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Höhepunkt. Im früheren Terrassenrestaurant Minsk wird ein Museum eröffnen.

© Ottmar Winter

PNN-Jahresausblick: Was 2022 in Potsdam wichtig wird

Das Museum Minsk eröffnet, die Großbaustelle Leipziger Dreieck wird fertig, der „Potsdam Bonus“ kommt: 2022 bringt einiges Erfreuliches. Doch viele Streitpunkte bleiben.

Potsdam - Ein Jahr ohne Wahlen, aber mit einer immer noch fordernden Coronakrise und einigen anderen Großbaustellen auf allen Ebenen, die noch einer Entscheidung bedürfen: Für Potsdam wird auch das anstehende 2022 ein ereignisreiches Jahr – das kann als sicher gelten. Ein Überblick.

Rechenzentrum und Garnisonkirchturm in Potsdam.
Rechenzentrum und Garnisonkirchturm in Potsdam.

© Ottmar Winter

Debatten in der Kommunalpolitik

Gleich für die ersten Monate stehen in 2022 mehrere Grundsatzentscheidungen des Stadtparlaments an. So müssen unter anderem die Stadtverordneten gleich im Januar über den Kompromiss zur Zukunft des Kreativhauses Rechenzentrum befinden, das nun doch weitgehend erhalten bleiben soll. Daneben könnte auf dem Grundstück des ehemaligen Kirchenschiffs der Garnisonkirche, nach einem internationalen Architekturwettbewerb, ein neues „Haus der Demokratie“ errichtet werden – für einen seit Jahren benötigten neuen Plenarsaal der Stadtverordneten und Räume für das Potsdam Museum. Auf diese Grundzüge hatten sich Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), das Rechenzentrum und die Stiftung Garnisonkirche verständigt. Daran gibt es allerdings auch viel Kritik, vor allem aus der CDU. Ob das reicht, ist allerdings fraglich – Schubert kann auf die Zustimmung seiner rot-grün-roten Rathauskooperation hoffen. Sollte es für das Rechenzentrum reichen, wäre das in diesem Jahr eine Art vorgezogenes Geburtstagsgeschenk auch für das bekannte Mosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ an seinem Sockel: Es war 1972 – 2022 also vor 50 Jahren – von dem Künstler Fritz Eisel fertiggestellt worden.

Runder Geburtstag. Das Mosaik am Rechenzentrum wird 50 Jahre alt.
Runder Geburtstag. Das Mosaik am Rechenzentrum wird 50 Jahre alt.

© Ottmar Winter

Ebenso stehen für die Stadtverordneten die Abstimmungen über den Haushalt 2022 an – hier hatten zum Beispiel die Grünen in der Kooperation deutlich mehr Klimaschutz-Maßnahmen gefordert, was Kämmerer Burkhard Exner (SPD) bisher ablehnt. Die Frage ist auch, ob zum Beispiel die Coronakrise noch größere Löcher in den Stadthaushalt reißt, als ohnehin schon prognostiziert.

Die Biosphäre. Gerade das Umfeld soll für Besucher und auch Anwohner attraktiver gestaltet werden
Die Biosphäre. Gerade das Umfeld soll für Besucher und auch Anwohner attraktiver gestaltet werden

© Andreas Klaer

Um viel Geld geht es auch bei einem weiteren Punkt: So soll ab Januar über die Zukunft der seit Jahren defizitären Biosphäre entschieden werden. Wegen der Corona-Pandemie und auch dem Wegfall von EU-Fördermitteln hatten sich bekanntlich erhebliche Zeitverzögerungen für das Konzept ergeben, wie die mittlerweile 20 Jahre alte Tropenhalle für mindestens 17 Millionen Euro zu einem Freizeit- und Wissenschafts-Center umgebaut werden könnte, inklusive Wellnesszentrum und Tagungshotel.

Weitere Dauerthemen sind zum Beispiel der Umgang mit dem angekündigten Aus für die Josephinen-Seniorenanlage durch den dortigen privaten Vermieter – auch hier könnte die Stadtpolitik noch Gegenmaßnahmen formulieren wollen, forderte doch die Linke zuletzt sogar eine Beschlagnahmung des Hochhauses an der Freundschaftsinsel, sollte der Inhaber nicht einlenken.

Übrigens: Auch wenn es das Jahr über keine Wahlen gibt, steht im Herbst jedoch die Halbzeitbilanz für Oberbürgermeister Schubert an.

US-Stararchitekt Daniel Libeskind bei der Vorstellung seiner Pläne für eine „Media City“ zwischen Filmpark und den Filmstudios.
US-Stararchitekt Daniel Libeskind bei der Vorstellung seiner Pläne für eine „Media City“ zwischen Filmpark und den Filmstudios.

© Andreas Klaer

Bauen und Wohnen

Bei den kontroversen Debatten zur Stadtentwicklung dürfte auch 2022 das geplante Viertel in Krampnitz eine Hauptrolle spielen. Dort geht es aktuell vor allem um Erschließungsarbeiten. Zudem beginnt dieses Jahr das Planfeststellungsverfahren für die umstrittene Straßenbahnlinie in Richtung des ehemaligen Kasernengeländes.

Schon gebaut wird in der Potsdamer Mitte rund um den Alten Markt. Hier sollen noch in diesem Sommer das sogenannte Musikerhaus und der „Einsiedler“ fertiggestellt werden – ebenso erste Gebäude im letzten Bauabschnitt der Speicherstadt vis á vis zum Hauptbahnhof. Ferner könnte es noch 2022 den Baustart für das lang angekündigte Digitalzentrum RAW in der Teltower Vorstadt geben. Ein Werkstattverfahren mit den Stadtverordneten ist hingegen zunächst für die „Media City“ am Filmpark nach einem Entwurf des Stararchitekten Daniel Libeskind vorgesehen, wo insbesondere die Höhe der geplanten Bauten noch einmal für Diskussionen sorgen dürfte. Auch wichtig: Bis Juni 2022 soll das Gesamtkonzept für die Umgestaltung des Wohngebiets Am Schlaatz stehen.

Apropos Wohnungen und teure Mieten: Der sogenannte „Potsdam Bonus“ wird ab Januar mit einer Pilotphase stufenweise eingeführt. Dazu wird laut Rathaus zunächst eine entsprechende Vermietungsrichtlinie mit Vergabekriterien für nicht belegungsgebundene Wohnungen der kommunalen Bauholding ProPotsdam erprobt. Damit soll es Potsdamern tendenziell erleichtert werden, bei der Suche nach Wohnungen nicht den Kürzeren zu ziehen. Ferner soll so mit einem Punktesystem auch die Arbeit in Berufen der Daseinsvorsorge oder das dauerhafte ehrenamtliche Engagement, beispielsweise bei der Freiwilligen Feuerwehr, bei der Wohnungssuche honoriert werden. Die Frage ist nun zum Beispiel, ob andere lokale Wohnungsanbieter für dieses Modell gewonnen werden können, etwa Genossenschaften.

Entspannung in Sicht. Autofahrer:innen in Potsdam können auf weniger Staustress hoffen. Die größte Baustelle der Landeshauptstadt, das Leipziger Dreieck, soll planmäßig 2022 fertig werden.
Entspannung in Sicht. Autofahrer:innen in Potsdam können auf weniger Staustress hoffen. Die größte Baustelle der Landeshauptstadt, das Leipziger Dreieck, soll planmäßig 2022 fertig werden.

© Ottmar Winter

Verkehr und Staustellen

2022 könnte für staugeplagte Autofahrer tatsächlich besser werden: So dürfte Potsdams größte Baustelle im Leipziger Dreieck fertiggestellt werden, wo es um eine verbesserte Wendeschleife für die Straßenbahn ging. Allerdings ist hier noch der Umbau der Straßenführung am Brauhausberg geplant, was aber mit längst nicht so vielen Behinderungen wie in diesem Jahr verbunden sein dürfte. Weiter gehen die Arbeiten für die teilweise schon neu errichteten Hochstraßenbrücken der Nuthestraße – hier ist noch bis mindestens Herbst mit Einschränkungen zu rechnen. Bis Januar 2023 ist auch die Sanierung der Behlertstraße angesetzt, samt den dafür nötigen Umleitungen durch die Innenstadt. Im September wird – gerade für Ausflügler interessant – die Fahrradbrücke von Potsdam nach Werder fertiggestellt. Für Fußgänger wichtig: Die Brandenburger Straße soll ab dem Frühjahr endlich neu gepflastert werden. Und: Vom 9. April an sollen vor allem im Potsdamer Norden deutlich mehr Busse des Verkehrsbetriebs (ViP) als bisher verkehren, vor allem über die Amundsenstraße.

Das Museum Barberini hat schon vielen Potsdamern Kunsterlebnisse beschwert - etwa die Picasso-Ausstellung.
Das Museum Barberini hat schon vielen Potsdamern Kunsterlebnisse beschwert - etwa die Picasso-Ausstellung.

© Manfred Thomas

Gedenktage und Jubiläen

Auf den ersten Blick gibt es 2022 nur wenige überregional bedeutsame runde Jahrestage. Allerdings gibt es wichtige Gedenkdaten und Geburtstage für einige wichtige Potsdamer Institutionen und Orte. Gleich am 20. Januar wird etwa das Museum Barberini fünf Jahre alt. Bei der Stadt- und Landesbibliothek gibt es gleich zwei Jubiläen: Die Landesbibliothek wird 100 Jahre alt, das Haus in der heutigen Kombination 30 Jahre alt wird – letzteres hat die Bibliothek mit dem Waschhaus in der Schiffbauergasse gemeinsam, das 1992 in den Beschlag der Kunstszene genommen wurde. Deutlich älter wird etwa die bekannte Siedlung Eigenheim in der Teltower Vorstadt, die im Sommer den 100. Geburtstag ihrer Gründung begeht. Auch das Studio Babelsberg kann feiern: Am 12. Februar 2022, genau 110 Jahre nach dem ersten Drehtag an dem Standort. Und: Im November 1872 waren die ersten Patienten des vor 150 Jahren neuen St. Josefs-Krankenhauses in zunächst 25 Betten gepflegt worden. Fakt am Rande: Am 1. Oktober 1902 wurde das erste Potsdamer E-Werk in Betrieb genommen – damals in der Zeppelinstraße.

Ein rundes Jubiläum gibt es auch bei der katholischen Kirchgemeinde St. Peter und Paul: Unter dem Motto "1722" wird dort das ganze Jahr über 300 Jahre katholische Kirche in Potsdam gefeiert. Höhepunkt soll ein Festgottesdienst am 4. September werden - dazu wird unter anderem der Bischoff von Lüttich in Belgien erwartet, denn von dort kamen seinerzeit die ersten Katholiken nach der Reform nach Potsdam.

Es stehen 2022 auch einige Gedenkdaten für die dunklen Seiten der Stadtgeschichte an: So jährt sich etwa der erste NSDAP-Reichsjugendtag von Anfang Oktober 1932 in Potsdam. „Gegründet“ vor 70 Jahren wurde überdies das Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) für den Bezirk Potsdam in der Lindenstraße 52, das vorher schon den Nationalsozialisten als Justizeinrichtung und Haftanstalt diente.

Rückblick. Maler Peter Rohn soll im Potsdam Museum ausstellen.
Rückblick. Maler Peter Rohn soll im Potsdam Museum ausstellen.

© Ottmar Winter

Kunst und Kultur

Es wird wohl der wichtigste Kulturtermin des Jahres: Die Eröffnung des neuen Museums im ehemaligen Terrassenrestaurant Minsk ist für das Frühjahr geplant – ein halbes Jahr später als gedacht. Das neue Museum am Brauhausberg soll ausgehend von den Werken aus der Sammlung des Stifters und Mäzens Hasso Plattner eine Brücke zwischen der Kunst der ehemaligen DDR und der jüngeren zeitgenössischen Kunst bauen.

Am Museum Barberini soll es 2022 drei große Schauen zu den Themen Impressionismus, abstrakte Kunst nach 1945 und Surrealismus geben. „Eine neue Kunst. Photographie und Impressionismus“ soll den Auftakt machen, sie läuft vom 12. Februar bis zum 8. Mai. Vom 5. Juni bis zum 25. September folgt „Die Form der Freiheit. Internationale Abstraktion nach 1945“ mit Arbeiten von beispielsweise Jackson Pollock oder Joan Mitchell. „Surrealismus und Magie. Verzauberte Moderne“ – mit Werken von Malern wie Giorgio de Chirico, Salvador Dalí oder Max Ernst – ist vom 22. Oktober bis zum 29. Januar 2023 zu sehen.

Das Potsdam Museum lud bekanntlich von Juli bis Ende Oktober 2021 dazu ein, ausgewählte Kunstwerke aus der hauseigenen Sammlung kennenzulernen und sich aus den 275 Objekten ein Lieblingswerk auszusuchen. Aus den Ergebnissen folgt nun eine Sonderausstellung „Eine Sammlung – viele Perspektiven. Kunst im Dialog von 1900 bis heute“, die im Frühjahr eröffnet werden soll. Zeitgenössisch und lokal sind auch eine ab April geplante Ausstellung des Künstlers Rainer Sperl („Weltall, Erde, Mensch“) und eine im Herbst avisierte Retrospektive des Potsdamer Malers Peter Rohn.

Das Filmmuseum plant im März einen Programmmonat ausschließlich mit Filmen von Regisseurinnen und im Mai eine umfangreiche Retrospektive mit den Filmen der Schauspielerin Asta Nielsen. Für Asta Nielsen, den vielleicht ersten Weltstar des Kinos, fiel vor 110 Jahren die erste Klappe – eben im damals neu errichteten Babelsberger Filmstudio.

Viele andere Daten sind noch ungewiss, gerade in Sachen Theater oder Musik. Fest steht allerdings, dass die Stadtverwaltung die Bürgerstiftung beim Betrieb der im vergangenen Sommer erfolgreich gestarteten Inselbühne auf der Freundschaftsinsel weiterhin unterstützen will.

Das Filmstudio Babelsberg
Das Filmstudio Babelsberg

© Andreas Klaer

Neue Filme aus Potsdam

Auch in der Filmbranche sorgt Corona für Unsicherheiten, ob etwa Kinos offen bleiben – das gilt allerdings nicht für Streamingdienste. So soll die auch im Studio Babelsberg gedrehte Mystery-Thrillerserie „1899“ noch dieses Jahr bei Netflix starten, mit zweistelligen Millionenkosten ist sie die bisher teuerste deutsche Serie.

Auch diverse andere in Potsdam gedrehte Filme dürften in den Kinos starten: So kommt „Spencer“ mit Kristen Stewart als Lady Di, gedreht auch im Schloss Marquardt, schon am 13. Januar auf die Leinwände. Für die in Babelsberg produzierte Videospiel-Adaption „Uncharted“, gedreht im Juli 2020 mit Spiderman-Darsteller Tom Holland, wird als Kinostart in den US-Kinos derzeit der Februar genannt. Auch Keanu Reeves kommt wieder mit einem Babelsberg-Film in die Kinos: Nach dem neuen „Matrix“-Teil soll wohl noch im Sommer der Action-Kracher „John Wick 4“ starten. Im Oktober folgt dann, wenn alles nach Plan läuft, der Film „Tár“ mit Oscar-Preisträgerin Cate Blanchet, der unter anderem am Orangerieschloss von Sanssouci gedreht wurde. Unklar ist noch, ob der neue Thriller „Retribution“, den Actionstar Liam Neeson im zurückliegenden Jahr auch in Babelsberg gedreht hat, noch 2022 gezeigt werden kann.

Investitionen für Bildung

In nächsten Jahr starten und enden wieder mehrere Bauvorhaben an und für Potsdamer Schulen. Verantwortlich ist jeweils der Kommunale Immobilienservice (Kis). Einige Beispiele: Beginnen wird im Sommer die lang angekündigte Sanierung der Steuben-Gesamtschule im Kirchsteigfeld – wofür vorher auch provisorische Unterrichtscontainer vor Ort aufgestellt werden müssen. Ebenso soll noch 2022 der erste Bauabschnitt für einen Erweiterungsbau der Comenius-Förderschule am Brauhausberg starten. Im Herbst wird ferner der Neubau einer Zweifeld-Sporthalle und einer Mensa für die Lenné-Gesamtschule und die Grundschule am Humboldtring begonnen. Fertiggestellt wird hingegen für die Eisenhart-Grundschule ein Erweiterungsbau – dafür wird noch bis zu den Sommerferien ein lange Zeit leerstehendes Gebäude in der Gutenbergstraße 67 hergerichtet.

Breiten- und Spitzensport

Für Freizeitsportler gibt es bald neue Plätze und Hallen. Drei Beispiele: Noch im Herbst startet die Stadt den Bau des Sportforums Schlaatz mit Platz für diverse Trainingsstätten. Kleiner, aber für den Norden wichtig: Der Volkspark erhält schon in der nächsten Freiluftsaison zusätzliche Beachvolleyballfelder. Außerdem beginnt die Sanierung der Preußenhalle in Groß Glienicke.

Im Spitzensport stehen im Februar die Olympischen Winterspiele in China an. Hier haben beim Bob zum Beispiel noch die in Potsdam trainierenden Eric Franke und Lisa-Marie Buckwitz eine Chance auf Olympia-Tickets. Die Frage ist auch, ob und welche Potsdamer Turbine-Spielerinnen mit zur Fußball-EM der Frauen im Juli reisen können – und ob in diesem Jahr noch Potsdamer Vereinen ein Aufstieg gelingen könnte. Hier stehen zum Beispiel die Handballer des VfL Potsdam derzeit auf Platz eins der Tabelle in der dritten Bundesliga.

Höhere Gas- und Fernwärmepreise

Den massiven Preisanstieg bei Energiekosten bekommen auch die Potsdamer zu spüren. So hatte die Energie und Wasser Potsdam (EWP) zwar eine Strompreiserhöhung vermieden, allerdings werden Gas und Fernwärme nächstes Jahr teurer. Hier geht es nach Rechnungen des kommunalen Energieversorgers für durchschnittliche Haushalte um rund 230 bis 290 Euro pro Jahr – allerdings soll ein neues Programm „PotsdamLiebe“ gerade Kunden aus der Landeshauptstadt mit besonderen Rabatten halten helfen.

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