standard überzeugend. Bei jedem Neubau dieser Größe gebe es Probleme, die dann nach und nach behoben würden. „Das Haus ist gelungen und das zählt.“

Von der Musik aus den Steinen teilweise angenervt

Geteilter Meinung sind die Bewohner allerdings bei der Beurteilung der in Rosenbeete eingebetteten künstlichen Steine, die mit einem Bewegungsmelder sowie einem Lautsprecher ausgestattet sind und aus denen klassische Musik ertönt, wenn jemand nahe daran vorbeigeht. „Ich dachte, da übt jemand auf dem Klavier immer wieder dasselbe Stück“, sagt Ulrich Doehl schmunzelnd. Die sechs sogenannten Mood Roses sind ein Audio-Kunstprojekt des Künstlers David Szauder, der auch an der Babelsberger Filmuniversität lehrt. Bei nicht allen Anwohnern hat die musikalische Beschallung allerdings den gewünschten erbaulichen Effekt. „Mich nerven die Steine manchmal schon“, gibt Eckermann zu. „Wenn man am Sonntag draußen Kaffee trinken will und es läuft zweieinhalb Stunden hintereinander ,Peer Gynt’, dann reicht es.“ Einige Nachbarn, erzählt Doehl, haben das Problem auf ihre Art gelöst: „Sie haben einfach die Kabel abgeklemmt.“ Andererseits, findet wiederum Eckermann, seien die Steine unter Sicherheitsaspekten auch sinnvoll. Ebenso wie die vielen Leuchten, die das Wohnviertel nachts erhellen. „Anfangs hat mich das Licht schon gestört“, sagt seine Frau Cordula Nocke. In Zeiten bundesweit steigender Einbruchszahlen sei eine gute Beleuchtung aber unabdingbar.

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Ein paar Häuser weiter räumt eine Frau mit ihren beiden Kindern gerade die Terrasse auf. Bei einem Ausflug nach Potsdam hat sie mit ihrem Mann die Nikolai-Gärten entdeckt. „Wir haben gleich gesagt, das ist unser Fleckchen, hier wollen wir hin.“ Man sei mitten in der Stadt und dennoch im Grünen, noch dazu ohne störende Autos. Die sind alle in eine Tiefgarage verbannt. „Wir haben hier ein richtiges Kleinod für uns gefunden“, sagt die Frau und lässt den Blick über ihren Garten schweifen. „So schön und gleichzeitig so zentral kann man in Berlin nicht wohnen. Außerdem“, sagt sie lächelnd, „sind die Menschen hier viel freundlicher.“

In der nächsten Folge unserer neuen Serie "Das neue Potsdam" lesen Sie am Dienstag, dem 15. November: Eiche II – „Wohnen am Schlosspark“

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