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Besetzt. Im Juli wurde die FH von Abrissgegnern in Beschlag genommen.

© S. Gabsch

PNN-Jahresrückblick: Das war 2017 wichtig

Ein neues Museum, ein neues Bad, neue Gesichter im Rathaus, ein Abriss und ein Baustart in der Potsdamer Mitte und die Bundestagswahl: Ein Überblick über die wichtigsten Ereignisse 2017.

Der Barberini-Effekt. Das Foto ging im Januar um die Welt: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), versunken in die Betrachtung einer Herbstlandschaft von Claude Monet. Das Gemälde hing im Kunstmuseum Barberini am Alten Markt in Potsdam. Merkel war zur Eröffnung des von Software-Milliardär Hasso Plattner gestifteten Hauses gekommen, genau zu der Stunde, als auf der anderen Seite des Atlantiks Donald Trump ins US-Präsidentenamt eingeführt wurde. Kunst statt Polter-Politik: Ein bewusstes Statement der Kanzlerin? Es ist der Auftakt für eine Erfolgsgeschichte sondergleichen: Schon mit der Eröffnungsschau zum französischen Impressionismus werden alle Erwartungen von Museumsleiterin Ortrud Westheider übertroffen. Im Dezember konnte sie den 500 000. Gast begrüßen, das Haus etablierte sich auf Anhieb als größter Besuchermagnet in Potsdam, sorgte international für ein Echo. Davon profitiert nicht zuletzt die Tourismusbranche. Stifter Plattner wurde die Ehrenbürgerwürde verliehen.

Baderöffnung. Unglücklicher startete das Schwimmbad blu am Brauhausberg: Zur Eröffnung im Juni hagelte es Kritik am Aussehen, es gibt Mängel an der Fassade, die Außenanlagen wurden erst mehrere Monate später überhaupt fertig, außerdem entbrannte eine Debatte über die Preispolitik für Familien. Trotzdem gibt es mehr Gäste als erwartet. Negative Schlagzeilen machte das blu im November: Eine 39-Jährige starb nach einem tragischen Unfall, Augenzeugen erhoben schwere Vorwürfe gegen die Schwimmmeister. Die Staatsanwaltschaft ermittelte wegen einer Vorerkrankung der Frau aber nicht. Es bleiben offene Fragen. Und der Badbetreiber, eine Stadtwerke-Tochter, macht keine gute Figur: Kein Wort des Beileids, keine Nachfrage habe es gegeben, kritisierten die Eltern der Verstorbenen im Dezember. 

Personalkarussell. Im Potsdamer Rathaus sind erstmals seit Langem wieder alle vier Dezernentenposten besetzt, im März wurde Noosha Aubel (parteilos) von den Stadtverordneten zur Beigeordneten für Bildung, Kultur und Sport gewählt, im August trat sie ihr Amt an. Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) ist seit Mai im Amt. Für Bewegung im Rathaus sorgte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) mit der Ankündigung, bei der OB-Wahl 2018 nicht mehr zu kandidieren. In der SPD brachten sich Finanzdezernent Burkhard Exner und Sozialdezernent Mike Schubert in Stellung für eine Kandidatur, die Linke will die parteilose Potsdamer Gleichstellungsbeauftragte Martina Trauth ins Rennen schicken, die Grünen nominierten Janny Armbruster, für Die Andere geht Lutz Boede an den Start, auch Einzelkandidat Jürgen „Lupo“ Rohne hat sich schon erklärt. Die Potsdamer haben am 23. September 2018 die Wahl.

Gewählt. Bei der Bundestagswahl im September kam es zum Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der SPD-Kandidatin Manja Schüle und der CDU-Kandidatin Saskia Ludwig. Schüle holte das Direktmandat, die SPD musste aber dramatische Verluste bei den Zweitstimmen hinnehmen und landete nur knapp vor der Linken. Die rechtspopulistische AfD dagegen konnte im Potsdamer Wahlkreis sogar mehr Stimmen erreichen als im Bundesdurchschnitt.

Abrissbeginn und Baustart. In der Potsdamer Mitte eskalierte der Streit um das Fachhochschulgebäude. Das Bürgerbegehren gegen den Abriss scheiterte im Februar vor dem Verwaltungsgericht. Im Juli sorgten Aktivisten mit einer vorübergehenden Besetzung für Ausnahmezustand am Alten Markt. Danach wurde das Gebäude vorfristig geräumt und mit Überwachungskameras und Sicherheitsdienst zur Festung. Den lange geplanten Kehraus musste die Fachhochschule im Oktober auf dem Alten Markt und in den umliegenden Gebäuden begehen. Ein von den Abrissgegnern außerhalb des laufenden Verfahrens abgegebenes Kaufangebot lehnte der Sanierungsträger als „nett, aber substanzlos“ ab. Der Abriss hat im November begonnen. Auch mit dem umstrittenen Wiederaufbau der Garnisonkirche ist es in diesem Jahr ernst geworden: Im Oktober war Baustart für das einstige Wahrzeichen der Stadt, der Gottesdienst zu diesem Anlass wurde indes von Gegnern lautstark gestört.

Turbulenzen. Im Spätherbst machte das Oberlinhaus, traditionsreiche Institution und mit 1800 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber Potsdams, Schlagzeilen. Es gibt Fragen zur wirtschaftlichen Situation und interne Kritik an den beiden Geschäftsführern. Die wiederum witterten eine Kampagne zugunsten des städtischen Bergmann-Klinikums – was Oberbürgermeister Jann Jakobs scharf zurückwies. Zwei namhafte Mitglieder haben den Aufsichtsrat „aus persönlichen Gründen“ verlassen. Wie sich die Geschichte weiterentwickelt, wird das Jahr 2018 zeigen.

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