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Platz für Heisig und Tübke in Potsdam: Ostdeutsche Kunst im Palast Barberini?

Der Investor Abris Lelbach verhandelt mit Hasso Plattner, dessen Sammlung von DDR-Kunst könnte demnach in den Räumen des historischen Nachbaus ausgestellt werden. Die Stadt sagt ihre Unterstützung zu.

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Innenstadt - Nur einen Steinwurf vom Palast Barberini entfernt hat sich Hasso Plattner bereits verewigt. 20 Millionen Euro hat der Milliardär und Mäzen für die historische Fassade des Landtagsschlosses gespendet, vor eineinhalb Jahren packte er noch einmal 1,6 Millionen Euro obendrauf, damit das Parlamentsdach mit dem edleren Kupfer statt mit Zink gedeckt werden konnte. Nun will Plattner offenbar ein weiteres Zeichen in Potsdams historischer Mitte setzen: Der SAP-Gründer spielt mit dem Gedanken, seine Kunsthalle im Palast Barberini, dem künftig zweiten repräsentativen Gebäude am Alten Markt, unterzubringen.

Barberini-Investor Abris Lelbach, ein Berliner Unternehmer, bestätigte am Dienstag den PNN, dass er mit Plattner Gespräche führt. Lelbach betonte aber zugleich, dass er mit mehreren potenziellen Partnern über eine künstlerische Nutzung des Gebäudes verhandele.

Sollte Plattner seine Sammlung tatsächlich im Palast Barberini ausstellen, werden es aber wohl nur die Werke der DDR-Kunst und der Ostmoderne sein – und nicht sein privates Vermächtnis, das aus vielen Werken der Meister der klassischen Moderne besteht. Dass die ostdeutsche Kunst – darunter Werke einstiger DDR-Maler wie Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig, Arno Rink, Willi Sitte und Werner Tübke – in Potsdam bleibt, dieses Versprechen hatte Plattner der Stadt Potsdam und ihren Bürgern gegeben. Zu diesem Wort will er stehen. Mehr aber wird die Stadt wohl nicht bekommen. Denn dass dem Mäzen seit dem Debakel um die Kunsthalle die Lust an Potsdam gründlich vergangen ist, gilt inzwischen als offenes Geheimnis.

Im April 2012 hatten die PNN exklusiv berichtet, dass Plattner das mit dem Hotel Mercure bebaute Grundstück im Lustgarten kaufen wollte, um anstelle des aus DDR-Zeiten stammenden 17-Geschossers eine Kunsthalle zu errichten. Selten jedoch hat in Potsdam ein so großzügiges Angebot derart zwiespältige Reaktionen provoziert – es entbrannte eine hitzige Debatte. Für Plattner gaben letztlich jene den Ausschlag, die dem Mäzen vorwarfen, sich zulasten der DDR-Geschichte ein Denkmal zu setzen oder gar ein Mausoleum bauen zu wollen. Plattner litt unter den Anschuldigungen, ihn verschreckte die Unlust an seiner Gabe. Er trat entnervt den Rückzug aus der Mitte an und kündigte an, stattdessen auf dem „Campus am Jungfernsee“ zu bauen – einem Areal im Potsdamer Norden, das er bereits vor Jahren erworben hatte. Selbst eine Demonstration für die Kunsthalle in der Mitte, an der Tausende Potsdamer, unterstützt von Prominenz wie Günther Jauch und Wolfgang Joop, teilgenommen hatten, stimmte den Mäzen nur kurzzeitig um. Für Potsdam, so die nahezu einhellige Meinung in Stadtpolitik und Bürgerschaft, ist damit eine einmalige Chance verstrichen.

Seit der endgültigen Entscheidung Plattners, die Kunsthalle am Jungfernsee zu errichten, ist es auffällig ruhig geblieben: Weder wurde bislang ein Architekturentwurf präsentiert noch ein Baubeginn für das Projekt in Aussicht gestellt.

Sollte die Kunstsammlung in den Palast Barberini einziehen, wären diese Fragen geklärt. Lelbach will nach eigener Aussage im Mai den Bauantrag einreichen, im Frühjahr 2013 könnte Baustart sein. Dass der Barberini-Investor auf eine künstlerische Nutzung setzt, wird auch am Wechsel seines Architekten deutlich. Statt des Potsdamer Architekten Bernd Albers ist nun das Berliner Büro Hilmer, Sattler & Albrecht für das Projekt zuständig – ein Büro, das bereits mehrere Museumsvorhaben verwirklicht hat, darunter die Instandsetzung des Alten Museums in Berlin. Bestätigen wollte Lelbach den Architektenwechsel allerdings nicht. Offiziell werde die Entscheidung über die künftige Nutzung des Palastes Barberini in den nächsten Wochen fallen, erklärte Lelbach. In jedem Fall läuft es wohl auf eine künstlerische hinaus.

Ursprünglich hatte der Unternehmer in den Seitenflügeln des Palastes Barberini Wohnungen schaffen wollen. Doch nun habe er sich für eine komplett öffentliche Nutzung entschieden, weil man damit dem „herausragenden Stellenwert des Gebäudes und des Platzes“ am ehesten gerecht werde, sagte Lelbach. Der Kaufvertrag mit der Stadt sehe die Option einer Nutzung des Palastes Barberini für künstlerische Zwecke ausdrücklich vor. Dennoch sei ein Museum in dem Bau eine besondere Herausforderung, so Lelbach. Denn gemäß dem Leitbautenkonzept muss der Palast äußerlich mit seiner historischen Fassade und auch innen zum Teil originalgetreu wiedererrichtet werden. Die vielen Fenster aber erschweren eine Nutzung als Galerie oder Ausstellungsraum.

Im Potsdamer Rathaus herrschte am Dienstag vorsichtiger Optimismus: Generell stehe der Nutzung des Palastes Barberini als Kunsthalle „nichts im Wege“, sagte Stefan Schulz, Sprecher von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Jede Bemühung, eine Kunsthalle in der Potsdamer Mitte zu realisieren, sei zu begrüßen, so Schulz. Die Stadt sichere bei dem Vorhaben „jede erdenkliche Unterstützung“ zu. Euphorie herrschte hingegen bei der Bürgerinitiative Mitteschön: „Wunderbar, wir freuen uns“, sagte Sprecherin Barbara Kuster.

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