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Promi-Power. Bei der Demo auf dem Alten Markt halfen unter anderem TV-Moderator Günther Jauch (l.), Modeschöpfer Wolfgang Joop (r.) und Oberbürgermeister Jann Jakobs, Hasso Plattner (2.v.r.) umzustimmen. Nun baut er die Kunsthalle doch am Stadtrand.

© dpa

Landeshauptstadt: Plattner zieht sich an den Jungfernsee zurück

Mäzen zieht Konsequenzen aus fortdauernder Einmischung in Privatprojekt Kunsthalle. Jakobs: „Außerordentlich bedauerlich“

Innenstadt - Der Traum ist aus: Milliardär und Mäzen Hasso Plattner hat den Bau einer Kunsthalle in der Potsdamer Mitte endgültig abgesagt. Nach einer wochenlangen Debatte, bei der es um den Abriss des ehemaligen DDR-Interhotels zugunsten des modernen Museumsbaus, aber auch um das Verfahren und die künftigen Ausstellungen ging, hat Plattner sich am Mittwoch mit einem offenen Brief an den Oberbürgermeister und die PNN gewandt. In dem Schreiben erklärt Plattner, dass er sein Museum jetzt auf seinem Grundstück am Jungfernsee bauen werde. Damit wird aller Wahrscheinlichkeit nach das 17-stöckige heutige Hotel Mercure in unmittelbarer Nähe zum als Landtag wiederaufgebauten Stadtschloss stehen bleiben.

Als einen Grund für seinen Rückzug nennt Plattner die Einmischung zahlreicher Potsdamer Akteure in sein privates Vorhaben. So war er jüngst mehrfach aufgefordert worden, einen Architektenwettbewerb auszuloben. Es habe ein großes Missverständnis gegeben, schreibt Plattner: Seine Kunsthalle werde ein „öffentlich zugängliches Gebäude, aber kein öffentliches Gebäude“. Das öffentliche Interesse an dem prominenten Standort könne er nachvollziehen. Aus dem „bunten Bild“ von „Zustimmungen, Warnungen, Auflagen bis hin zu klarer Ablehnung“ ziehe er das Fazit: „Ein privater Bau kann nicht widerspruchsfrei an einem Standort wie dem Mercure erfolgen.“ Plattner hatte bereits mit Bekanntwerden seiner Pläne angekündigt, er werde die Kunsthalle nur mit Zustimmung der Potsdamer bauen.

Oberbürgermeister Jann Jakobs sagte am Mittwoch, Plattners Absage an die Mitte sei „eine außerordentlich bedauerliche Nachricht“. Es sei „traurig, dass es so weit gekommen ist“. Die teils kontroverse Diskussion der vergangenen Wochen um die Kunsthalle und den Standort sei „sicherlich in großen Teilen auch nötig“ gewesen. Doch „die Art und Weise einiger Beiträge, besonders aber die Vehemenz, mit der die Person Hasso Plattner ins Zentrum einer Auseinandersetzung gerückt wurde, hatten mit der Sache nichts mehr zu tun“, so Jakobs. Plattner habe, so der Oberbürgermeister, nichts weiter gewollt „als dieser Stadt ein außergewöhnliches Geschenk zu machen“.

Damit, dass Plattner ein weiteres Mal umgestimmt werden könnte, rechnet im Rathaus jetzt fast niemand mehr. Das war zunächst gelungen, als sich rund 1000 Potsdamer – darunter Prominenz wie TV-Journalist Günther Jauch, Modeschöpfer Wolfgang Joop und Schauspielerin Nadja Uhl – vor zweieinhalb Wochen bei einer Demonstration auf dem Alten Markt für die Kunsthalle am Standort Mercure stark gemacht hatten. Den Demonstranten hatte Plattner gesagt, wenn alle Probleme gelöst würden, werde er den Standort Mercure wieder in Erwägung ziehen. Doch die Diskussion um die Kunsthalle riss nicht ab. Aus Plattners Umfeld hieß es am Mittwoch, er sei es leid, als Sau durchs Dorf getrieben zu werden. Es habe ihn erschrocken, wie wenig in der Stadt teilweise wahrgenommen werde, dass es sich um sein privates Vorhaben handele. Als nun eine Zeitung auch noch die brandenburgische Umweltministerin Anita Tack (Linke) zu seinen Plänen befragt hatte, habe er schlicht die Nase voll gehabt, hieß es. Er wolle nicht mehr jeden Tag Ärger wegen der Kunsthalle haben. Nach PNN-Informationen hatte sich Plattner am vergangenen Freitag zu einem Gespräch mit Potsdams Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg getroffen. Scharfenberg lehnt einen Abriss des 1969 in Plattenbauweise errichteten Hotel Mercure ab. Über das Ergebnis des Gesprächs ist bisher nichts bekannt.

Schauspielerin Nadja Uhl, die auf der Kundgebung auf dem Alten Markt auch zu den Potsdamern gesprochen hatte, äußerte am Mittwoch Verständnis für Plattners Absage an die Mitte: „Ich kann verstehen, wenn jemand nicht für sein Geld Probleme kaufen will.“ Es sei klar, dass Plattner die „Souveränität in seinen Entscheidungen behalten will“, so Uhl auf PNN-Anfrage. Mit Plattners Rückzug aus der Mitte verpasse Potsdam eine große Chance auch kommenden Generationen gegenüber.

Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, bedauert Plattners Entscheidung sehr. „Eine Kunsthalle an dieser Stelle wäre für die Entwicklung der Stadt und der Stadtmitte das richtige Signal gewesen.“ Die Diskussion darüber, was mit dem Hotel Mercure passiere, müsse aber auch nach Plattners Rückzug weitergehen, so Dorgerloh. „Die Chance, das Grundstück zu erwerben und damit die Weichen für die Entwicklung des Areals zu stellen, kommt nicht so schnell wieder.“ Die Stadtpolitik habe sich ja bereits dafür ausgesprochen, längerfristig ohne dieses Haus zu planen.

Der Hauptausschuss des Stadtparlaments hatte vor zwei Wochen mit großer Mehrheit beschlossen, dass die Kunsthalle an die Stelle des Hotel Mercure gebaut werden soll. Außer der Linken und der Fraktion Die Andere stimmten alle Parteien dem Hotel-Abriss zu. Das Hotel hat laut Experten noch eine Standsicherheit von maximal 20 Jahren. Es gehört dem US-Hegdefond Blackstone. Der Mieter, der Hotelkonzern Accor, hat eine Option auf Verlängerung des Mietvertrags bereits im vergangenen Jahr gemäß Unternehmensstrategie nicht gezogen.

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