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Platterns Museumspläne in Potsdam: Beschlossene Sache: Plattners Kunstmuseum ins Palast Barberini

Ende gut, alles gut? Potsdams Stadtverordnete haben den Weg frei gemacht für das private Kunstmuseum von Mäzen und Software-Unternehmer Hasso Plattner (SAP) in Potsdam. Der Wert für Potsdam ist unermesslich, der der Kunst wurde nun erstmals benannt.

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Am späten Mittwochabend stimmten die Potsdamer Stadtverordneten für alle nötigen Anträge. Somit können die Bauplanungen für den Wiederaufbau des „Palast Barberini“ neben dem Stadtschloss am Alten Markt so geändert werden, dass dort ein von Hasso Plattner und dem Unternehmer Abris Lelbach statt eines Hotels und Wohnungen ein von Plattners Förderstiftung betriebenes Museum mit allein 4000 Quadratmeter Ausstellungsfläche eingerichtet werden kann. Die Entscheidungen fielen ohne Gegenstimme bei nur vier Enthaltungen.
Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) nannte erstmals Zahlen: Allein die Kunst, die Plattner dort ausstellen wolle, habe einen Schätzwert von derzeit einer halben Milliarde Euro. Plattner gilt als bedeutender Sammler. Seine Sammlung ist bisher weitgehend unbekannt. Bekannt ist, dass er neben anderen französische Im- und Expressionisten sammelt. Zudem hat er für Potsdam eine Sammlung ostdeutscher Kunst der letzten 60 Jahre angelegt.
Die Betriebskosten für das Museum, die Plattners Stiftung trägt, belaufen sich laut Klipp für den Palast Barberini jährlich auf etwa zehn Millionen Euro. Die Investitionskosten für den Museumsbau sollen sich laut Stadt auf etwa 60 Millionen Euro belaufen.
Zudem stimmten die Abgeordneten für den im Eilverfahren auf den Weg gebrachten Verkauf von Nachbargrundstücken an der Alten Fahrt an Lelbach/Plattner. Dort, in der Brauerstraße 4 bis 6, wollen die Unternehmer die Tiefgarage errichten, für die wegen der Museumstechnik unter dem Barberini kein Platz mehr ist. Die Stellplätze sind aber vorgeschrieben.
Am Abend hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) für die Pläne geworben. In seinem allmonatlichen Bericht zur Lage der Stadt sagte er, Potsdam könne mit dem Bau eine herausragende Attraktion gewinnen: „Wir haben die einmalige Chance, in kultureller Hinsicht nicht in der dritten Liga, sondern gleich in der Champions League zu spielen.“
Jakobs erinnerte mit Blick auf Mäzen Hasso Plattner auch an die Ereignisse vor einem Jahr, als der Software-Milliardär seine Pläne für eine Kunsthalle anstelle des Hotel Mercure nach einer heftigen Debatte entnervt aufgegeben hatte. „Wenn jemand trotz schwieriger Diskussionen weiter bereit ist, so viel Geld zu investieren, dann sollte man dem mit Respekt begegnen“, so Jakobs. Sicher könne man über viele Details diskutieren. „Doch was sind die Details gegen das, was wir gewinnen? Man sollte durch kleinteilige Diskussionen nicht das große Ganze aus den Augen verlieren.“ Wie berichtet hatten die Grünen zuletzt erwogene Änderungsanträge zu einem einst zugesagten Durchgang in dem Neubau wieder verworfen.
Linke-Fraktionschef und Oppositionsführer Hans-Jürgen Scharfenberg sagte, die Möglichkeit müsse genutzt werden. Zum angestoßenen Eilverfahren sagte er, es herrsche eine besondere Situation, die besondere Wege nötig mache. „Aber ich möchte festhalten, dass das eine Ausnahme sein und bleiben muss.“
Das Kunstmuseum soll  2016 eröffnet werden.

Der Wert des für die öffentliche Hand kostenlosen Kunstmuseums im Palast Barberini ist für Potsdam derzeit kaum zu nbeziffern. „Dass durch ein Museum nicht nur eine Stadt, sondern ein ganzer Landstrich erheblich profitieren kann, hat zum Beispiel das Guggenheim-Museum in Bilbao bewiesen“, sagte die Kunsthistorikerin und Expertin für Privatmuseen im deutschsprachigen Raum, Gerda Ridler, im PNN-Interview. In der nordspanischen Stadt werden seit 1997 Werke der US-amerikanischen Stiftung gezeigt. Der spektakuläre Bau des Architekten Frank O. Gehry zählt zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt. Es sei davon auszugehen, dass ein Museum in Potsdam mit hochkarätigen Kunstwerken ähnlich große Strahlkraft haben werde, sagte Ridler. Abhängig von der Qualität, Internationalität und der Vielfalt des Ausstellungsprogramms werde es sicher ein neues kunstinteressiertes Publikum in die Stadt bringen, sagte Ridler.Plattner selbst hatte in einem PNN-Interview angekündigt, in Potsdam Wechselaustellungen mit anderen Privatsammlern und -museen zu organisieren - neben anderen etwa zur amerikanischen Malerei des 20. Jahrhunderts.

Plattner ist der bedeutenste Mäzen Potsdams. Allein für die historische Fassade und das Kupferdach des Landtagsschlosses spendete er mehr als 20 Millionen Euro. Er errichtete und finanziert das Hasso Plattner Instittut (HPI) an der Uni Potsdam.

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