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Robar besucht die Steuben-Schule im Kirchsteigfeld und ist jetzt digital ausgestattet. 

© Andreas Klaer

PNN-Leseraktion: Ausgerüstet statt abgehängt: Tablets für Potsdamer Schüler

Auch nach einem Jahr Pandemie fehlen zahlreichen Potsdamer Schülern Computer für den Unterricht. Eine PNN-Leseraktion hilft.

Bis vor kurzem nutze Robar sein Handy für das Homeschooling. „Aber das ist jetzt kaputt“, sagt der 14-jährige Schüler der Steuben-Gesamtschule. Dank einer Aktion zum 70-jährigen Jubiläum der Potsdamer Neuesten Nachrichten (PNN) Anfang Mai hat Robar nun ein iPad-Tablet. Bislang 22 iPads konnten die PNN gemeinsam mit dem Awo-Büro Kindermut und der Firma Gravis an Schülerinnen und Schüler vermitteln, die sie dringend benötigen. 

Robar lernt in einer Willkommensklasse 

Möglich wurde dies durch engagierte PNN-Leserinnen und Leser, die sich an der Aktion beteiligten: Sie schlossen ein Abonnement für ein PNN-E-Paper ab, das Abo und die Prämie dafür – das iPad – gehen direkt an die Potsdamer Kinder und Jugendlichen. Damit unterstützen die Leserinnen und Leser, darunter sowohl Unternehmerinnen und Unternehmer als auch Privatleute, nicht nur die Schüler, sondern auch den PNN-Lokaljournalismus.

„Ich brauche das iPad für die Schule. Ich kann es im Unterricht zu Hause oder in der Schule benutzen“, sagt Robar. Der Junge lebt seit fünf Monaten in Potsdam. Er stammt aus Qamischli in Syrien, floh mit seinen Eltern und den drei Brüdern über den Irak nach Deutschland. In der Willkommensklasse an der Steuben-Schule lernt er Deutsch. „Von zu Hause war das schwieriger. Man lernt nicht so schnell und versteht nicht alles“, sagt er. Dazu kamen technische Probleme: Mal funktionierte das Mikro nicht, dann war das Internet langsam, weil viele Personen gleichzeitig die Leitung nutzten.

Kein Distanzunterricht ohne Endgerät 

Wie Robar geht es vielen Kindern. Allein an der Waldstadt-Grundschule hat Sozialarbeiterin Yana Schuster im vergangenen Jahr eine Liste akuter Fälle erstellt. Darauf standen 35 Kindern, die wegen fehlender Endgeräte nicht am Distanzunterricht teilnehmen konnten – von 400 Schülern an der Schule. „Wenn wir eine Liste aller Kinder mit Bedarf erstellt hätten, wäre diese sicher doppelt so lang gewesen“, sagt Schuster. Über das Büro Kindermut konnte sie einige Laptops weitergeben. „Aber zehn Kinder stehen immer noch auf der Liste“ – nach mehr als einem Jahr Pandemie mit monatelangem Distanz- und Wechselunterricht.

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Für Franziska Löffler, Chefin des Büro Kindermut des Bezirksverbands Potsdam der Arbeiterwohlfahrt (Awo), steht die Bildungsgerechtigkeit auf dem Spiel. „Gerade die Kinder, die sowieso schon weniger Bildungsvorteile haben, haben es jetzt noch schwerer.“ Die rund 300 bis 400 gespendeten Geräte, die ihr Büro seit Beginn der Pandemie auch mit Hilfe der Schulsozialarbeiter verteilt hat, reichen dabei nicht aus. „Die Not ist groß“, sagt Löffler. Wie groß genau, sei aber nicht bekannt. „Von einem Tag auf den anderen wurden die Schulen geschlossen, aber der Prozess wurde nicht begleitet, keine Statistik erhoben.“ Das Problem ist in ihren Augen auch mit der Rückkehr der Schulen in den Präsenzunterricht nicht behoben. „Die Digitalisierung in den Schulen wird nicht zurückgenommen, das wird Teil des Unterrichts bleiben“, glaubt sie. Die Technik werde deshalb Dauerthema sein, gerade für weiterführende Schulen. Eigentlich, so findet Löffler, sollten die technischen Endgeräte zur Schulausstattung gehören wie die Fibel. „Aber es fehlt der politische Wille.“ So würden viele Kinder abgehängt. Das beobachtet auch Schulsozialarbeiterin Schuster. „Einige Kinder sind einfach hinten runtergefallen“, sagt sie. 

Kinderarmut nimmt zu 

Die Pandemie hat das Problem der Kinderarmut auch in Potsdam weiter verschärft. Zu den Beratungsangeboten des Büro Kindermut der Awo kommen derzeit vermehrt Familien, die nie zuvor Transferleistungen erhalten haben, wie Löffler berichtet. Es seien Familien, die durch Kurzarbeit weniger Einkommen hätten, deren Firmen kaum noch Aufträge bekämen. Familien der Mittelschicht. „Die Existenzängste der Eltern führen auch bei den Kindern zu psychischer Belastung“, so Löffler. Sie fürchtet, dass aufgrund der angespannten Haushaltslage auch bei der Sozialarbeit gespart werde. „Wenn das passiert, ist das eine große Gefahr für die Gesellschaft“, warnt sie. „Jetzt darf keine Beratungsstelle schließen.“

Das Thema stand auch im Jugendhilfeausschuss und in der Stadtverordnetenversammlung auf der Tagesordnung. In ihrer Sitzung Anfang Juni beschlossen die Stadtverordneten mehrere Prüfanträge, um zu erreichen, dass das Beratungs- und Hilfsangebot ausgebaut wird, um Spätfolgen der Pandemie abzufedern. Löffler betont, auch Jugendclubs seien essentiell: „Die Jugendlichen haben so viel verpasst. Die Jugendweihe, die Abifeier, das erste Knutschen – Meilensteine, die einfach weg waren.“ Das wirke sich auf das Selbstwertgefühl und den positiven Blick in die Zukunft aus: „Es gibt viel zu reparieren.“

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