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Blick über die Lange Brücke auf das Hotel Mercure und den Schlossneubau in Potsdams alter Mitte.

© Andreas Klaer

Plattner-Kunsthalle: Richtung Lustgarten

Potsdam debattiert über den Standort für Hasso Plattners Kunsthalle. Der Lustgarten, wo heute das Hotel Mercure steht, ist der Favorit – nicht nur des Mäzens.

Innenstadt - Die Liste derer, die sich freuen würden, wenn das Hotel Mercure zugunsten der Plattner-Kunsthalle aus dem Potsdamer Stadtbild verschwindet, ist lang: Politiker, Experten, Prominente der Stadt befürworten einen Abriss des 17-stöckigen Hochhauses zugunsten der modernen Kunsthalle. Doch es gibt auch Gegner: Die Linke will weiterhin nichts von einem Mercure-Abriss wissen. Unter Konservativen gibt es zudem vereinzelt Stimmen, die bei einem Abriss des Hotels die Rückkehr zum historischen Stadtgrundriss fordern – einst war der Lustgarten unbebaut. Diese Forderung erscheint jedoch eher unrealistisch: Ohne Käufer würde das Hotel kaum abgerissen.

In der Stadtpolitik haben sich die Sozialdemokraten bereits festgelegt. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hat dem Unternehmer und Mäzen Hasso Plattner das Hotel-Areal am Lustgarten für den Bau der Kunsthalle angeboten, SPD-Partei- und Fraktionschef Mike Schubert sagte Jakobs die Unterstützung der Parteigenossen zu. Voraussetzung: Die Weisse Flotte kann mit ihrem Empfangsgebäude am Hafen direkt am Lustgarten bleiben.

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Auch die anderen Parteien, die mit ihren Fraktionen in der Rathauskooperation von SPD, CDU/ANW, Bündnisgrünen und FDP zusammenarbeiten, stehen weitgehend für die Kunsthalle im Lustgarten. So befürwortete die kulturpolitische Sprecherin der Bündnisgrünen im Landtag, Marie Luise von Halem, ebenso den Abriss des Mercures zugunsten der modernen Kunsthalle wie der Potsdamer CDU-Landtagsabgeordnete Steeven Bretz. Bereits am Freitag hatten sich den PNN gegenüber die Wahlpotsdamer Fernsehmoderator Günther Jauch und Regisseur und Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff für die Kunsthalle im Lustgarten ausgesprochen.

Am Wochenende plädierte auch der Potsdamer Architekturprofessor Ludger Brands für den Bau der Kunsthalle am Ort des Mercure. Damit bestehe „endlich die einmalige Chance, das Gesamtkunstwerk Potsdamer Mitte der Vollendung näher zu bringen“, so Brands. Der Lustgarten gegenüber dem Stadtschloss sei immer der landschaftsgestalterische Komplementär zum Schloss gewesen und könne diese Bedeutung mit dem Abriss des Hochhauses und einer „topographisch nicht so dominanten Architektur“ der Kunsthalle wiedererlangen. Gerade durch die Wiedererrichtung des Stadtschlosses sei der Umgang mit dem Lustgarten von großer Bedeutung. Bleibe das Mercure stehen, würde dies „einen Widerspruch ins sich“ darstellen, so Brands. Mit der Kunsthalle würde neben den „kirchlichen Solitär Nikolaikirche, den weltlichen Solitär Landtag im Schloss ein weiterer Solitär treten, das Haus der schönen Künste“, so der Architekturprofessor. Damit sei die „Versammlung der Monumente“ im Zentrum komplettiert.

Pro Kunsthalle statt Mercure trat am Wochenende auch die Bürgerinitiative „Mitteschön“ ein, die für eine Wiederherstellung des Stadtzentrums nach historischem Vorbild steht. Kabarettistin Barbara Kuster von der Initiative sagte, mit dem außergewöhnlichen Geschenk Plattners werde der Abriss des Hotels möglich. Das sei großartig, denn das Haus störe das historische Stadtbild. Ein Neubau an gleicher Stelle müsse sich der Dominanz von Stadtschloss und Nikolaikirche anpassen, sagte Kuster. Sie könne sich dafür sehr wohl ein modernes Gebäude vorstellen. Es gebe durchaus gute, moderne Archikturentwürfe.

Die Potsdamer Linke um Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg und Parteichef Sascha Krämer bleibt dagegen bei einer Ablehnung des Mercure-Abrisses. Es bestehe durch Plattners Angebot kein Anlass, das Hotel Mercure sofort abzureißen, sagte Scharfenberg am Sonntag beim „Frühschoppen“ der Linken im Bürgerhaus Sternzeichen. „Bis in alle Ewigkeit“ müsse das Mercure nicht stehen bleiben, aber zwanzig Jahre, die das Haus noch funktionieren könne, seien „schon sehr viel“, meinte der Fraktionschef. Scharfenberg probierte zudem, das Thema Kunsthalle vom Standort Lustgarten abzukoppeln: Allein durch die frühzeitige Festlegung auf das Mercure-Areal für den Bau der Kunsthalle habe Oberbürgermeister Jakobs eine an sich positive Sache mit Auseinandersetzungen verbunden. Unnötig habe Jakobs dadurch Probleme heraufbeschworen. Immerhin stünden im Mercure fünfzig Leute in Lohn und Brot. „Die Sichtweise der Stadt ist in dieser Frage beschränkt“, so der Vorwurf. „Wir wollen die Kunsthalle, aber dazu müssen wir einen geeigneten Standort suchen“, sagte der Fraktionschef. Nach seiner Meinung käme zum Beispiel das Areal des Blücherplatzes infrage. Hinter dem Alten Rathaus gelegen, sei er ein hervorragender Ort.

Neben diesem Platz hatte das Rathaus die Schiffbauergasse und die Speicherstadt als mögliche Standorte genannt. Bis zum Sommer soll eine Entscheidung gefallen sein. Dabei ist klar, was Mäzen Hasso Plattner sich wünscht: Der Lustgarten sei „wahrscheinlich in ganz Deutschland der fantastischste Bauplatz“, sagte er im PNN-Interview. Er versprach zu dem einen moderen Bau, der auf das Stadtbild Rücksicht nehme. (mit dapd)

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