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Mit Überblick. Prokurist Peter Tabeling (r.) mit einem Kollegen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Pläne sind nicht nur etwas für IT-Nerds Wie eine Potsdamer IT-Firma moderne Autos mitkonzipiert und Pläne transparenter macht

Es sieht aus wie ein komplexer Schaltkreis: Unzählige kleine beschriftete Kästchen, Pfeile, Balken und Kreise sind auf einem riesigen Blatt Papier aufgezeichnet. Der Plan zeigt die Entwicklung eines Spurhalteassistenten im Auto.

Von Eva Schmid

Es sieht aus wie ein komplexer Schaltkreis: Unzählige kleine beschriftete Kästchen, Pfeile, Balken und Kreise sind auf einem riesigen Blatt Papier aufgezeichnet. Der Plan zeigt die Entwicklung eines Spurhalteassistenten im Auto. Ein anderer Plan, der im Büro der Potsdamer IT-Firma Intervista AG hängt, erklärt, welche Schritte nötig sind, damit im Auto ein Tempomat zum Einsatz kommt. Auch mit Einparkhilfen und andere Assistenzfunktionen beschäftigen sich die Potsdamer Informatiker von Intervista in der Berliner Straße.

Je komplexer die Software und Elektronik in modernen Autos ist, umso mehr Überblick brauche man, sagt Peter Tabeling, Prokurist bei Intervista. Die Pläne seiner Firma sollen helfen, Autobauern und deren Zulieferern den nötigen Überblick zu geben. Sie seien so etwas wie ein Kommunikationsmittel, der Plan mache alle Projektbeteiligten die Aufgaben und Zuständigkeiten verständlich, sagt der Prokurist. Tabeling hatte zuvor als Dozent am Hasso-Plattner-Institut gelehrt, von dort hat er auch das wissenschaftliche Modell für die Pläne mitgebracht.

Seit acht Jahren arbeitet Intervista für den Volkswagen-Konzern. Die Wolfsburger haben sich die Potsdamer IT-Experten unter anderem ins Haus geholt, weil man sich dort transparentere Prozesse wünscht. Das mag in Zeiten von Abgas-Manipulations-Software etwas sonderbar klingen, doch ohne einen Plan würden Zusammenhänge übersehen und Fehler entstehen, sagt Tabeling. Die Pläne seien nicht nur was für IT-Nerds, sondern auch für Manager.

Fragt man Tabeling nach den Verfehlungen bei VW, schüttelt der Mann mit den kurzen grauen Haaren den Kopf. Das sei nicht seine Baustelle. Auch will er nicht näher darauf eingehen, ob die detaillierten Prozesspläne aus Potsdam, in denen unter anderem die Zuständigkeiten geklärt sind, womöglich im Nachhinein helfen könnten, um zu klären, wer im Abgasskandal was an welcher Stelle wusste.

Tabeling will nach vorne sehen, die Aufträge von VW sind seit dem Skandal nicht weniger geworden. 30 Mitarbeiter beschäftigt die Intervista, neben den Plänen für moderne Assistenzfunktionen in Autos, entwickeln die Potsdamer Informatiker seit 16 Jahren unter anderem intelligente Lösungen für das papierlose Büro, automatisierte Vertragssoftware und Multimedia-Automaten, die allerorts im Straßenbild zu sehen sind und an denen man das Guthaben für sein Handy aufladen kann. „In Zeiten von Flatrate-Tarifen hat sich das mittlerweile aber überholt“, sagt Tabeling.

Der Prokurist sucht derzeit händeringend nach technikaffinen und an Autos interessierten Hochschulabsolventen. Viele junge Informatiker würden sich an die großen Firmen wie SAP oder Oracle wenden, mittelständische Firmen würden die wenigsten kennen.

Der Job sei spannend, sagt Tabeling. „Software kommt heute überall und immer mehr zum Einsatz“, ob in Autos, Kühlschränken oder medizinischen Geräten. Und überall, wo Software Einzug halte, würden auch die Probleme hinzukommen. „Die Schwierigkeit ist, komplizierte und umfangreiche Software abzustimmen und am Ende so zusammenzuführen, dass sie wie gewünscht funktioniert.“ Je mehr Menschen an der Entwicklung beteiligt seien, umso klarer müsste sein, wer an welcher Stelle was zu tun hat. Das bei VW laufe nun ganz gut, die Zulieferer würden die Pläne der Potsdamer Informatiker gut verstehen, auch wenn sie auf den ersten Blick kompliziert aussehen. Eva Schmid

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