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PNN-Serie "Das neue Potsdam": Altes Kraftwerk: Schöner wohnen in einem ehemaligen Kraftwerk

Beste Lage, nette Nachbarn, gute Anbindung: Die Bewohner im umgebauten ehemaligen Kraftwerk Nord fühlen sich wohl.

Potsdam wächst rasant, überall in der Stadt schießen neue Wohnviertel empor. Doch wie lebt es sich dort eigentlich? Die PNN besuchen die Quartiere und stellen sie in der Serie„Das neue Potsdam“ vor. Heute: Wohnen im alten Kraftwerk (Folge 10)

Potsdam - Am Ende war es eine einfache Entscheidung. Und eine, die auch viel mit dem Bauchgefühl zu tun hatte. Christin Willberg trug sich mit Umzugsgedanken, hatte sich schon in Berlin umgesehen, als sie mit ihrem Bruder in Potsdam unterwegs war und am Ufer der Havel in Potsdam West entlangspazierte. „Da stand hier noch das große Schild: Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen“, erinnert sich die 77-Jährige, die damals in der Region Bonn lebte. Sie notierte sich die Telefonnummer und vereinbarte einen Besichtigungstermin. Als sie wenig später durch die lichte und großzügige Dreizimmerwohnung in dem frisch sanierten ehemaligen Kraftwerk Nord ging, war für sie klar: „Die hier war einfach schöner als alles andere in Berlin.“ Im Sommer 2012 zog Christin Willberg ein, als erste Mieterin in dem Gebäude. Den Umzug an die Havel hat sie noch keinen Tag bereut, sagt sie heute. Sie hat nur gute Worte für das Wohnquartier, ihre Nachbarn und die Potsdamer generell: „Es ist wunderbar hier – für mich ist das ein reiner Glücksfall.“

Anwohner schätzen die gute Infrastruktur

Insgesamt 115 Wohnungen sind in den denkmalgeschützten Ziegelgebäuden und einem Neubau auf dem Gelände am Havelufer entstanden, auf den edlen Namen „Résidence Au Rivage“ hatte der Projektträger, die Prinz von Preussen GmbH, das Quartier damals für die Vermarktung getauft – zu Deutsch: Uferresidenz. Denn am Havelufer sind die Gebäude gelegen, zwischen dem Persiusspeicher, der heute unter anderem als Hotel genutzt wird, und dem Yachthafen Potsdam. Nur wenige Schritte sind es zur Tram-Haltestelle und dem Bahnhof Charlottenhof mit Direktanbindung nach Berlin, auch mehrere Einkaufsmöglichkeiten gibt es in Laufnähe. Die gute Infrastruktur gehört zu den Dingen, die die Bewohner schätzen.

Trotz der guten Anbindung ist das Quartier ruhig: Es gibt keinen Durchgangsverkehr, Spaziergänger und Radfahrer am Uferweg werden durch einen Zaun auf Abstand gehalten, der öffentliche Zugang auf das Gelände von der Zeppelinstraße aus ist denkbar unscheinbar und leicht zu übersehen: Ein mit Graffiti besprühter gelber Backsteinbau vom Energieversorger EWP linkerhand, verfallene Baracken zur rechten Seite – nur das Straßenschild weist darauf hin, dass hier noch mehr kommt. Mertz-von-Quirnheim-Straße lautet die Adresse des neuen Quartiers. Quirnheim war einer der Widerständler des 20. Juni 1944, ein Offizier, der zum engsten Kreis um Hitler-Attentäter Stauffenberg gehörte.

Rote und gelbe Ziegelsteine, Stahlelemente und ungewohnte Fensterformen

Der Charakter des 1902 nach den Entwürfen von Georg Klingenberg entstandenen Komplexes als Industriedenkmal ist bei der Sanierung teilweise erhalten geblieben: Viel roter und gelber Ziegelstein, Stahlelemente und ungewohnte Fensterformen sind zu sehen. Der Neubau fügt sich mit schlichter Gestaltung in das Ensemble. Die Wohnungen sind hoch, licht, großzügig geschnitten, erstrecken sich zum Teil über zwei Etagen, haben Balkone oder Dachterrassen. Je nach Lage im Quartier können die Bewohner einen Blick über die Havel in Richtung Hermannswerder genießen.

So wie Christin Willberg. Sie mietet eine der Wohnungen mit Wasserblick, teure elf Euro pro Quadratmeter zahlt sie dafür – aber das ist ihr die Sache wert. „Dann spare ich lieber anderswo“, sagt sie. Als ihr Mann noch lebte, zog die Familie berufsbedingt oft um, in Potsdam will Christin Willberg nun auch zur Ruhe kommen. „Ich wollte eine Wohnung, in der man sich auch bei Regenwetter wohlfühlt“, sagt sie. An diesem grauen Dezembertag sieht der Besucher, wie gut das in dem alten Kraftwerksbau funktioniert. Wenn es überhaupt irgendetwas gibt, was die 77-Jährige stört, dann ist es die fehlende Beleuchtung und fehlende Mülleimer am Uferweg. Nach Einbruch der Dunkelheit meidet sie den Weg lieber, auch wenn er der kürzere wäre.

Man kennt sich im Haus

Aber die Neupotsdamerin schätzt nicht nur Lage, Aussicht, Wohnungszuschnitt und Verkehrsanbindung, sondern auch die gute Nachbarschaft. Im Sommer gibt es Nachbarschaftsfeste, auch sonst kennt man sich im Haus. Eines der ersten Silvester hat die neue Hausgemeinschaft zusammen gefeiert, erzählt Christin Willberg. Gleich unten im Aufgang hängt ein gemeinschaftliches Kunstwerk, das an diesem Abend entstanden ist.

Auch in der Stadt ist Christin Willberg angekommen, hat schnell Anschluss gefunden. Die gelernte Buchhändlerin engagiert sich vielfältig. Sie ist unter anderem in der Seniorenresidenz der Johanniter, gibt in der Flüchtlingsunterkunft an der Zeppelinstraße Deutschunterricht, betreut in der Nagelkreuzkapelle die Ausstellung zur Garnisonkirche, ist Lesepatin in der Bibliothek und singt im Inselchor auf Hermannswerder. „Es gibt so viel hier, man muss gar nicht nach Berlin“, sagt sie und lächelt.

Potsdamer als wohltuend bescheiden beschrieben

Die positiven Eindrücke teilt auch eine andere Bewohnerin. Erst vor zwei Wochen sei sie mit ihrem Mann aus dem Südwesten der Republik nach Potsdam gezogen, erzählt sie. Für das Paar habe bei dem Wunsch nach einer räumlichen Veränderung nach der Pensionierung Hamburg oder Potsdam zur Debatte gestanden. „Im Sommer haben wir uns hier im Hotel eingemietet und uns alles angeguckt“, erinnert sich die Frau. Und was sie erlebten, nahm sie gleich für die Stadt ein. Das Überschaubare, die Landschaft, aber auch die Potsdamer selbst, die sie als wohltuend bescheiden beschreibt: „Das beeindruckte uns.“

In dem neuen Quartier an der Havel fand das Paar eine passende Wohnung mit guter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und dem schnellen Weg nach Berlin. Aber auch von den Einkaufsmöglichkeiten in der Potsdamer Innenstadt ist die Neupotsdamerin begeistert: „Die vielen kleinen Geschäfte – und die haben noch inhabergeführte Buchhandlungen hier! Wo gibts denn das sonst?“, fragt sie. Ihr Fazit nach zwei Wochen in der neuen Heimat: „Wir finden es hier sehr schön.“

Die nächste Folge lesen Sie am 16. Dezember.

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