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Massiullah Mollahzad beim Workshop bei „About: Fashion“ in Berlin.

© Sebastian Gabsch

PNN-Leser schenkten ihm einen Modekurs: Massiullah Mollahzada möchte deutsche und afghanische Kultur verbinden

Massiullah Mollahzada bekam bei „Potsdam schenkt“ von PNN-Lesern einen Modeworkshop geschenkt. Nun hat der 19-Jährige an dem Kurs teilgenommen - und sein Talent unter Beweis gestellt.

Von Birte Förster

Potsdam/Berlin - Massiullah Mollahzada sitzt an einem Tisch und arbeitet an seinem Entwurf. Eine extravagante Robe offenbart sich dem Betrachter: Eine Frau trägt ein Gewand mit silbernem Oberteil und cremefarbenem Seidenrock, Schachbrettmuster und die Umrisse einer Violine verbinden beides miteinander. Ein Hingucker ist auch das Gefieder aus Leder in warmen Rot- und Orange-Tönen. Vorerst existiert das aufsehenerregende Kleid nur auf dem Papier. 

Erst hat Mollahzada seine Idee detailliert gezeichnet und in einem zweiten Schritt eine Collage aus Fotomaterial davon angefertigt, um der Kreation eines realen Kleidungsstücks immer näher zu kommen. Das Thema des Kurses, zu dem sich jeder eine Kreation einfallen lässt, lautet Harlekin und Pierrot. Die beiden Bühnenfiguren sind für fröhlich bunte Kostüme und schwarz-weiße Muster bekannt. 

Der 19-jährige Mollahzada aus Afghanistan hat bei der PNN-Weihnachtsaktion „Potsdam schenkt“ im Dezember vergangenen Jahres die Teilnahme an einem Modekurs in der Berliner auf Mode spezialisierten Studien- und Karriereberatung „About: Fashion“ von PNN-Leserinnen und -Lesern geschenkt bekommen. Nun hat er an dem viertägigen Kurs teilgenommen. 

Kurs gibt Einblicke in Modebranche

Vor Ort zeigt sich: Massiullah Mollahzada ist voll in seinem Element. Die von ihm angefertigten Entwurfsskizzen wirken professionell, sein Talent ist deutlich erkennbar. „Es macht Spaß“, sagt er. Er sei gespannt, was am Ende dabei herauskomme. In dem Kurs lerne er mit verschiedenen Materialien wie mit Aquarellfarben zu arbeiten und mittels Collagen Gegenstände neu zusammenzusetzen. 

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Während des Kurses bekommen die fünf Teilnehmer einen Einblick in die Funktionsweise der Modebranche von Modezeichnungen und ersten Entwürfen über die Entwicklung einer ganzen Kollektion bis hin zu Produktion und Marketing. Auch die Beschäftigung mit Trends und Trendprognosen spielt eine Rolle. „Wir spielen den Modezyklus einer ganzen Saison durch“, erklärt Silke Geib. 

Die erfahrene Modedesignerin arbeitete zehn Jahre lang für internationale Modehäuser in Paris, Antwerpen, Amsterdam und Stockholm. Außerdem war sie als Dozentin an einer Berliner Kunsthochschule für Mode tätig und entwickelte ihr eigenes Modelabel „Blaenk“. 2010 gründete sie zusammen mit Marc Karpstein „About: Fashion“. Ziel ist es, Modeinteressierte in Workshops und Kursen auf ein Studium an einer Modeschule vorzubereiten, sie über Aufnahmeprüfungen, Studiengänge und Berufsbilder in der Branche zu informieren. 

Massiullah Mollahzada kam als Flüchtling nach Potsdam

Ein Studium in Modedesign schwebt auch Massiullah Mollahzada vor. Seit langem interessiert sich der junge Mann für Mode, er entwickelte früh eigene Vorstellungen von Farben, Stoffen und Schnitten. Auch das Hemd mit den knalligen Farben und verschiedenen Mustern, das er trägt, hat er nicht als fertiges Kleidungsstück gekauft. „Den Stoff habe ich im Iran gefunden“, erzählt er. Von einem Schneider habe er sich daraus nach seinen Wünschen ein Hemd nähen lassen. Auch seine Familienmitglieder fragen ihn immer wieder nach seiner Meinung, wenn es um Kleidung und einen passenden Look geht. 

Zusammen mit seiner Schwester und deren Familie wohnt Massiullah Mollahzada in Potsdam. Sie kamen vor einigen Jahren als Flüchtlinge nach Deutschland. Etwa zwei Jahre waren sie in der Flüchtlingsunterkunft am Brauhausberg untergebracht. Mittlerweile leben sie in einer Wohnung in Potsdam-West. In dem Stadtteil besuchte Massiullah auch die Montessori-Schule und schloss diese mit der Mittleren Reife ab. Im Anschluss absolvierte er dort ein Freiwilliges Soziales Jahr als Hilfslehrer. 

Deutsche und afghanische Kultur zusammenbringen 

Nun konzentriert sich der vielseitig interessierte „Massi“, wie er oft genannt wird, der nebenbei auch Cello spielt, auf die Mode. Er möchte ausloten, ob eine berufliche Zukunft in der Branche für ihn denkbar ist. Komplett entschieden sei er noch nicht. „Zu 80 Prozent“, sagt er. Denn er habe auch gehört, dass eine Karriere als Modedesigner nicht einfach sei. Aber der Beruf als solcher, das Entwerfen neuer Kleidungsstücke bis hin zu ganzen Kollektionen, gefällt ihm. „Ich finde es toll“, schwärmt er. 

Für ein Jahr besucht er die Modeschule Berlin. Das Oberstufenzentrum in Berlin-Mitte bietet neben den klassischen Schulfächern Unterricht in Mode und Bekleidungstechnik. Während des Jahres ist auch ein Praktikum vorgesehen, das er bei einem Modedesigner machen möchte. 

Und auch ein Thema für seine spätere Arbeit als Modedesigner hat er bereits, das sein altes und sein neues Leben vereint: „Ich will deutsche und afghanische Kultur in meiner Mode zusammenbringen“, sagt Massiullah.

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