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Neue Straßenbahnen in Potsdam: Die wachsende Stadt und neue Vorschriften sind Gründe dafür.

© A. Klaer

Pläne des Verkehrsbetriebs Potsdam: Potsdam muss alte Trams früher ersetzen

In den kommenden Jahren muss Potsdam wohl erneut Straßenbahnen anschaffen, weil die alten Tatrabahnen ausrangiert werden müssen. Auch steigende Bevölkerungszahlen machen Probleme.

Der Potsdamer Verkehrsbetrieb (ViP) wird trotz des gerade beschlossenen Investitionsprogramms über 50 Millionen Euro schon in wenigen Jahren neues Geld benötigen. Verantwortlich dafür sind unter anderem die alten Tatrabahnen, die bis spätestens 2022 ausrangiert werden müssen. Wie ViP-Sprecher Stefan Klotz den PNN auf Anfrage mitteilte, müssen bis dahin mindestens sechs der noch neun fahrenden Tatra-Zugverbände ersetzt werden, da alle Trams laut dem neuen Personenbeförderungsgesetz (PBefG) dann vollständig barrierefrei und damit stufenlos zugänglich sein müssen.

Wie hoch ist der Fahrzeugbedarf für Busse und Bahnen?

Als Ersatz für die restlichen drei Züge würden acht Combino-Trams im Rahmen des Investitionsprogramms verlängert, um mehr Fahrgäste aufnehmen zu können. Auch die Haltestellen müssen den Bundesvorgaben zufolge bis 2022 für die Niederflurtechnik umgerüstet sein. Dies ist an fünf Stopps im Stadtgebiet derzeit noch nicht der Fall. Ebenso macht das Bevölkerungswachstum dem ViP zunehmend Probleme. In den kommenden Wochen werde die aktuelle Prognose „intensiv analysiert“, um den Fahrzeugbedarf insgesamt für Busse und Bahnen fortzuschreiben, so Klotz.

Anfang Oktober hatte die Stadt eine neue Prognose veröffentlicht, wonach bis 2030 fast 193 000 Menschen in der Havelstadt leben werden. Das wären 27 000 Einwohner mehr als jetzt und knapp 14 000 mehr als bei der vorherigen Prognose erwartet. Noch nicht einberechnet sind dabei die aktuellen, hohen Flüchtlingszahlen. So muss Potsdam in diesem Jahr voraussichtlich 1600 Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten aufnehmen, möglicherweise auch mehr.

Auch neue Busse werden gebraucht

Wann die neuen Bahnen ausgeschrieben werden, ist aber noch unklar. Dies sei ein langes, komplexes Verfahren und müsse mit der Stadt abgesprochen werden. „Deswegen können zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Schätzungen zu eventuellen Startterminen und finanziellen Umfängen abgegeben werden“, sagte Klotz. Die Kosten dürften aber mehrere Millionen Euro betragen.

Auch bei der Busflotte stehen Neuanschaffungen an. Außerdem würden die Fahrzeuge nach zehn Jahren oder einer Laufzeit von einer Million Kilometern ohnehin ausgetauscht. Bezahlen müssten dies bei Bussen und Bahnen der Fahrgast und die Landeshauptstadt.

Fahrgäste beschwerten sich über zu enge Gänge

Klotz widersprach zugleich der Einschätzung, dass die Anschaffung der 18 Variotrams von 2008 ein Fehler gewesen sei. „Die Variobahn hat wie alle Bahnen Stärken und Schwächen“, so der Sprecher. Der Zuschlag für den Hersteller Stadler Pankow GmbH sei zum damaligen Zeitpunkt die beste Wahl gewesen. Fahrgäste hatten sich zuletzt unter anderem über zu enge Gänge und eine schlechte Aufenthaltsqualität in den Zügen beschwert. Klotz zufolge sollen die Gleise in Potsdam verbreitert werden, damit künftig Bahnen mit einer Breite von 2,40 Meter betrieben werden können und damit diese Probleme behoben werden.

Auch das aktuelle von der Stadtverordnetenversammlung (SVV) beschlossene Investitionsprogramm in Höhe von 50 Millionen Euro ist noch nicht vollkommen unter Dach und Fach. „Die Verhandlungen sind auf einem sehr guten Weg“, sagte Klotz dazu. Warum die Verträge noch nicht unterschrieben sind, wollte Klotz nicht kommentieren. Nach PNN-Informationen geht es dabei vor allem um Details bei der Finanzierung.

Tramstrecke zum Campus Jungfernsee soll Ende 2017 in Betrieb gehen

Für die Planungen der Tramstrecke bis zum Campus Jungfernsee im Norden hat dies aber offenbar keine Auswirkungen. Der ViP gehe nach wie vor davon aus, dass die Strecke zum Fahrplanwechsel Ende 2017 den Betrieb aufnehmen könne, sagte Klotz. Allerdings steht dem noch eine Umweltverträglichkeitsprüfung wegen der Widmung eines Streckenteils zum FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) zwischen der Bundesstraße B2 und dem Jungfernsee entgegen. „Ob sich daraus neue Erkenntnisse und zeitliche Verzögerungen ergeben“, könne zum derzeitigen Zeitpunkt nicht bewertet werden. Allerdings gebe es schon Zwischenergebnisse, nach denen keine wesentlichen Änderungen zu erwarten seien, sagte Klotz.

Ein weiteres Problem sind die Fahrer der Busse und Bahnen. „Wir brauchen mehr Personal“, sagte ViP-Geschäftsführer Oliver Glaser bei einer Infoveranstaltung Mitte Oktober. Laut Klotz endet der laufende Verkehrsvertrag zwischen der Landeshauptstadt und dem ViP Ende 2019. Art und Umfang des künftigen Angebots müssten dann neu verhandelt werden. Hierbei würden auch zu den Ausgleichskosten und den darin enthaltenen Kosten des Fahrbetriebes Regelungen getroffen. Abhängig ist dies auch von der Höhe der Bundes- und Landeszuschüsse, die aber künftig eher geringer ausfallen werden. Dann blieben eben nur die Stadt oder der Fahrgast – durch möglicherweise höhere Tarife.

Stefan Engelbrecht

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